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Krauss-Maffei Wegmann (KMW), Elbit Systems Deutschland und Elbit Systems Land haben ein Memorandum of Understanding (MoU) unterzeichnet, um die strategische Zusammenarbeit weiter zu vertiefen, wie die Unternehmen am Freitag bekanntgegeben haben.

Als Grund für die Vertiefung der Kooperation wird die Modernisierung und die Fähigkeitserweiterung des europäischen Multiple Launch Rocket System (MLRS) angegeben. „Elbit wird in diesem Zusammenhang ein modernes Wirkmittelportfolio einbringen, damit die Forderungen der MLRS-Nutzer von reichweitengesteigerten Raketen bis zu Übungsmunition vollumfänglich erfüllt werden können“, schreibt KMW in der Mitteilung.

Der Krieg in der Ukraine verdeutlicht die wichtige Rolle kampfkräftiger Raketenartilleriesysteme. Daher denken viele europäische Nationen darüber nach bzw. haben bereits den Entschluss gefasst, die Fähigkeiten der Streitkräfte in dem Bereich der Raketenartillerie zu modernisieren. Gleichzeitig sollen Obsoleszenzen beseitigt sowie Munitionsdepots aufgefüllt werden, da viele der derzeit in Nutzung befindlichen Systeme und der vorhandenen Munitionskontingente noch aus Zeiten des Kalten Krieges stammen.

Die Bundeswehr benötigt beispielsweise einen dringenden Ersatz bei Trainingsmunition für die Raketenartilleriesysteme MARS II. Bis dato wurden beim MARS-Raketenwerfer für Übung- und Ausbildung 110-mm-Raketen des Leichten Artilleriesystems (LARS) genutzt, welches die Bundeswehr in den 90er Jahren aus der Nutzung genommen hat. Diese Raketen haben eine deutlich kürzere Reichweite und Sprengkraft. Daher können diese viel einfacher auf Übungsplätzen genutzt werden. Wie der Spiegel Anfang des Jahres aus einem internen Bericht der Bundeswehr berichtet hat, tritt aber bei den mehr als 30.000 eingelagerten Raketen Nitroglycerin aus. Daher sollen die Bestände ausgesondert werden.

Dem Vernehmen nach gibt es mehrere Möglichkeiten, wie diese Munition ersetzt werden könnte. Es könnte beispielsweise neue Munition für die Übung entwickelt werden oder marktverfügbare leichte Raketen beschafft werden. Es ist zu vermuten, dass die KMW-Elbit-Kooperation unter anderem auch das Ziel verfolgen wird, der Bundeswehr die 122-mm-Raketen des Typs Accular von Elbit anzubieten. Die Accular-Raketen haben eine Reichweite von bis zu 35 km und einen 20-kg-Gefechtskopf. Die Raketen sind marktverfügbar und einsatzerprobt. Für die Nutzung in der Bundeswehr müssten diese aber sicherlich noch in die MARS- II-Systeme integriert und nach deutschen Standards qualifiziert werden. Dem Vernehmen nach soll dies aber deutlich schneller möglich sein, als eine neue Rakete zu entwickeln.

Darüber hinaus böte diese Lösung der Bundeswehr – im Vergleich zu einem reinen Trainingssystem – den Vorteil, dass die Raketen nicht nur für Ausbildung und Übung, sondern bei Bedarf auch für den Einsatz genutzt werden könnten.

Aber auch im Bereich der weitreichenden Artillerie verfügt Elbit über ein breites Wirkmittelportfolio, welches im Rahmen dieser Kooperation der Bundeswehr angeboten werden könnte, die im Rahmen des Projektes „Wirkmittelverbund Zukünftiges System Indirektes Feuer“ eine Fähigkeitslücke schließen möchte. In dem Teilvorhaben „Zukünftiges System Indirektes Feuer großer Reichweite“ soll die Raketenartillerie modernisiert und mit neuen, leistungsstärkeren Wirkmitteln unterschiedlicher Typen ertüchtigt werden.

Mit der Extra bietet Elbit eine Rakete an, die bis zu 150 km entfernte Ziele bis auf 10 m genau treffen soll. Das Gewicht des Gefechtskopfes beträgt 120 kg. Neben einer Unitary-Spreng-Splitter-Variante wird auch eine Penetrator-Variante angeboten. Die Predator-Hawk-Rakete kann noch weiter in die Tiefe wirken. Die Rakete hat laut Hersteller eine Reichweite von 300 km und eine Genauigkeit von 10 m. Das Gefechtskopfgewicht beträgt 140 kg.

Waldemar Geiger