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Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat gestern das Panzerbataillon 203 in Augustdorf besucht. Bei diesem Truppenbesuch hat er bekanntgegeben, dass die 14 Kampfpanzer Leopard 2, die Bundeskanzler Olaf Scholz zur Unterstützung der Ukraine zugesagt hat, von den Augustdorfern gestellt werden. Für die Ausbildung der ukrainischen Panzersoldaten werden zusätzlich fünf Leoparden als Reserve bereitgehalten.

Die Masse des Bataillons hat bis Ende Januar den Kern des NATO-Gefechtsverbandes im Rahmen der „verstärkten Vornepräsenz“ (enhanced Forward Presence, eFP) in Litauen gestellt.

Pistorius wollte beim Truppenbesuch den Soldaten persönlich mitteilen, dass die Abgabe aus dem Bestand des Bataillons erfolgen wird. Er ließ sich den Panzer von den Soldaten statisch und dynamisch vorführen, um so die Leistungsfähigkeit des Geräts kennenzulernen.

Die Ausbildung der ukrainischen Soldaten solle kurzfristig beginnen, so Pistorius. Angesichts des Zeitdrucks werde das keine vollwertige Ausbildung sein. Das wichtigste Handwerkszeug (skills) sollen vermittelt werden, damit die Panzer auf dem Gefechtsfeld in der Ukraine möglichst wirkungsvoll eingesetzt werden können.

Die abgegebenen Kampfpanzer sollen so schnell wie möglich ersetzt werden. Pistorius will eine Schnellbestellung einleiten und als Ersatz Leopard 2 A7 beschaffen. Die Finanzierung sei noch nicht geklärt, so Pistorius.

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Kampfpanzer Leopard 2 A6 bei einer Übung. Der Kampfpanzer Leopard ist der Standardpanzer der Panzertruppe. Die aktuelle Ausführung sind die Kampfpanzer Leopard 2 A6 und A7 in verschiedenen Varianten. Die Hauptwaffe ist eine neu entwickelte 120 Millimeter Kanone. Mit der dazu angefertigten, leistungsgesteigerten KE-Munition konnte die Feuerkraft erhöht werden. Außer Deutschland setzen über 20 anderen Nationen weltweit den Kampfpanzer Leopard ein. (Foto: Bundeswehr/Mandt)

Finanzierung der Nachbeschaffung Leopard 2

Für 14 Kampfpanzer Leopard 2 muss mit einem Beschaffungsvolumen von mehr als 140 Millionen Euro gerechnet werden

  • Aus dem 100 Mrd. € Sondervermögen Bundeswehr: nicht möglich, da ausgebucht
  • Aus dem Verteidigungshaushalt: im laufenden Jahr nicht möglich, ab 2024 nur, wenn Haushalt entsprechend anwächst (wird sich zeigen, wenn die Eckwerte für den Haushalt 2024 im März bekanntgegeben werden
  • Aus dem Einzelplan 60: Die Ertüchtigungshilfe Ukraine könnte so ausgestattet werden, dass die Beschaffung daraus getragen werden kann.
  • Aus der europäischen Friedensfazilität: Das Finanzvolumen wird laufend an den Bedarf für Unterstützungsmaßnahmen für die Ukraine angepasst, zuletzt im Januar um 500 Millionen Euro. Von den insgesamt bereitgestellten drei Milliarden Euro trägt Deutschland etwa ein Viertel.

Nach Einschätzung der Kapazitäten der panzerbauenden Industrie kann mit einer Lieferung vor 2025 nicht gerechnet werden. Voraussetzung wäre eine Bestellung möglichst in den nächsten Tagen.

Es sei denkbar, dass dem Bataillon für den Übergang Leopard A4 zur Verfügung gestellt werden, die zur Ausbildung genutzt werden können. Einen vollständigen zahlenmäßigen Ersatz werde es nicht geben, so Pistorius.

Die kurzfristige Abgabe von 14 Kampfpanzern Leopard 2 aus dem Panzerbataillon 203 ist eine Schwächung der Kampfkraft und Einsatzfähigkeit nicht nur des betroffenen Bataillons. Immerhin werden fast fünf Prozent des Bestandes an Kampfpanzern der Bundeswehr abgegeben. Ein nennenswerter Anteil befindet sich darüber hinaus in der Umrüstung zum Standard A7.

Die schnelle Nachbeschaffung ist eine dringende Notwendigkeit. Dies gilt ebenso für die abgegebenen Panzerhaubitzen, Luftverteidigungssysteme Patriot und Munition, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.

Gerhard Heiming