Print Friendly, PDF & Email

Laut einer Pressemitteilung des finnischen Verteidigungsministeriums hat Finnland einen Vertrag mit SAAB in Schweden über die Lieferung von RBS-70 Bolide-Flugabwehrraketen mit kurzer Reichweite geschlossen. Finnland ist ein langjähriger Nutzer des RBS-70-Lenkflugkörpersystems von SAAB und setzt den Flugkörper sowohl in fahrzeuggestützten Trägersystemen als auch als tragbares Luftverteidigungssystem (MANPADS) ein. Der RBS-70, der ursprünglich 1977 eingeführt wurde, wurde als MANPADS mit kurzer Reichweite entwickelt, wobei der „Bolide“ (schwedisch für „Meteor“) die neueste Version ist, die 2003 eingeführt wurde.

Die Bolide-Version des RBS-70-Flugkörpers hat eine maximale Einsatzreichweite von über 9.000 m, eine Höhenabdeckung von 0 – 5.000 m und eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 2 (ca. 590 m/s). Die RBS-70 verwendet ein sogenanntes Laserstrahl-Leitsystem, bei dem das Feuerleitsystem einen Laserstrahl vom Startgerät auf das Ziel projiziert und die Rakete dann entlang dieses Strahls bis zum Aufschlag „reitet“. Die meisten anderen gängigen MANPADS wie die US-amerikanische Stinger oder die polnische Piorun, die vor kurzem von Norwegen in Auftrag gegeben wurde, verwenden ein passives Infrarot-Zielsuchsystem, bei dem der Flugkörper vor dem Start auf das Ziel ausgerichtet wird, um die Wärmesignatur des Zielflugkörpers zu erfassen.

Der Nachteil des strahlgeführten Lenksystems gegenüber der IR-Suchfunktion besteht darin, dass sich der Flugkörper nicht selbständig auf das Ziel zubewegt – das Feuerleitsystem muss das Ziel bis zum Aufprall weiterverfolgen. In der neuesten Version des Systems kann diese Verfolgung entweder automatisch, durch das Feuerleitsystem selbst, oder manuell, durch den Benutzer, erfolgen. Der Vorteil der laserstrahlgeführten Steuerung besteht darin, dass sie im Gegensatz zur IR-Lenkung, die anfällig für IR-Fackeln, Störsender und andere Gegenmaßnahmen ist, praktisch nicht zu stören ist. Die laserstrahlgeführte Lenkung funktioniert auch unabhängig von der IR-Signatur des Ziels und kann daher gegen Ziele mit sehr geringen IR-Emissionen, wie z. B. elektrisch betriebene Drohnen, eingesetzt werden. Darüber hinaus können insbesondere IR-Lenksysteme der älteren Generation bei der Zielsuche auf Ziele in sehr geringer Höhe, bei denen das Ziel vor einem Geländehintergrund zu sehen ist, Schwierigkeiten haben – die IR-Signatur des Hintergrunds kann den IR-Sucher „verwirren“, was zum Verlust der Zielerfassung führen kann. Das laserstrahlgeführte System ist gegen diesen Effekt immun.

Der Flugkörper RBS-70 „Bolide“ trägt einen 1 kg schweren, vorfragmentierten Hohlladungsgefechtskopf. Die Kombination aus laserstrahlgeführter Lenkung und einem Multi-Effekt-Gefechtskopf (Fragmente und Hohlladung) ermöglicht es „Bolide“, auch gegen leicht gepanzerte Bodenziele eingesetzt zu werden.

In der Pressemitteilung werden keine Stückzahlen genannt, aber der Gesamtwert des Auftrags wird mit 76,6 Millionen EUR angegeben.

Redaktion