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Die europäische Mission zur Förderung maritimer Sicherheit (‚maritime awareness‘) in der Straße von Hormuz, EMASOH, feiert ihr erstes Jubiläum: Sie ist vor einem Jahr gestartet worden.

Die von Frankreich etablierte und geleitete maritime Überwachungs- und Sicherheitsmission soll im Seegebiet um die Straße von Hormus die Freiheit der Schifffahrt gewährleisten. „Sie ist seit einem Jahr aktiv, und während dieser Zeit war die Situation in der Straße von Hormuz relativ stabil. Ohne Zweifel wirkt sich EMASOH positiv aus “, sagt Kommodore Carsten Fjord-Larsen, der aktuelle Befehlshaber der Operation.

Zur Erinnerung: die Situation im Persischen Golf war im zweiten Halbjahr 2019 besonders angespannt. Im Januar 2021 kam es zur Festsetzung eines südkoreanischen Tankers durch den Iran. Ebenfalls im Januar 2021 ereignete sich ein Minenangriff auf einen Tanker während einer Beladeaktion in irakischen Hoheitsgewässern.

EMASOH zielt darauf ab, zur Sicherheit der Navigation im Seegebiet um die Straße von Hormuz beizutragen und durch einen ‚integrativen regionalen Dialog‘ am Persischen Golf und in der Straße von Hormuz deeskalierend zu wirken. Die hochrangige zivile Vertreterin der EMASOH, die dänische Botschafterin Julie Elisabeth Pruzan-Jørgensen, kommentiert: „Der diplomatische Weg zielt darauf ab, Spannungen abzubauen und die Vertrauensbildung im maritimen Bereich auf der Grundlage eines Dialogs mit allen Küstenstaaten über die Sicherheit im Seeverkehr zu fördern. Dieser integrative, de-eskalatorische Ansatz ist angesichts der derzeitigen Dynamik in der Region vielleicht angesagter denn je.“

Die diplomatischen Bemühungen werden durch die Präsenz von Marineeinheiten (zur See und in der Luft) sekundiert. Seit Aufnahme der Operation waren daran sieben Fregatten aus Dänemark, Frankreich, Griechenland und den Niederlanden beteiligt. Im Jahr 2020 unterstützten drei französische Seefernaufklärer Breguet-Atlantic 2 die Einsätze der Überwasssereinheiten. Die Zwischenbilanz nach einem Jahr ist beachtlich: Insgesamt wurden mehr als 100 Flüge durchgeführt, 400 Tage auf See verbracht, mehr als 20 Handelsschiffe begleitet und die Straße von Hormuz fast hundert Mal durchfahren. Zurzeit stellt allein Frankreich mit der Fregatte „Guépratte“ (La Fayette-Klasse)  sowie einem Seefernaufklärer Breguet-Atlantic 2 die EMASOH.

EMASOH wurde am 20. Januar 2020 durch eine gemeinsame Erklärung europäischer Staaten ins Leben gerufen. Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, die Niederlande und Portugal beteiligen sich an EMASOH. Die volle Einsatzfähigkeit (FOC – full operational capability) wurde am 25. Februar 2020 erklärt (ESuT berichtete). Diese Operation wurde vor Jahresfrist relativ schnell realisiert. Da sich daran nur wenige Staaten beteiligen, wird sie in ihrer Bedeutung unterschätzt. Deutschland ist über politische Absichtserklärungen bisher nicht hinausgegangen, obwohl der Schiffsverkehr in dieser Region für den deutschen Außenhandel immens wichtig ist. Zudem betont Deutschland immer wieder ein hohes Interesse ‚an der Förderung multilateraler Herangehensweisen in der Region‘ – so die Leitlinien der Bundesregierung zum Indo-Pazifik vom September 2020. Demgegenüber übernimmt Dänemark als fünftgrößte Schifffahrtsnation Verantwortung, indem es Einheiten abstellt und auch Leitungsfunktionen besetzt. Commodore Carsten Fjord-Larsen, der stellvertretende Marineinspekteur Dänemarks, ist seit Januar der Befehlshaber des militärischen Anteils der Operation.

Hans Uwe Mergener