Print Friendly, PDF & Email

Etwas verspätet hat die Bundeswehr jetzt die Verträge über 120 Systeme „Zellulare Netze Verlegefähig“ geschlossen. Damit wurde der Startschuss für den eigentlich schon für 2020 vorgesehenen Produktionsbeginn gegeben. Die zuständigen Bundestagsausschüsse hatten Anfang Januar 2021 eine entsprechende 25-Mio-Euro-Vorlage gebilligt und damit grünes Licht für den Vertrag gegeben, den das  Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) mit den beteiligten Unternehmen Motorola Solutions (Generalunternehmer) und ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH geschlossen haben, wie ESuT berichtete.

Die verlegefähigen zellularen Netze sind ein wichtiger Meilenstein bei der Digitalisierungsstrategie der Bundeswehr. Die Truppe erhält damit ein modernes und kompatibles Kommunikationsmittel. Nach abschließender Designphase und umfangreichen Tests sollen die ersten operationellen Systeme im 4. Quartal 2022 an die Bundeswehr übergeben werden.

„Bei ZNV handelt es sich um ein zellular betriebenes Funksystem, welches, vergleichbar mit einem zivilen Mobilfunksystem, die Möglichkeiten aus dem Bündelfunkstandard des Vorgängersystems Tetrapol (Terrestrial Trunked Radio) mit denen des Mobilfunkstandards LTE (Long Term Evolution) vereint. Die Kombination dieser beiden marktverfügbaren Funktechnologien ermöglicht neben der Realisierung der geforderten Dienste und Reichweiten auch die Einbindung in Netze der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) in Deutschland. Priorität hat weiterhin die Erfüllung der Anforderungen für die Einsätze der Bundeswehr und die Interoperabilität zu verbündeten Streitkräften“, beschreibt das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung das System.

Die Systeme werden in zwei Varianten ausgeführt. In der Systemvariante ZNV C werden die Komponenten für größere Nutzerzahlen und Abdeckungen/Reichweite in 20 Fuß ISO Containern integriert (40 Systeme). In der Systemvariante ZNV B werden die Komponenten in Betriebs-, Transport- und Lagerbehälter integriert (80 Systeme) und sorgen für Flexibilität, schnellere Bereitschaft und höhere Verlegefähigkeit.

Als Unterauftragnehmer von Motorola Solutions übernimmt die ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH in diesem komplexen Vorhaben für die Digitalisierung landbasierter Operationen (D-LBO) die Integration der Gesamtsysteme für die beiden Systemvarianten in Containern und in tragbaren Betriebs-, Transport- und Lagerbehältern. Zudem erstellt die ESG die projektbegleitende logistische Dokumentation und logistische Analysen.

Die neuen verlegefähigen sicherheitskritischen Netze mit TETRA und LTE zur Übertragung von Sprache und Daten werden mit 12.500 Handsprechfunkgeräten und 4.000 Fahrzeug- und stationären Funkgeräten ausgestattet. Das neue System ist interoperabel mit dem Digitalfunknetz der deutschen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS), der NATO und der EU. Dies garantiert eine erfolgreiche Zusammenarbeit in Krisensituationen oder bei Katastrophen, bei denen eine behördenübergreifende Kommunikation vorausgesetzt wird.

Gerhard Heiming