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Die Fregatte Baden-Württemberg läuft heute, am 20. Oktober, als erstes Schiff der Klasse F125 zu einem Einsatz aus. Von ihrem Heimathafen Wilhelmshaven bricht sie ins Mittelmeer auf, um am UNIFIL-Einsatz (United Nations Interim Force in Lebanon) vor der libanesischen Küste teilzunehmen. Dort wird sie die Korvette Oldenburg gegen Ende des Monats ablösen, die dann in die Ägäis verlegen wird, um sich der Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG2) anzuschließen. Anschließend soll die Baden-Württemberg zu einer Weltumrundung aufbrechen.

Marine steht bereit für Evakuierung

Erst gestern hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius die deutschen Soldatinnen und Soldaten auf der Korvette Oldenburg im Hafen von Beirut im Libanon besucht. Hintergrund der großen Aufmerksamkeit für den UNIFIL-Einsatz ist der Angriff der Hamas auf Israel.

Pistorius sagte mit Blick auf eine mögliche Evakuierung deutscher Staatsbürger aus Israel: „Wir haben sehr früh, auch bei den Evakuierungsmaßnahmen, die jetzt durchgeführt worden sind, nach dem 8. Oktober, immer auch unsere seegehenden Einheiten mit im Kalkül gehabt und sie drauf vorbereitet, dass sie zum Einsatz kommen können. Weil natürlich die Zahl der Menschen, die auf der Korvette oder erst recht auf der Fregatte untergebracht werden könnten, deutlich höher sind als auf anderen Transportwegen. Und deshalb bleibt das immer ein Faktor, der für uns eine Rolle spielt. Entscheidend ist aber am Ende das Aufkommen, die Nachfrage, der Wunsch, der Druck aus Israel rauszukommen.“

„Ideal für diesen Einsatz geeignet“

Die Baden-Württemberg läuft laut einer Pressemitteilung der Marine den Hafen von Limassol in Zypern an. „Von hier aus wird das Schiff bis Mitte Januar 2024 vor der libanesischen Küste bei der Seeraumüberwachung und der Ausbildung der libanesischen Marine im Rahmen des Einsatzes UNIFIL unterstützen“, so die Marine.

Die Fregatten der Klasse F125 verfügen für ihre Größe, 7.200 Tonnen Verdrängung, über eine geringe Kampfkraft. Sie sind nicht für das hochintensive Gefecht auf See, sondern für Stabilisierungseinsätze und zur Seeraumüberwachung konzipiert.

Von Seiten der Marine heißt es zur F125: „Mit den Fregatten der Baden-Württemberg-Klasse verfügt die Marine über insgesamt vier der technologisch führenden Kriegsschiffe der Welt. Der von Grund auf neu konzipierte Fregattentyp ist aus den deutschen Einsatzerfahrungen der vergangenen Jahrzehnte entstanden – und auf Gegenwart und Zukunft von Stabilisierungseinsätzen ausgelegt. Zum Aufgabenspektrum der Klasse F125 gehört so vor allem die Seeraumüberwachung in Krisenregionen weltweit wie etwa bei Missionen für Embargokontrollen oder Anti-Piraterie-Operationen.“ Daher sei die Baden-Württemberg ideal für diesen Einsatz geeignet, so der Sprecher weiter.

Technische Probleme behoben

Bezogen auf das technische Problem an Bord der Baden-Württemberg, das im vergangenen September aufgetreten war (ES&T berichtete) sagte der Sprecher: „Es ist richtig, dass es ein technisches Problem gab. Das Problem wurde befundet und beseitigt, sodass die Fregatte morgen [am 20. Oktober 2023] zum Einsatz aufbrechen wird.“

Fregatte ohne Bordhubschrauber im Einsatz

Bordhubschrauber wird die Fregatte allerdings nicht mit in den Einsatz nehmen. Auf Nachfrage hieß es dazu von Seiten der Marine: „Die Fregatte wird ohne Hubschrauber auslaufen. Die derzeitige Korvette benötigt für die Erfüllung Ihres Auftrags ebenso keinen Bordhubschrauber.“

Vor dem Hintergrund einer möglichen Evakuierung deutscher Staatsbürger aus Israel hätte die Fregatte somit keine Hubschrauber an Bord, um Personen von Land auf die Fregatte zu transportieren. Neben der Möglichkeit Hubschrauber mitzuführen, können die Fregatten der Klasse F125 aber auch vier Einsatzboote vom Typ Buster ausbringen, die bei einer möglichen Evakuierung zum Transport von Personen genutzt werden könnten.

Nach UNIFIL einmal um die Welt

Nach ihrem Einsatz im Rahmen von UNIFIL ist die Baden-Württemberg für eine Weltumrundung eingeplant, während der sie verschiedene Partner Deutschlands besuchen und an internationalen Manövern teilnehmen soll. Laut der Marine wird das Schiff ohne Zwischenstopp in Deutschland zum Indo-Pacific Deployment 2024 (IPD24) aus dem Einsatz heraus aufbrechen. „Die Fregatte verbleibt im Einsatzgebiet und wird, stand jetzt, direkt von dort aus zu IPD 24 verlegen“, so der Sprecher.

Ein Einsatzgruppenversorger der Marine wird die Baden-Württemberg auf ihrer Weltumrundung begleiten.

Redaktion / oh