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Ein Beschaffungsvorhaben für schwimmende Plattformen ist im Rüstungsprozess üblicherweise ein längerfristiges Vorhaben und steht im Gegensatz zu der volatilen sicherheitspolitischen Lage, die in den letzten 10 Jahren das „new normal“ geworden ist.

Einerseits müssen die Bedarfsträger bei der Formulierung ihrer Fähigkeitsforderungen die geopolitischen Entwicklungen antizipieren, andererseits muss eine Beschaffung den aktuellen Ist-Stand des Tagesgeschäfts der Bedarfsträger berücksichtigen. Neue Schiffsentwürfe wie die MKS 180/F 126 berücksichtigen die Bedarfe mit einer erhöhten Modularität, die eine weitaus höhere operative Flexibilität versprechen.

Den Bedarf dieser hohen Flexibilität hat das „Team Deutschland“ – ein Zusammenschluss aus mehreren deutschen, kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) – aufgenommen, um einen modularen Fähigkeitsträger für die Marine zu konzipieren. Dieser ist sowohl im Rahmen der LV/BV, nationalem Risiko und Krisenmanagement einsetzbar. Der Fähigkeitsträger ermöglicht zudem weiteres Aufwuchspotenzial, um zukünftigen Herausforderungen zu begegnen.

Die grundsätzliche Überzeugung des Teams ist es, dass marktverfügbare Kampfboote in dieser Größenklasse weder den heutigen noch den zukünftigen Anforderungen und Bedrohungen gerecht werden.

Aktuelles Beispiel für die sich wandelnde taktische Bedrohungslage ist der erste massive Einsatz von Drohnen im Armenien-Konflikt. Als Quellen dienen verfügbare Berichte und Videos, in denen als modern eingestufte Luftabwehrsysteme erfolgreich durch Drohnen bekämpft werden konnten – trotz aktivierter Radarsysteme. Diese Bedrohung ist real und existiert nicht nur im Rahmen von Area Access/Area Denial (A2AD) Szenarien im maritimen Umfeld, sondern auch in asymmetrischen Konflikten mit Beteiligung von gut ausgestatteten Milizen ohne eigene Marinefähigkeiten. Aufgrund der Reichweite dieser Drohnen stellen solche Luftangriffe auch ein ernstzunehmendes Risiko für seegehende Einheiten dar. Marktverfügbare Boote bieten derzeit – aus Sicht des „Team Deutschland“ – keinen wirksamen Ansatz gegen diese Bedrohungen.

Das „Team Deutschland“ – ein Zusammenschluss aus mehreren deutschen, kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) – konzipiert einen modularen Fähigkeitsträger. Dieser ist sowohl im Rahmen der LV/BV, als auch im Rahmen des nationalen Risiko und Krisenmanagements einsetzbar. (Foto: TAMSEN MARITIM GmbH)

Schlüsseltechnologien aus Deutschland

Die zukünftige Bedrohungslage ergibt sich aus weitreichender 3D-Überwachung, genauer und verzögerungsarmer Punkt zu Punkt-Bekämpfung und einer enger werdenden Überwachung, zum Beispiel durch lokal wirkende elektro-optische Sensoren. Dies erfordert eine smarte Aufklärungs- und Gefechts-Plattform. Die beteiligten Firmen haben diesbezüglich ihre Kompetenz in der Realisierung von digitalen Gefechtsfahrzeugen in die Konzeption des modularen Fähigkeitsträgers einfließen lassen. Gerade in Einsatzgebieten der „confined and shallow waters“, die klassischerweise der Einsatzflottille 1 in Kiel zugeordnet sind, drohen diese neuen Gefahren. Im Rahmen der LV/BV rückt das Einsatzgebiet der Ostsee nun wieder in den Fokus. Mit den geographischen Besonderheiten dieser Region kann eine smarte Aufklärungs- und Gefechtsplattform ihr volles Potenzial entfalten.

Das „Team Deutschland“ hat die Bootsplattform von Anfang an als Mittel zum Zweck, quasi als Nukleus des Begriffs FähigkeitsTRÄGER betrachtet und konsequent auf Modularität entwickelt. Durch austauschbare bzw. kombinierbare (modulare) Fähigkeiten wird dieser Fähigkeitsträger für derzeitige und absehbare Einsatzszenarios eine durchhalte- und durchsetzungsfähige Plattform bieten, die es so auf dem Weltmarkt nicht gibt. Im Vordergrund der Betrachtungen des Teams stehen zunächst die Bedarfe der Spezialkräfte.

Eine „Basiskonfiguration“ wurde bereits so konzipiert, dass grundlegende Aufklärungs- und Waffensysteme eingerüstet sind, um im Einsatz zu bestehen.

Das Konzept basiert auf ganzeinheitlich reduzierten Schiffsignaturen, insbesondere in den Bereichen Radar, Infrarot und Akustik. Flache, in die Aufbauten integrierte Sensor-Systeme (z.B. in die Bordwand eingelassene AESA Radar-Flächen mit jeweils 120° horizontaler Abdeckung) oder ausfahrbare, passive Sensor-Systeme unterstützen diesen Ansatz. Die resultierende Reduzierung der Eigensignatur und die Fähigkeit zur passiven Aufklärung in breiten Bereichen des elektromagnetischen sowie optischen Spektrums erleichtern das unentdeckte Verlegen und taktisch autarke Operieren im Einsatzraum.

Eine passive Form des Selbstschutzes stellt das schiffbauliche Design der Plattform dar. Durch niedrige Signaturen sowie eine sehr geringe Höhe über der Wasserlinie, stellt der Fähigkeitsträger für einen „klassischen“ Seezielflugkörper ein kaum zu treffendes Ziel dar. Zum Selbstschutz gegen gelenkte „loitering munitions“ sind die integrierten Elektronischen Unterstützungsmaßnahmen und elektronischen Aufklärungssysteme (EloUM- und EloAufklSys) vorgesehen. Sie übernehmen die Aufklärung der Funkkommunikation des entsprechenden Waffentyps, um anschließend Gegenmaßnahmen einleiten zu können.

Aufklärungsfähigkeit

Durch die modulare Integration unterschiedlicher Sensoren für ein kombiniertes Lagebild, wie z.B. AESA-Radar, EO-Sensoren, Laser-, IR- und Radar-Warner, wird in Verbindung mit den verfügbaren Effektoren (je nach Modulkonfiguration) eine für Kampfboote außergewöhnliche Befähigung zum Selbstschutz als auch Wirkfähigkeit ermöglicht.

Bereits für die Marine geplante EloUM- und EloAufkl-Systeme bieten Fähigkeiten, die andere Nationen eher SIGINT-Schiffen zuschreiben würden und dienen darüber hinaus einem erweiterten Selbstschutz. Dabei besteht die Möglichkeit Aufklärungsergebnisse entweder autark an Bord auszuwerten (als Einzelfahrer) oder durch die modernen Kommunikationsmöglichkeiten im vernetzten Verbund anderen Einheiten zur Verfügung zu stellen.

Die Grundidee eines multifunktionalen Missionsdecks der MKS 180 wurde auch im Konzept des Fähigkeitsträgers mit aufgenommen und für das Verholen von Equipment, wie z.B. Schlauchboote, kleineren AUVs oder UW Scootern, ohne Hilfsmittel vorgesehen. Das Missionsdeck kann weiter als Installationsort für neue bzw. erweiterte Effektoren bis hin zu „Non-Line-of-Sight“-Flugkörpern (NLOS) oder als Steilfeuer-Effektor dienen. Zudem soll das Missionsdeck mit entsprechender Traglast die Möglichkeit bieten auch zukünftige Systeme auf standarisierten Gerüsten, gegebenenfalls auf „Heavy Cargo Unit“ (HCU) Paletten aufzunehmen. Eine entsprechende Versorgung der Missionslast wird über die Bordsysteme der Plattform zur Verfügung gestellt.

Bei der Kombination mehrerer Fähigkeitsträger in verschiedenen Modulkonfigurationen ergeben sich militärische Projektionsmöglichkeiten, die bisher wesentlich größeren Booten und Schiffen vorbehalten waren. Dies, kombiniert mit einer A400M Verbringung, bedeutet für die deutsche Marine und die Bundeswehr weltweit wesentlich schnellere Reaktionszeiten, da ein langwieriger Anmarsch auf eigenem Kiel entfällt. Das ist ein wesentlicher Vorteil in einer Zeit, in denen Konflikte sehr schnell entstehen und genauso schnell wieder beendet werden.

Große Reichweite und hohe Geschwindigkeit, kombiniert mit einer bis zu mehreren Tagen möglichen Stehzeit im Einsatzgebiet, sowie die Luftverladefähigkeit ermöglichen es hochwertige Plattformen, wie z.B. K130, F125 oder in Zukunft MKS 180/F126 für andere Einsätze verfügbar zu halten.

„Off the Shelf“ vs. tailored

Eine Nutzung von „Military of the Shelf“-Einheiten ist – nach Bewertung des Teams – eine nicht zukunftsfähige Interimslösung für die Spezialkräfte der Bundeswehr. Die Systeme als auch die Plattformen müssten mit hohem Aufwand an die aktuellen Bedarfe angepasst werden.

Für die weitere Entwicklung und Umsetzung einer zukunftsfähigen, smarten, modularen Aufklärungs- und Gefechts-Plattform, die den Herausforderungen der modernen Einsatzrealität gewachsenen ist, steht das „Team Deutschland“ bereit.

PLATH Corporation GmbH
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Ansprechpartner: Markus Daiberl
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