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Eines der wichtigsten Ergebnisse des Antrittsbesuchs des Stellvertretenden Premierminister und Verteidigungsminister Kroatiens, Ivan Anušić, bei Verteidigungsminister Boris Pistorius am 28. Oktober ist die Absichtserklärung zur Lieferung von kroatischen Panzern an die Ukraine und der Beschaffung von Kampfpanzern Leopard 2 A8 für Kroatien.

Mit der Lieferung von je 30 Kampfpanzern M-84 und Schützenpanzern M80, beide aus jugoslawischer Produktion, wird Kroatien die Ukraine im Abwehrkampf stärken. Hinzu kommen Munition und Ersatzteile. Das will die Bundesregierung finanziell unterstützen. Diese finanzielle Unterstützung soll der Grundstock für den Erwerb von Kampfpanzern Leopard 2 A8 für das kroatische Heer werden. Pistorius hat Kroatien eingeladen, sich an dem Projekt zur gemeinsamen Beschaffung von Kampfpanzern Leopard 2 A8 zu beteiligen. Neben Deutschland nehmen bisher Tschechien, Litauen und die Niederlande teil, die zusammen 178 Leopard 2 beschaffen wollen.

30 vom russischen T-72 abgeleitete Kampfpanzer M-84 (im Bild) und 30 Schützenpanzer M-80 übergibt Kroatien – beginnend noch in diesem Jahr – an die Ukraine. (Foto: Public Domain Ex13)

Anušić hat den kroatischen Bedarf mit 50 Panzern beziffert. Die Gefechtsfahrzeuge sollen jetzt bestellt und später geliefert werden. Die Leopard 2 A8 sind ein Teil der Modernisierung der kroatischen Streitkräfte, die nicht nur das Heer sondern auch die übrigen Teilstreitkräfte betrifft. Er bezeichnete den Leopard 2 als den wahrscheinlich besten und hochwertigsten Kampfpanzer aus der westlichen, aus der deutschen Produktion.

Minister Pistorius erklärte: „Die ersten Panzer sollen schon in diesem Jahr an die Ukraine geliefert werden. Es ist wichtig, dass wir bei der Unterstützung der Ukraine keine Zeit verlieren.“ Und weiter: „Dass Kroatien mit uns eine gemeinsame Beschaffung von Kampfpanzern Leopard 2A8 anstrebt, stärkt den Industriestandort Deutschland und sorgt für gemeinsame Standards innerhalb der NATO.“

„Die kroatische Regierung und das Ministerium der Verteidigung investieren weiterhin in die kroatischen Streitkräfte,“ erläuterte Minister Anušić die kroatischen Pläne. „Das kroatische Heer wird mit modernen und leistungsstarken Kampfpanzern des Typs Leopard 2A8 ausgerüstet. Damit setzen wir den Austausch der Wehrtechnik und Rüstung sowjetischer Bauart durch solche westlicher Bauart fort“, so Anušić weiter.

2026 sollen die ersten Panzer an Kroatien ausgeliefert werden, sagte Anušić auf der Pressekonferenz. Das sei Teil der Vereinbarung.

Ein weiteres Thema der Gespräche war die Beteiligung Kroatiens an der von Deutschland angeführten NATO Battlegroup in Litauen. Kroatien stellt derzeit 140 Soldaten. Das Kontingent soll bis 2025 auf Kompaniestärke anwachsen. „Diese Basis wollen wir ausbauen, wir wollen mehr miteinander machen“, sagte Pistorius.

Mit der zu erwartenden Bestellung aus Kroatien beläuft sich die gemeinsame Beschaffung bereits auf 301 Panzer. Hinzu kommen die 54 Leopard 2 A8 für Norwegen und – mit Einschränkungen – die 44 Panzer für Ungarn. Diese 399 Kampfpanzer setzen einen neuen europäischen Standard. Es bleibt abzuwarten, ob sich noch weitere Nationen beteiligen und die Basis für eine interoperable Ausrüstung nutzen. Für Deutschland ist der Leopard 2 A8 ein Zwischenschritt auf dem Weg zum Main Ground Combat System (MGCS). Es wird noch ein zweiter Zwischenschritt folgen, um die Fähigkeitslücke zu überbrücken. Denn das MGCS wird erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts in nennenswerten Stückzahlen zur Verfügung stehen.

Gerhard Heiming