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Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat sich am 20. Februar bei einem Besuch der Panzertruppenschule in Munster über die Ausbildung der ukrainischen Panzersoldaten informiert. Er traf dort Soldaten wieder, die er kurz zuvor in Kiew vor der Abfahrt zur Ausbildung verabschiedet hatte. Die meisten Soldaten seien direkt von der Front zur Ausbildung abgeordnet worden und gingen danach unmittelbar wieder in den Einsatz.

Seit Januar werden ukrainische Soldaten am Schützenpanzer Marder und seit Anfang Februar auch am Kampfpanzer Leopard 2 ausgebildet. Im Vordergrund stehen die Waffen- und Geräteausbildung, Schießausbildung und Gefechtsdienst. Simulatoren ergänzen den Unterricht im Hörsaal und am Gerät, bevor es zur praktischen Ausbildung mit dem Panzer ins Gelände geht. Gefechts- und Schießausbildung geben am Ende Auskunft über den Leistungsstand der Besatzungen.

Großen Wert legen alle Ausbilder im Unterricht auf die Beseitigung technischer Störungen. Schließlich mache es einen Riesenunterschied, so der Ausbildungsleiter Oberst Sack, ob eine Störung auf der Schießbahn oder im realen Gefecht auftrete: „Deswegen kommt es darauf an, dass die Soldaten, auch wenn sie einen Teilausfall von Systemen haben, noch in der Lage sind, erfolgreich im Gefecht zu bestehen und diese Störungen auch selbständig beheben können.“

Die Ausbildung setzt auf die mitgebrachten Fertigkeiten der Soldaten auf und sei maßgeschneidert für ihren Bedarf, so Pistorius. Angesichts des Zeitdrucks werde das keine vollwertige Ausbildung sein. Es könnten in der kurzen Zeit nur das wichtigste Handwerkszeug (skills) vermittelt werden, damit die Panzer auf dem Gefechtsfeld in der Ukraine möglichst wirkungsvoll eingesetzt werden können, darauf hatte Pistorius in Augustdorf hingewiesen (ESuT berichtete). So hat der Ausbildungstag in Munster zwölf Stunden und das an sechs Tagen in der Woche. Bis Ende März soll die Ausbildung abgeschlossen sein, damit die Besatzungen wieder in die Ukraine zurückkehren können. Dann sollen auch die Schützenpanzer Marder und die ersten Leopard 2A6 in der Ukraine eintreffen.

1.200 ukrainische Soldaten seien derzeit in der Ausbildung in Deutschland, erläuterte Pistorius. Bis Ende des Jahres solle die Zahl auf insgesamt 3.000 ansteigen. Dabei sind Ausbildungen an anderen Truppenschulen z.B. für die Panzerhaubitzen PzH2000, das Luftverteidigungssystem Patriot, den Mehrfachraketenwerfer MARS und die ATF Dingo eingerechnet. Von der Ausbildung profitieren auch die deutschen Ausbilder, die unmittelbare Eindrücke aus den Gefechten kennenlernen sowie Motivation und Entschlossenheit der Auszubildenden erleben.

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Das Logo der EUMAM Mission (Foto: EEAS)

Die Ausbildung findet im Rahmen der European Union Military Assistance Mission (EUMAM) statt. Zur Koordination der Ausbildung hat der European External Action Service (EEAS), das „Außenministerium“ der EU, im November 2022 einen Stab unter Leitung von Vize Admiral Hervé Blejean eingerichtet, der über einen Etat von 106,7 Millionen Euro verfügt. An EUMAM beteiligen sich 18 EU-Staaten, von denen neun Ausbildungskapazitäten in Deutschland nutzen wollen. Das Ziel von EUMAM ist die Ausbildung von 30.000 ukrainischen Soldaten an Waffensystemen, die die EU-Staaten der Ukraine überlassen.

Polen hat für die Ausbildung ein multinationales Combined Arms Training Command (CAT-C) eingerichtet, das der polnische Ministerpräsident Andrzej Duda am 13. Februar besuchte hat (ESuT berichtete). In Deutschland ist im Einsatzführungskommando ein Special Training Command UA (STC) eingerichtet. Das STC koordiniert die Ausbildung innerhalb der Bundeswehr und in der Industrie (z.B. IRIS-T SLM). Die Ausbildungsmission EUMAM ist zunächst für einen Zeitraum von zwei Jahren eingerichtet.

Gerhard Heiming