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Im Dezember 2023 hat Nexter, ein Unternehmen der europäischen Holding  KNDS, die 120mm Pfeilmunition SHARD (Solution for Hardened Armor Defeat) für Kampfpanzerkanonen qualifiziert, wie Nexter am 29. Februar mitgeteilt hat. Die unterkalibrige Munition gehört zur Klasse APFSDS (Armour Piercing Fin Stabilized Discarding Sabot, deutsch: panzerbrechend, flügelstabilisert, Treibspiegel abwerfend).

SHARD wurde nach eigener Angabe von KNDS entwickelt, um die 120mm-APFSDS-Munition auf ein neues Leistungsniveau gegen alle modernen Kampfpanzer und gepanzerten Bedrohungen auf dem Gefechtsfeld von heute und in der Zukunft zu bringen. Ihre Kapazitäten seien für diese Art von Munition beispiellos.

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Bei einem Demonstrationsschießen in Alcochete, Portugal, hat Nexter die Leistungsfähigkeit der neuen SHARD 120 Munition vorgeführt. (Foto: Nexter)

Als Leistungsmerkmal nennt Nexter eine Mündungsgeschwindigkeit von 1.720 m/s mit der Leclerc L52 Kanone und 1.734 m/s mit der Leopard 2 L55 Kanone. Die Durchschlagskraft sei um 15 Prozent und gleichzeitig die Präzision erhöht worden während sich der Rohrverschleiß um 25 Prozent vermindere.

Die Leistungssteigerungen führt Nexter auf eine numerisch optimierte Konstruktion zurück, die einerseits zu einem leichteren Treibspiegel aus Aluminium und andererseits zu einem längeren Penetrator aus einer neuen hoch-leistungsfähigen Wolframlegierung geführt habe. Eine bewährte und der europäischen Chemikalienverordnung REACH-konforme Treibladung gewährleiste die hohe Geschwindigkeit des Geschosses.

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Nach Verlassen des Rohres zerlegt sich der Treibspiegel und der Penetrator fliegt mit hoher Geschwindigkeit ballistisch zum Ziel. (Foto: Nexter)

SHARD sei eine vollständig ITAR-freie Lösung, die mit allen 120mm-Glattrohrpanzern der NATO kompatibel ist, darunter Leclerc, Leopard 2, M1 Abrams, Ariete und Centauro 2, schreibt Nexter. Die Munition sei gemäß den Standards STANAG 4583 und Interface Control Document 120 (ICD120) entwickelt worden. Damit biete es den Nutzern erhebliche operative, logistische und wirtschaftliche Vorteile: nur eine APFSDS-Munition für alle Waffensysteme.

Bei einem Demonstrationsschiessen in Alcochete, Portugal, Ende 2023 hat Nexter nach eigener Angabe Nutzern von Leclerc- und Leopard 2-Kampfpanzern die Leistungsfähigkeit der neuen SHARD-Munition vorgeführt. Dabei konnte die 15-prozentige Steigerung der Durchschlagskraft gegen halb-unendliche NATO-RHA-Ziele (Rolled Homogeneous Armour, homogener, gewalzter Panzerstahl) gezeigt werden.

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Die SHARD 120 mit verbrennbarer Hülse, rechts ist der aus dem Treibspiegel herausragende Penetrator zu sehen. (Foto: KNDS.fr)

Die neue Munition sei bereit für die Massenproduktion, gibt Nexter an. Derzeit liefen die Vorbereitungen zu weiteren Vorführungen. Vertragsverhandlungen mit verschiedenen Ländern in Europa, dem Nahen Osten und Asien hätten bereits begonnen.

Bereits vor drei Jahren hatte Nexter über die Entwicklung der neuen Munition unter dem Namen SHARD 120 informiert (ESuT berichtete). Damals hatte Nexter auf den verlängerten Penetrator aus einer neuen Wolframlegierung von Plansee Tungsten Alloys mit optimiertem Treibspiegel hingewiesen. Angetrieben werde das Geschoss aus einer verbrennbaren Hülse von einem neuen Hochleistungstreibmittel von Eurenco mit geringer Erosion. Die Kombination führe zu einem sehr hohen Niveau an terminaler ballistischer Leistung.

Die SHARD-Munition wird auch für die 140mm-Kanone in der Ascalon-Waffenanlage entwickelt. Diese Anlage will Nexter für das deutsch-französische Main Ground Combat System (MGCS) anbieten. Munition und Waffenrohr waren auf der Eurosatory 2022 zu sehen, nach Angaben von Nexter unmittelbar nach einem Erprobungsschiessen (ESuT berichtete).

Gerhard Heiming