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Bei einer internen Veranstaltung hat das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw das kürzlich beschaffte Abwehrsystem gegen unbemannte Luftfahrzeuge (ASUL) vorgestellt. Knapp zwei Jahre nach Projektbeginn, so die Bundeswehr auf ihrer Webseite, stehe das System für den Transport in Einsatzgebiete bereit, um dort die Einsatzkräfte im Feldlager vor unbemannten Luftfahrzeugen zu schützen.

Als zunehmende Bedrohung werden kleine unbemannte Luftfahrzeuge beschrieben, besser bekannt als small Unmanned Aircraft Systems (sUAS) oder Drohnen bis 25 Kilogramm Gewicht, insbesondere in den Einsatz- und Missionsgebieten, wo die Feldlager vermehrt von solchen Luftfahrzeugen überflogen werden.

Mit dem neu eingeführten Drohnenabwehrsystem ASUL würden nun erstmals alle erforderlichen Fähigkeiten in einem stationären Gesamtsystem vereint, so die Bundeswehr. Die sUAS können so von einem festen Standort aus in Echtzeit sowohl detektiert, klassifiziert und identifiziert, als auch bekämpft werden.

ASUL ist die nach militärischen Forderungen der Bundeswehr angepasste Drohnenabwehrlösung GUARDION eines Konsortiums der Firmen Diehl Defence, ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH und Rohde & Schwarz und umfasst die Lieferung von fünf Container-basierten Drohnenabwehrsystemen. Technologische Hauptkomponenten sind Radare des Typs Spexer 2000 3D und Kameras Night Owl M von Hensoldt, Funkpeiler R&S Ardronis von Rohde & Schwarz sowie Effektoren der Firma HP Wüst.

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ASUL-Aufklärungselemente: Night Owl Kamera (oben), Xpeller Spexer 200 (darunter) und Funkpeiler (rechts). Foto: Bundeswehr Dirk Bannert

Die ESG trägt als Hauptauftragnehmer die Verantwortung für das Gesamtsystem und übernimmt mit ihrem Integrationspartner Schall die Integration der einzelnen Hochtechnologie-Komponenten. Zudem ist die ESG für die Verarbeitung sämtlicher Sensordaten mittels der von ihr entwickelten Kernintelligenz sowie die Anzeige des intuitiven Lagebildes über das ebenfalls aus dem Hause ESG stammende Führungssystem ELYSION verantwortlich. ELYSION ist eine umfassende Weiterentwicklung des GUARDION-Softwarekerns bestehend aus verarbeitender Kernintelligenz und hochgradig vernetzter, kartenbasierter Lagedarstellung.

Bei der Entwicklung lag der Fokus insbesondere in den Bereichen intuitive Bedienbarkeit, Automatisierung und hochleistungsfähige Datenverarbeitung.

Das System besteht laut Bundeswehr grundsätzlich aus zwei leicht transportierbaren Containern. In dem kleineren 10-Fuß-Container ist die Sensorik zur Detektion und Identifizierung untergebracht. Diese besteht aus einem bis zu fünf Meter ausfahrbaren Mast mit drei Radaren und einem Kamerasystem mit Tag- und Nachtsichtfähigkeit. Ergänzt werden diese Fähigkeiten durch einen Radio Frequency (RF)-Peiler, der die Steuersignale und somit gegebenenfalls auch die Position des Drohnenpiloten aufklären kann. Im doppelt so großen 20-Fuß-Container werden die Aufklärung und die etwaige Bekämpfung von sUAS gesteuert. Für die Bekämpfung ist ein stationärer, ferngesteuerter Jammer, also ein elektromagnetischer Störsender, verbaut. Aufgrund seiner im Vergleich zur bisher schultergestützten Variante höheren elektrischen Leistung wird die Störreichweite um etwa das Doppelte gesteigert. Somit können entsprechende Fluggeräte in einer Entfernung von einigen Kilometern bekämpft werden, wie die Bundeswehr schreibt.

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ASUL ist in zwei Container verlegefähig untergebracht. Foto: ESG

Zu Bekämpfungsablauf schreibt die Bundeswehr: Wird ein Luftfahrzeug von Radaren und Peiler detektiert, werden dessen Daten vom System zunächst mithilfe von Datenbanken abgeglichen. So wird festgestellt, ob es sich grundsätzlich um eine Drohne handeln könnte. Sobald ein vermeintliches Zielobjekt erkannt wurde, werden die Bediener vom System in Echtzeit informiert. Mit dem Kamerasystem kann verifiziert werden, ob die Drohne als bedrohlich einzustufen ist. Dabei wird klar, ob es sich beispielsweise um eine Ausspähdrohne handelt oder das Luftfahrzeug mit Sprengstoff bestückt ist. Danach kann der Jammer auf das Zielobjekt ausgerichtet werden, um die Drohne zu bekämpfen. Dazu wird ein Signal ausgesendet, das die Funkverbindung zwischen der Drohne und deren Bediengerät stört, blockiert oder überlagert. Dies führt dazu, dass die Drohne zunächst in der Luft verharrt und je nach Bedrohung dann unschädlich gemacht werden kann.

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ASUL-Effektor: Jammer Foto: Bundeswehr

Die Bundeswehr hat fünf ASUL-Systeme beschafft. Ein System steht in Todendorf und wird bereits zur Ausbildung genutzt. Die vier anderen Systeme stehen zur Verlegung für den Feldlagerschutz in den Einsätzen bereit.

ASUL hat sich nach Angaben der Bundeswehr im Rahmen seines Jungferneinsatzes auf dem G7-Gipfel 2022 in Elmau bewährt. Dort unterstützte die Bundeswehr bei der Absicherung des Luftraums, indem Drohnen erfolgreich aufgeklärt und anschließend durch Bundeskriminalamt und Bundespolizei unschädlich gemacht werden konnten. Das zugrunde liegende GUARDION-System ist von der ESG mehrfach bei bedeutenden Veranstaltungen zum Schutz vor Drohnen eingesetzt worden, nicht zuletzt beim G7-Gipfel 2015, ebenfalls in Elmau.

„Deutschland ist eines der wenigen europäischen Länder mit einem vergleichsweise starken Drohnenabwehrsystem. Dies ist für uns ein erster Meilenstein einer spannenden, neuen Zeit in der Luftverteidigung“, sagte Hendrikje N., die Projektleiterin C-sUAS im BAAINBw.

Redaktion / gwh