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In den letzten Jahren haben sich in der Presse die Meldungen gehäuft, in denen bemängelt wurde, dass bei wehrtechnischen Projekten – u.a. auch bei Panzerentwicklungen – in vielen Fällen die ursprünglich geplante Entwicklungszeit in erheblichem Maße überschritten wurde.

Dieses Phänomen ist nicht ein Merkmal der letzten Jahre, sondern ist bereits vor über 50 Jahren auch bei entsprechenden Rüstungsprojekten in der Anfangszeit der Bundeswehr aufgetreten. In dem Beitrag werden Projektlaufzeiten verschiedener Vorhaben der Vergangenheit betrachtet. Darunter wird der Zeitraum verstanden, der zwischen der Herausgabe der taktischen/militärischen Forderungen bis zur Übergabe des ersten Fahrzeugs an die Truppe verstrichen ist. Bei dieser Definition geht es also nicht primär um die Fragestellung, wie schnell ein Auftragnehmer nach Abschluss des Entwicklungsvertrages liefern konnte, sondern es wird das Thema behandelt, wie lange die Truppe auf ein Waffensystem warten musste, nachdem der Bedarf durch ein entsprechendes Dokument für den Projektstart formuliert wurde.

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Darstellung von Projektlaufzeiten ausgewählter Heeresprojekte (Grafik: Autor)

Im ersten Teil des Beitrages sollen ausgewählte Panzerprojekte der Bundeswehr und deren Entwicklungsdauer bis zur Übergabe des ersten Fahrzeugs vorgestellt werden. Im zweiten Teil des Beitrags sollen ausgewählte Projekte betrachtet werden, die auch nach Ablauf einer mehrjährigen Entwicklungszeit am Ende nicht bis zu einer Serienreife geführt werden konnten.

Panzer-Entwicklungsprojekte und deren Projektlaufzeit

Landminenschnellräummittel/Minenräumpanzer Keiler
Das LSM-Programm war durch extrem anspruchsvolle militärische Forderungen (Räumsicherheit: 98 Prozent bis zu einer Tiefe von 30 cm) sowie durch ein komplexes und schwieriges Management im Rahmen der drei beteiligten Nationen geprägt. An der ersten Ausschreibung beteiligten sich 24 Firmen und reichten insgesamt 80 Lösungsvorschläge ein, die von der Auftraggeberseite zu bewerten waren. Das hohe Entwicklungsrisiko und die zu erwartenden Kostensteigerungen führten dann wenige Jahre nach Projektbeginn zum Ausstieg von Italien und Frankreich. Ab 1979 hat Deutschland allein die Projektarbeiten fortgeführt.

Visionäre Darstellung des Landminen-Schnellräummittels aus dem Jahr 1974 (Grafik: Archiv Autor)

Die erste ausgewählte und realisierte Lösung (u.a. mit hydrostatischem Fahrantrieb) führte zu deprimierenden Ergebnissen. 1983 musste ein Neuansatz mit neuen Ausschreibungen erfolgen. Im Jahr 1984 wurde MaK (Kiel) als Generalunternehmer ausgewählt. Nach dem Bau von zwei Firmenversuchsmustern sowie deren Erprobung und Truppenversuch wurde 1991 die Einführungsgenehmigung erteilt. Da sich die Kosten gegenüber der ursprünglichen Planung (6,7 Millionen Euro) um mehr als das Fünffache (36,8 Millionen Euro) gesteigert hatten, ergaben sich erhebliche haushaltstechnische Probleme, die den Abschluss des Beschaffungsvertrages um ca. zwei Jahre verzögerten. Zwei Jahre nach Abschluss des Beschaffungsvertrages konnten dann im März 1997 die ersten Minenräumpanzer Keiler an die Truppe übergeben werden. Dieses Vorhaben konnte nur durch eine hohe Motivation und ein hartnäckiges Verhalten aller am Vorhaben beteiligten Personen auf deutscher Seite nach vielen Jahren am Ende zu einem erfolgreichen Abschluss geführt werden.

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