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Während bei Beginn der Panzerentwicklung die Technik von Kanonen und Schutzwerkstoffen bereits eine gewisse Reife aufgewiesen hat, musste u. a. auf den Gebieten Kompaktmotoren, Lenkgetriebe und Fahrwerke erst noch Pionierarbeit geleistet werden.

Dementsprechend wiesen die Konstruktionen anfänglich trotz einer einfachen Gestaltung und eines geringen Leistungsvermögens viele Probleme auf. Umso mehr muss es heute erstaunen, was für eine beachtliche Fortentwicklung diese Baugruppen in der relativ kurzen Zeitspanne von gut 100 Jahren durchlaufen haben.

Aufgaben und Anforderungen an Kettenfahrwerke

Das Fahrwerk von militärischen Kettenfahrzeugen muss wichtige Forderungen erfüllen:

  • Traktion: Aufnahme der Gewichtskräfte und Umsetzung der Vortriebs-, Brems- und Seitenkräfte auf den Boden,
  • Geländegängigkeit und Hindernisüberwindung: Erzielen einer möglichst hohen Geschwindigkeit im Gelände (z. B. zur Überwindung von Sichtstrecken) und Überwindung kritischer Böden und Hindernisse und
  • Reduzierung von Stößen und Schwingungen sowie Geräuschen zur Schonung von Besatzung und Komponenten.

Im Detail ergibt sich aus den genannten Grundforderungen noch eine Vielzahl von weiteren Forderungen. So kommen u. a. noch Aspekte der Systemverträglichkeit/Integrierbarkeit und der Materialerhaltung sowie technisch-wirtschaftliche Aspekte hinzu, deren Betrachtung jedoch den Umfang dieses Beitrags sprengen würden.

Historie/Entwicklungslinien

Erwartungsgemäß zeichneten sich die ersten Fahrwerke durch sehr einfache Konstruktionen aus. Die Fahrwerke der ersten britischen Tanks waren sogar ungefedert, was zu einer hohen Belastung der Besatzung bei Geländefahrt führte, auch wenn die Höchstgeschwindigkeit nur sechs km/h betrug. Bei den ersten Fahrwerken bestand das vorrangige Konstruktionsziel in der Erfüllung der grundsätzlichen Funktionen und dem Erreichen einer gewissen Zuverlässigkeit und Lebensdauer. Aspekte des Leistungsvermögens spielten eine völlig untergeordnete Rolle.

Grundsätzliche Gestaltung des „Christie“, erkennbar ist die Einzelradaufhängung und Abfederung durch langhubige Schraubenfedern (Quelle: Autor)

Doch relativ schnell erschienen die ersten Fahrzeuge mit gefederten Laufrollen – anfänglich noch häufig Verbundsysteme mit Waagebalken. Einen ersten großen Fortschritt zeigten Fahrwerkskonstruktionen des US-Erfinders Walter Christie am Anfang der 1930er Jahre.

Christie schlug eine Einzelradfederung unter Nutzung von langhubigen Schraubenfedern vor. Damit konnten seine Panzerfahrzeuge auf festen Fahrbahnen Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 68 km/h (und mit abgelegten Ketten bis 120 km/h) erreichen. Das waren für die damalige Zeit revolutionäre Leistungswerte. Während W. Christie mit seinen Fahrzeugen in den USA selbst nicht erfolgreich war, haben Großbritannien und die Sowjetunion sein Fahrwerkskonzept übernommen. Die Tauglichkeit des Konzeptes wurde bis in die 1940er Jahre hinein mit den Cruiser Tanks Comet und dem T-34 unter Beweis gestellt.

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