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Das deutsche Heer wird offenbar 111 weitere Schützenpanzer Puma im Rahmen der Beschaffung eines 2. Loses erhalten. Die Entscheidung darüber soll am Mittwoch getroffen worden sein, wie aus einer Aussage des Vorstandsvorsitzenden der Rheinmetall AG, Armin Papperger, vom Donnerstag hervorgeht. Die Vertragsverhandlungen werden seinen Ausführungen zufolge nächste Woche beginnen. Eine Vertragsunterzeichnung wird im September erwartet. Das BMVg wollte mit Verweis auf die noch ausstehende endgültige Struktur des Heeres die Aussage übereinstimmenden Medienberichten zufolge nicht bestätigen.

Da die Panzergrenadiertruppe den Kampf auf- und abgesessen mittels des „Systems Panzergrenadier“ führt, das aus den beiden Systemelementen Schützenpanzer Puma und Soldatensystem „Infanterist der Zukunft“ besteht, müsste konsequenterweise auch eine entsprechende Beschaffung von komplementären Sätzen der Soldatensystemen erfolgen.

Darüber hinaus verdichten sich mit der Aussage von Papperger die Anzeichen, dass nicht alle derzeit in der Bundeswehr genutzten Schützenpanzer Marder durch den Puma ersetzt werden. Für eine Ablösung 1 zu 1 des nunmehr über 50 Jahre alten Schützenpanzers wäre eine Losgröße von 229 Exemplaren des Schützenpanzers Puma erforderlich.

Es kann davon ausgegangen werden, dass die verbliebenen Panzergrenadierverbände – die derzeit noch den Schützenpanzer Marder nutzen, aber keinen Puma bekommen werden – in der neu aufzustellenden Kräftekategorie „Mittlere Kräfte“ aufgehen werden. Eine Brigade Mittlere Kräfte könnte einem jüngst veröffentlichten Fachaufsatz des Heeres zufolge über vier Kampftruppenbataillone verfügen. „Denkbar wäre dabei eine Mischung aus nahezu klassischen Jägerbataillonen und neuartigen Bataillonstypen, deren Kampfkompanien in Gänze mit schweren Waffenträgern ausgestattet sind“, heißt es dazu in dem Beitrag.

Im Gegensatz zum „Schweren Waffenträger Infanterie“ – der die Wiesel 1 in der Jägertruppe ersetzen soll – ist die Auswahlentscheidung für den „Schweren Waffenträger“ noch nicht getroffen werden. Bekannte Forderungen sind eine 30-mm-Bewaffnung sowie die einem Schützenpanzer entsprechende Absitzstärke von sechs voll ausgerüsteten Soldaten.

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Theoretisch kommen zwei Missionsmodule für den Transportpanzer Boxer in Betracht, die beide Vor- und Nachteile hätten. Denkbar wären sowohl eine Version des Waffenträgers mit einem bemannten Lance-2.0-Turm von Rheinmetall – so wie er für den Schweren Waffenträger Infanterie vorgesehen ist – sowie die Version mit dem unbemannten Puma-Turm von Krauss-Maffei Wegmann. Beide Turmvarianten sind mit einer aus dem Schützenpanzer Puma bekannten MK30-2-Waffenanlage im Kaliber 30 mm x 173 ausgerüstet.

Die Nutzung des unbemannten Puma-Turmes böte vermutlich Vorteile in der Logistik und Ausbildung. Da die Grenadiertruppe diese Turmvariante bereits nutzt, existiert eine komplette Trainings- und Ausbildungslandschaft sowohl für die Besatzungen, als auch für das Instandsetzungspersonal. Der Personalaustausch in der Truppengattung könnte so deutlich einfacher erfolgen. Taktische Vorteile wären ebenfalls vorhanden. Da der Feuerkampf oftmals aus teilgedeckten Stellungen erfolgt, wo nur der Turm aus der Stellung herausragt, bietet ein unbemannter Turm mehr Schutz für die Besatzung. Darüber hinaus soll das von Krauss-Maffei Wegmann angebotene Missionsmodul mit dem Puma-Turm über ein größeres Platzangebot im Kampfraum verfügen.

Die Nutzung des bemannten Lance-2.0-Turmes böte aber auch logistische Vorteile, da nur eine Version eines Maschinenkanonenboxers in die Bundeswehr eingeführt würde. Qualifizierungsprozesse etc. müssten so nur einmal durchgeführt werden.

Waldemar Geiger