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Das Jägerbataillon 91 aus dem niedersächsischen Rotenburg (Wümme) befindet sich aktuell auf dem 1.600 Kilometer langen Landmarsch durch Polen hindurch mit Ziel Truppenübungsplatz Pabradė in Litauen, der sich in unmittelbarer Nähe zur belarussischen Grenze befindet. Das Bataillon verlegt dabei mit all seinen Waffensystemen, Fahrzeugen und ohne weitere logistische Unterstützungen an seinen Einsatzort im Baltikum. Mit einer Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometern und Abständen von jeweils 100 Metern rollen die einzelnen Marschbänder der Militärfahrzeuge über die Straßen in Richtung Osten.

Auf dem Marsch wurde das Jägerbataillon 91 mit Pionieren, Aufklärern, Versorgern und Sanitätern aus den Bundeswehr-Standorten Augustdorf und Ahlen (beide in NRW), Stadtallendorf (Hessen) und Holzminden (Niedersachsen) zum „Gefechtsverband Jägerbataillon 91“ zusammengeführt. Der Verband wuchs an Knotenpunkten mit der Bezeichnung „Convoi Support Centers“ in Brandenburg und Thüringen auf.

In Świętoszów direkt hinter der deutsch-polnischen Grenze kamen die mehr als 200 Fahrzeuge des Gefechtsverbandes der Bundeswehr erstmalig zusammen. Dort befindet sich der Standort der 10. Panzer-Kavallerie-Brigade und das einzige Panzerausbildungszentrum Polens, wo ukrainische Soldaten am Kampfpanzer „Leopard“ ausgebildet werden. Seit dem Grenzübertritt ist der deutsche Gefechtsverband gemeinsam mit französischen und polnischen Einheiten der 10. Panzer-Kavallerie-Brigade unterstellt.

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Im Rahmen der Übung „Quadriga 2024“ verlegt das Jägerbataillon 91 mit seinen GTK „Boxer“ über Land von Deutschland über Polen bis nach Litauen.
Foto: Bundeswehr, Marco Dorow

Das nächste Etappenziel mit über 500 Kilometern Tagesleistung bildete der größte Fluss Polens – die Weichsel. Im Rahmen des NATO-Großmanövers „Steadfast Defender 2024“ hält Polen das Manöver „Dragon 24“ ab. Etwa hundert Kilometer südlich von Danzig üben dabei 20.000 Soldaten aus neun NATO-Staaten, davon 15.000 aus Polen, den multinationalen Gewässerübergang über den fast 400 Meter breiten Fluss. Britische, deutsche, französische und polnische Pioniere ermöglichen dabei die Überquerung der Weichsel.

Hintergrund

„Steadfast Defender 2024“ ist das größte NATO-Manöver seit dem Ende des Kalten Krieges vor rund 35 Jahren und dient der Abschreckung Russlands. Das viermonatige Großmanöver erstreckt sich von Norwegen bis Rumänien. Das westliche Verteidigungsbündnis hat dafür insgesamt rund 90.000 Soldaten aus allen 31 Mitgliedsstaaten und aus dem künftigen Mitglied Schweden mobilisiert.

Der deutsche Beitrag zu „Steadfast Defender 2024“ reicht von der Alarmierung der ersten Truppenteile im Januar bis zur großen Abschlussübung im Mai in Litauen. Er firmiert mit vier Teilübungen als „Quadriga 2024“. Dabei handelt es sich mit insgesamt rund 12.000 Soldatinnen und Soldaten sowie rund 3.000 Fahrzeugen um die größte Übung deutscher Landstreitkräfte seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen Ukraine vor rund zwei Jahren.

Dr. Gerd Portugall