Das System ABC-Abwehr revitalisieren
Interview mit Oberst Klaus Werner Schiff, Kommandeur des ABC-Abwehrkommandos der Bundeswehr
Interview mit Oberst Klaus Werner Schiff, Kommandeur des ABC-Abwehrkommandos der Bundeswehr
ES&T: Herr Oberst Schiff, wir erleben zurzeit eine Phase, in der wir durch einen Virus, also eine „Erscheinung“ aus der Biologie, massiv beeinträchtigt werden. Was hat diese Phase für die Arbeit der ABC-Abwehrtruppe bedeutet?
Schiff: Grundsätzlich gehört der Einsatz im Rahmen einer Pandemie nicht zu den Hauptaufgaben der ABC-Abwehr. Hier sind wir wie alle anderen Bundeswehrverbände nur subsidiär tätig, wenn Amtshilfeanträge gestellt und genehmigt werden. Dann können wir die zivile Seite u.a. mit Desinfektionsmaßnahmen oder anderen Hilfeleistungen unterstützen. Eine davon war die Bereitstellung von Desinfektionslösungen, die wir mit unserem Großgerät in großer Menge relativ schnell herstellen können.
ES&T: Das heißt, Sie können auch nur reagieren. Sie haben keine Möglichkeit, vorauszuahnen, dass so etwas auf uns zurollt?
Schiff: Das ist richtig. Es ist ganz ähnlich, wenn wir Bedrohungen durch biologische Kampfstoffe sehen. Auch da kann man momentan nur reagieren und versuchen, über ein Frühwarnsystem Dinge frühzeitig zu erkennen und dann entsprechend einzudämmen. Aber es gibt keine mir bekannte technische Möglichkeit, das jetzt quasi vorab identifizieren zu können.
ES&T: Haben Sie also Fähigkeitslücken bei der B-Aufklärung?
Schiff: Als die Expertise schlechthin haben wir ein stationäres B-Labor in Sonthofen, das eng mit dem Wehrwissenschaftlichen Institut in Munster, aber auch mit der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München und den üblichen Playern wie dem Robert-Koch-Institut zusammenarbeitet. Da wird viel gemacht, um sich im Bereich der B-Abwehr aufzustellen. Aber wir als Truppe machen keine Grundlagenforschung. Wir können da eher Ergebnisse abgreifen. Wir entwickeln Verfahren, um die B-Abwehr feldtauglich in den Einsatz zu bringen. Darum leide ich darunter, wenn ich ehrlich sein will, dass wir es aus technischen Gründen bisher nicht geschafft haben, in der B-Aufklärung etwas Vergleichbares und ähnlich Schnelles wie den Fuchs auf das Gefechtsfeld zu bringen. Aber das ist technisch viel komplexer als A- und C-Abwehr, und deshalb ist auch im Moment nichts am Horizont.
ES&T: Das war auch die Begründung dafür, bei dem neuen Mungo auf die Fähigkeit B-Spüren zu verzichten.
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