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Die europäische Beschaffungsbehörde OCCAR (Organisation Conjointe de Coopération en matière d’Armement) hat im Auftrag der Europäischen Kommission mit dem spanischen Unternehmen Sistemas de Misiles de España (SMS) eine Zuwendungsvereinbarung für HYDEF (Hypersonic Defence Interceptor Study), das erste europäische Programm zur Abwehr von hypersonischen Bedrohungen, unterzeichnet. Demnach soll das auf 110 Millionen Euro angelegte Programm mit 100 Millionen Euro aus dem Europäischen Verteidigungsfonds (EDF) gefördert werden. Als Laufzeit wurden 36 Monate vereinbart. Daher soll die Studie bis April 2026 abgeschlossen werden.

Nach Angaben der OCCAR zielt das HYDEF-Programm auf die Untersuchung und Definition des Konzepts eines europäischen Abfangsystems ab, das in der Lage ist, diese neuen Bedrohungen und die für die kommenden Jahrzehnte erwarteten Bedrohungen zu neutralisieren. Dazu sollen neue Technologien (z. B. Antrieb, Aerodynamik, fortschrittliche Lenkung, Spitzensensoren, aerodynamische und aktorische Systeme, hochagile Lenkung) eingesetzt werden, um ein Höchstmaß an Manövrierfähigkeit und Leistungsfähigkeit zu erreichen.

Das Konsortium besteht aus 13 Unternehmen aus sieben europäischen Nationen (Belgien, Deutschland, Norwegen, Polen, Schweden, Spanien und Tschechien) schreibt Diehl Defence. Während SMS das Projektmanagement im Projekt übernommen hat, sei das Systemhaus für Luftverteidigungssysteme Diehl Defence verantwortlich für die technische Umsetzung von der Entwicklung des Gesamtsystems bis hin zum Abfangflugkörper (Interceptor) selbst. Das Gesamtsystem werde in Zukunft in der Lage sein, nicht nur hypersonische Marschflugkörper, sogenannte Hypersonic Cruise Missiles (HCM), sondern auch manövrierfähige Hypersonic Glide Vehicles (HGV) zu detektieren und abzufangen. Dies geschehe mithilfe eines Verbundes aus verschiedenen, teils weltraumgestützten Sensoren und des Interceptor-Systems, welches auf Basis möglichst vorhandener NATO-Führungssysteme zur Abwehr ballistischer Flugkörper (Ballistic Missile Defence, BMD) eingesetzt werden wird. Das Konsortium sei aufgrund seines Know-hows bestens gerüstet, um diese hochkomplexe und multidimensionale Aufgabenstellung des Systemverbunds zu lösen.

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Mit HYDEF werden Technologien für die europäische Abwehr hypersonischer Flugkörper untersucht. (Grafik: Diehl Defence)

Auf deutscher Seite sind auch Hensoldt und Airbus als nationale Partner in HYDEF eingebunden. Ziel ist es, die Technologieführerschaft in Deutschland auszubauen und dem Nutzer vollständig zugängliche, offene Systemelemente zu liefern.

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HYDEF steht in enger Verbindung zum PESCO-Projekt „Timely Warning and Interception with Space-based TheatER surveillance“ (TWISTER).

Gegen die Vergabe hatte der europäische Lenkflugkörperhersteller MBDA Klage eingereicht. Daraufhin hat die EU-Kommission unter dem Namen AIRDEF-EATMI (Air Defence-Endo-Atmospheric Interceptor) ein weiteres Projekt ausgeschrieben, in dem Möglichkeiten zur Abwehr hypersonischer Flugkörper untersucht werden sollen (ESuT berichtete). Direkt beauftragt werden soll ein Konsortium unter Führung von MBDA France. Partner des Konsortiums aus Deutschland sind das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, die MBDA Deutschland GmbH und die OHB System AG.

Dem Vernehmen nach soll das Projekt Anfang kommenden Jahres starten.

Redaktion / gwh