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Die Bundeswehr beschleunigt die Erneuerung ihrer Lkw-Flotte mit Mitteln aus dem Corona-Konjunkturpaket. Der Verteidigungs- und der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages haben am 7. Oktober 2020 dem Antrag der Bundesregierung zugestimmt, aus dem Konjunkturpaket zur Linderung der Corona-Folgen Mittel für die Beschaffung der Fahrzeuge bereitzustellen. Nun können aus dem laufenden Rahmenvertrag mit Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV) aus dem Jahr 2017 weitere 1.000 Lkw abgerufen werden. Für 398 Millionen Euro werden 150 HX2-Lkw der Zuladungsklasse 5 to mit 6×6-Fahrwerk und 850 HX2-Lkw der Zuladungsklasse 15 to mit 8×8-Fahrwerk geliefert. Der Zulauf der Lkw soll 2021 und 2022 erfolgen.

Der Rahmenvertrag von 2017 ist für 2.271 Fahrzeug angelegt, von denen bereits 1.870 Lkw in Auftrag gegeben und über 1.000 ausgeliefert sind. Damit werden Lkw ersetzt, deren Beschaffung teilweise bis in die 1970er-Jahre zurückreicht.

Neben den Lkw sollen aus den Mitteln des Konjunkturpaketes auch 1.850 Wechselpritschen für 48 Millionen Euro beschafft werden. Die ungeschützten Transportfahrzeuge erhalten so einen Aufbau, der verhältnismäßig leicht getauscht werden kann. Die Truppe kann die Lkw damit schnell für unterschiedliche Transportaufgaben einsetzen. In zwei Verträgen werden 950 Wechselpritschen von 15 Fuß Länge und 900 von 20 Fuß Länge beschafft, die ab 2022 genutzt werden sollen.

Das Verteidigungsministrerium will später weitere 401 Lkw aus dem bestehenden Rahmenvertrag beschaffen. Absehbar werden darüber hinaus noch mehr ungeschützte Transportfahrzeuge benötigt, um den Mobilitätsbedarf vollständig zu decken. Auf etwa 300 Lkw mit fünf Tonnen Zuladung und etwa 3.000 Lkw mit 15 Tonnen Zuladung schätzt die Bundeswehr ihren weiteren Bedarf in den kommenden Jahren. Diese Vorhaben sollen noch in diesem Jahr parlamentarisch behandelt werden.

Ergänzend hat das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr im Juni 2020 einen Rahmenvertrag zur Beschaffung von Wechselladersystemen über 4.000 geschützte und ungeschützte Lkw der Zuladungsklasse 15 Tonnen mit einer Laufzeit von sieben Jahren abgeschlossen. Wechselladersysteme sind Lkw mit absetzbaren Ladungsträgern (Wechselladerpritsche), wie sie vom Lkw MULTI (Mechanisierte Umschlag-, Lager- und Transport-Integration) bekannt sind. Die Ladungsträger können am Boden abgesetzt beladen werden.

Die robusten und geländegängigen HX2 8×8-Fahrzeuge von Rheinmetall zeichnen sich durch hohe Mobilität auch im Gelände aus und lassen sich wahlweise mit einer geschützten Kabine ausstatten. Kernausstattung ist das von Hiab entwickelte Hakenladegerät, mit dem sich die zugehörigen Wechselladerpritschen (Flatracks) schnell aufnehmen und absetzen lassen. Zusätzlich können die Fahrzeuge auch eine Wechselpritsche oder einen Container über die standardisierten 20 Fuß ISO-Schnittstellen aufnehmen.

Die erste Tranche von 230 geschützten und 310 ungeschützten Fahrzeugen wurde schon beim Abschluss des Rahmenvertrages abgerufen. Das Vertragsvolumen liegt bei rund 360 Millionen Euro. Bis Ende 2022 soll die Truppe bereits bis zu 75 geschützte und 90 ungeschützte Lkw WLS ZLK 15 Tonnen erhalten. Die Fahrzeuge stehen damit rechtzeitig für den Einsatz bei der NATO-Speerspitze, der VJTF 2023 (Very High Readiness Joint Task Force), bereit.

Gerhard Heiming