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Ein Gremium der NATO-Alliierten hat über das Nachfolgesystem für das „Airborne Warning and Control System“ (AWACS) entschieden, wie die NATO mitgeteilt hat. Demnach soll die vorhandene Boeing E-3A durch die E-7A Wedgetail ersetzt werden. Sechs Maschinen sollen bestellt werden. Schon im nächsten Jahr soll die Produktion anlaufen. Das erste System soll 2031 ausgeliefert werden. Die Investition sei eine der größten, die die NATO je getätigt habe.

Die Flugzeuge sollen von der NATO Support and Procurement Agency (NSPA) im Verfahren Foreign Military Sales (FMS) beschafft werden, wie Stacy Cummings, NSPA General Manager, bei einer Sitzung des North Atlantic Council angekündigt hat. Bei der NSPA ist für AWACS eine Support Partnership eingerichtet, über die NATO-Staaten den AWACS-Betrieb unterstützen. Wie die NSPA schreibt, hatte das Gremium festgestellt, dass die Boeing E-7A AEW&C Wedgetail das einzige bekannte System ist, das derzeit in der Lage ist, mit seinen Leistungsparametern die wesentlichen operativen Anforderungen der strategischen Kommandos zu erfüllen und das innerhalb des erforderlichen Zeitrahmens zur Lieferung verfügbar ist.

Die USA betrieben bereits Aufklärungs- und Feuerleitflugzeuge vom Typ E-7A Wedgetail, wie ihn die NATO für ihr AWACS beschaffen wollen. (Foto: Boeing)

„Überwachungs- und Kontrollflugzeuge sind für die kollektive Verteidigung der NATO von entscheidender Bedeutung, und ich begrüße das Engagement der Bündnispartner, in hochwertige Fähigkeiten zu investieren“, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. „Durch die Bündelung von Ressourcen können die Bündnispartner gemeinsam wichtige Mittel kaufen und betreiben, deren Anschaffung für einzelne Länder zu teuer wäre. Diese Investition in modernste Technologie ist ein Beweis für die Stärke der transatlantischen Verteidigungszusammenarbeit, mit der wir uns weiterhin an eine instabilere Welt anpassen“.

Nach Angaben der NATO handelt es sich bei der E-7 Wedgetail um ein modernes Frühwarn- und Kontrollflugzeug, das Situationswahrnehmung sowie Kommando- und Steuerungsfunktionen bietet. Ausgestattet mit einem leistungsstarken Radar könne das Flugzeug feindliche Flugzeuge, Raketen und Schiffe auf große Entfernungen aufspüren und NATO-Kampfflugzeuge auf ihre Ziele ausrichten. Auch die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich und die Türkei fliegen den Wedgetail oder planen seinen Einsatz.

Die E-7A basiert auf einer militarisierten Version des Verkehrsflugzeugs Boeing 737-700ER. Für die Frühwarn- und Einsatzleitaufgaben wird der Innenraum vollständig umgestaltet. Arbeitsplätze für bis zu zehn Soldaten, leistungsfähige Missionsrechner und umfangreiche Kommunikationseinrichtungen bestimmen den Innenraum, der auch einen Ruheraum enthält. Kern ist das markante MESA-Radar (Multi-role Active Electronically Scanned Array) von Northrop Grumman auf dem Heck der Maschine. Mit elektronischer Steuerung können die starren Antennen rundum gleichzeitig über 3.000 Ziele in bis zu 370 km Entfernung auffassen und verfolgen. Das integrierte Freund-Feind-Erkennungssystem (IFF) kann mit dem aktuellen Mode 5 kooperative Kontakte in bis zu 570 km Entfernung identifizieren. Für den Selbstschutz ist das Flugzeug u.a. mit Chaff und Flares ausgestattet.

Die bisher ausgeführten E-7A sind 33,6 Meter lang mit einer Spannweite 35,8 Metern. Von der maximalen Startmasse von 77 Tonnen stehen knapp 20 Tonnen für Nutzlast zur Verfügung. Zwei Mantelstromtriebwerke bringen das Flugzeug auf eine Höchstgeschwindigkeit von 880 km/h. Das Flugzeug ist luftbetankungsfähig und kann damit eine Reichweite von über 6.500 km und eine Einsatzdauer über neun Stunden erzielen.

Die NATO betreibt nach eigenen Angaben seit den 1980er Jahren eine Flotte von AWACS-Flugzeugen (E-3A Airborne Warning and Control). Die auf dem deutschen Luftwaffenstützpunkt Geilenkirchen stationierten AWACS-Flugzeuge haben an allen größeren NATO-Operationen teilgenommen, einschließlich des Kampfes gegen ISIS und an der Ostflanke der NATO nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine. Auch die E-7A sollen ihren Hauptstützpunkt in Geilenkirchen haben und könnte von mehreren vorgeschobenen Standorten in Europa aus operieren. Der Wedgetail werde Teil des künftigen Überwachungs- und Kontrollprojekts des Bündnisses sein, in dessen Rahmen die nächste Generation von Überwachungssystemen der NATO ab Mitte der 2030er Jahre eingesetzt werden soll.

Gerhard Heiming