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Am 24. Juni 2015 fand die Schlüsselübergabe für den Schützenpanzer (SPz) Puma an den Inspekteur des Heeres statt. Mit diesem Startschuss war die Einführung noch lange nicht abgeschlossen.

Die Herstellung der vollumfänglichen Einsatzreife des Waffensystems dauert bis heute an. Dies ist ein Prozess, in den Ergebnisse aus Einsatzprüfungen, Erfahrungen aus der Truppe sowie technische Weiterentwicklungen und die Realisierung von Systemkomponenten einfließen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Nutzer, dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), sowie der Industrie ist dafür unabdingbar und eine Voraussetzung für das Herstellen der Einsatzbereitschaft des Systems Panzergrenadier sowie die Weiterentwicklung der Panzergrenadiertruppe.

Schützentrupp Infanterist der Zukunft – Erweitertes System (Foto: Bundeswehr)

Rahmenbedingungen im Zuge der Einführung

Der Grundstein zur Neuentwicklung eines Schützenpanzers für die Panzergrenadiertruppe wurde im Jahr 1998 mit dem taktischen Konzept „Neue Gepanzerte Plattformen“ (NGP) gelegt. Bis zur Einführung des SPz Puma gab es drei Strukturänderungen (1994 bis 1999 Neues Heer für neue Aufgaben, 2000 bis 2003 Heer der Zukunft, 2003 bis 2010 Heer im Einsatz und seit 2011 HEER2011) im Heer, die unter anderem die Reduzierungen der Streitkräfte sowie eine Fokussierung auf Stabilisierungsoperationen zum Inhalt hatten. Mit der Reduzierung der Streitkräfte insgesamt ging auch die Reduzierung der Hauptwaffensysteme einher. Eine Modernisierung der verbleibenden Waffensysteme in Bezug auf deren Präzision und Abstandsfähigkeit war unabdingbar, um die Durchsetzungsfähigkeit der Panzertruppen zu erhalten. Ausgehend von der aktuellen sicherheitspolitischen Lage und als Ergebnis des NATO-Gipfels in Wales 2014, wurde mit der Konzeption der Bundeswehr aus dem Jahr 2018 der Fokus wieder auf die Landes- und Bündnisverteidigung gelegt. Die Folgen dieser Entscheidung werden mit der Verantwortung Deutschlands für die Very High Readiness Joint Task Force (Land) (VJTF (L) 2019) deutlich. Vom Konzept musste der Puma daher grundsätzlich in der Lage sein, das gesamte Spektrum von Stabilisierungsoperationen bis hin zum hochintensiven Gefecht der verbundenen Kräfte abzudecken.

Ein weiterer Faktor, der die Realisierung der Einsatzreife des Panzers beeinflusst, ist die rasante Weiterentwicklung technischer Möglichkeiten sowie der Übergang zur Digitalisierung. Um im internationalen Rahmen führungsfähig zu bleiben, waren auch in diesem Bereich umfassende Anpassungen notwendig. Der Startschuss zur Digitalisierung der deutschen Landstreitkräfte erfolgte 2018 durch den Inspekteur des Heeres mit der Strategie zur Digitalisierung des Heeres im Kontext landbasierter Operationen.

Konzeptionelle Grundüberlegungen

Grundüberlegung für die Entwicklung des taktischen Konzeptes NGP waren festgestellte Defizite im Bereich Mobilität, Feuerkraft, Schutz und Führungsfähigkeit für die Waffensysteme der Panzertruppen insgesamt. Das Aufwuchspotenzial des SPz Marder wurde jedoch als erschöpft bewertet und daraufhin die Neuentwicklung eines Gefechtsfahrzeuges für die Panzergrenadiertruppe priorisiert.

Handlungsleitend für die Neuentwicklung eines Schützenpanzers waren neben der Erhöhung der Durchsetzungsfähigkeit und der Mobilität insbesondere die Forderungen zur Verbesserung im Bereich Überlebensfähigkeit und Schutz. Der Einsatz der Waffensysteme im Rahmen der Konfliktverhütung und Krisenbewältigung sowie im Rahmen der Unterstützung von Bündnispartnern bedingte zudem eine schnelle Verlegung, auch über weite Entfernungen. Die Fähigkeit einer strategischen Verlegung des neuen SPz wurde daher gleichermaßen berücksichtigt und ging mit der Entwicklung des Transportflugzeuges Future Transport Aircraft mit der späteren Bezeichnung A400M einher.

Ein Zweifahrzeugsystem mit einer Trennung der infanteristischen und der aufgesessenen gepanzerten Komponente wurde verworfen. Die Entscheidung fiel auf eine Einfahrzeuglösung als mehrrollenfähiges Waffensystem mit modularer Schutzausstattung. Damit wurde auch eine Eskalationsfähigkeit des Waffensystems für den Einsatz in Operationen unterschiedlicher Intensitäten realisiert.

Kampfweise der Panzergrenadiere

Um das System Panzergrenadier zu verstehen, ist ein kurzer Exkurs in die Kampfweise der Panzergrenadiere notwendig. Panzergrenadiere werden mit der Panzertruppe als Hauptträger den beweglich geführten Landoperationen zugeordnet. Sie werden in Operationen grundsätzlich gemeinsam eingesetzt und wirken eng und unmittelbar zusammen. Dabei kämpft die Panzertruppe vorrangig gegen Panzerkräfte, die Panzergrenadiertruppe im Schwerpunkt gegen feindliche Infanterie im bewaldeten Gebiet sowie im urbanen Raum. Gemeinsam und im Verbund mit Kampfunterstützungskräften kann die Panzertruppe ihre Schnelligkeit und Stoßkraft effektiv umsetzen. Das bestimmende Merkmal der Panzergrtenadiertruppe dabei ist die Fähigkeit zum schnellen Wechsel der Kampfweise zwischen dem aufgesessenen und dem abgesessenen Kampf.

Übersicht Infanterist der Zukunft – Erweitertes System (Grafik: Rheinmetall)

Eine Panzergrenadiergruppe besteht immer aus dem Schützenpanzer mit seiner Kernbesatzung und dem Schützentrupp (SchtzTrp). Zur Kernbesatzung gehören der Kommandant, der Richtschütze und der Kraftfahrer. Der SchtzTrp kämpft vom Panzer über die Bordwand und nach dem Wechsel der Kampfweise infanteristisch. Er wird durch einen Truppführer geführt und setzt einen Waffenmix infanteristischer Hand- und Panzerabwehrhandwaffen ein.

Auch im infanteristischen Kampf kämpfen Panzergrenadiere immer eng angelehnt an und mit dem SPz. Dabei unterstützt dieser mit seinen Bordwaffen den SchtzTrp, wann immer möglich. Hierzu ist eine ständige Verbindung mit den aufgesessenen Kräften notwendig.

Ableitung der Fähigkeitsforderung

Die Ableitung der Fähigkeitsforderungen zum System Panzergrenadier war geprägt von mehreren Abhängigkeiten. Die sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen führten zu der Forderung der strategischen Verlegefähigkeit in allen Dimensionen, um Kräfte flexibel und schnell in zukünftige Einsatzgebiete verlegen zu können. Dies führte letztendlich dazu, dass der SPz Puma luftverlastbar in der A400M sein musste. Die damit einhergehende Gewichtsobergrenze von 31,45 t war ein Kernaspekt, der zur Entscheidung eines modularen Aufbaues sowie zum Verzicht auf einen bemannten Turm führte. Der zweite handlungsleitende Faktor war eine hohe Gewichtung von Überlebensfähigkeit und Schutz, welche die Entscheidung zum unbemannten Turm sowie die Umsetzung modularer Schutzstufen nochmals verstärkte. Die Forderung nach Schutz wurde darüber hinaus mit dem Infanterist der Zukunft – Erweitertes System (IdZ-ES), einer Schutzklasse 4-Ausstattung, auch für den Schützentrupp umgesetzt.

In Bezug zu den taktischen Forderungen Mobilität und Wirkung war die Vorgabe, dass die gleiche taktische Beweglichkeit wie der Kampfpanzer Leopard zu erreichen ist, um wieder effektiv im Verbund mit der Panzertruppe kämpfen zu können. Die Bewaffnung wurde, gemäß den Grundsätzen, zur Bekämpfung feindlicher Infanterie sowie gegen leicht gepanzerte Fahrzeuge ausgelegt. Im Kampf gegen stark gepanzerte Fahrzeuge sollte mindestens ein Missionsabbruch des Gegners erreicht werden können.

Für den Einsatz im Rahmen der Konfliktverhütung und Krisenbewältigung wurde zusätzlich die Forderung zum Einsatz nichtletaler Wirkmittel in die Entwicklung eingebracht. Diese zusätzliche Fähigkeit unterstreicht die Mehrrollenfähigkeit.

Entwicklung System Panzergrenadier

Schützenpanzer Puma

Die beschriebene Gewichtung der Fähigkeitsforderungen führte in der konsequenten Umsetzung zu einem besatzungslosen und somit fernbedienbaren Turm und der Ausführung in modularen Schutzstufen, die sowohl passive als auch reaktive Komponenten umfasst. Zu diesen zählen Reaktivschutzmodule sowie ein multifunktionales Selbstschutzsystem (MUSS), um Lenkflugkörpersysteme sowie sonstige lasergelenkte Waffen abzuwehren.

Aufgrund der Gewichts- und Größenvorgaben konnte der SchtzTrp, bestehend aus einem Mix von Soldaten oder Soldatinnen mit einer Gesamtstärke von sechs anstelle einer ursprünglichen Mindestforderung von sieben, optimal sogar acht Soldaten oder Soldatinnen realisiert werden.

Im Bereich Wirkung entschied man sich für die Implementierung einer 30-mm-Maschinenkanone mit Funktionalität für Airburst-Munition, die es ermöglicht, tempierbare Munition (programmierter Zerlegesatz mit Subprojektilen), panzerbrechende (Pfeilmunition) sowie Übungsmunition zu verschießen. Mit der Airburst-Munition wurde man dem Schwerpunkt des Aufgabenspektrums, dem Kampf gegen feindliche Infanterie, gerecht. Weiterhin wurde die Integration des Mehrrollenfähigen Leichten Lenkflugkörpersystems (MELLS) zur Bekämpfung stark gepanzerter Ziele umgesetzt.

Der Verbesserung der Mobilität wurde mit einem neu entwickelten, leistungsfähigen Triebwerk sowie mit einem neuen, entkoppelten Laufwerkkonzept zur Verbesserung der Fahrleistungen im Gelände Rechnung getragen.

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Führungsfähigkeit im System Panzergrenadier (Grafik/Foto: AHEntwg)

Einbindung Infanterist der Zukunft – Erweitertes System

Das System IdZ-ES umfasst neben der Schutzausstattung eine Vielzahl an Optroniken, die vom Laserentfernungsmesser bis hin zu Wärmebildgeräten reichen. Diese können missionsgerecht ausgewählt und eingesetzt werden. Darüber hinaus wurde ein Waffenmix realisiert, der als Grundbewaffnung das Sturmgewehr G36 A3 und zusätzlich ein Abschussgerät für Granaten 40 mm enthält. Darüber hinaus ist noch das leichte Maschinengewehr MG4 mit dem Kaliber 5,56 mm x 45 NATO und seit 2018 auch das MG5 mit einem Kaliber von 7,62 mm x 51 NATO im Waffenmix enthalten. Weiterhin gehört die Panzerfaust 3 zur Ausstattung.

Neben Wirkung und Schutz wurde auch die Forderung zur Verbesserung der Führungsfähigkeit umgesetzt. In diesem Bereich liegt der größte Fortschritt des Systems. Jeder Soldat und jede Soldatin sowie der Puma sind über ein UHF-Funkgerät an den Gruppenfunk angebunden. Weiterhin verfügt die Ausstattung über ein eigenes Führungsinformationssystem (FüInfoSys), welches es jedem Soldaten, jeder Soldatin ermöglicht, Lagemeldungen digital zu erstellen und über Datenfunk zu melden. Ergänzend steht ein Kartensystem mit GPS-Anbindung zur Navigation zur Verfügung. Alle Informationen, wie Routendaten, die Position der Nachbarn sowie Lagemeldungen können jederzeit über ein Bedien- und Anzeigegerät, ein transparentes Helm-Display oder eine Nachtsichtbrille angezeigt werden.

System Panzergrenadier

Das System Panzergrenadier umfasst die Kopplung verschiedener Einzelsysteme. So werden hier der Puma mit dem Schützentrupp (IdZ-ES-Ausstattung) über das FüInfoSys IdZ-ES, das FüInfoSys Heer sowie des integrierten Führungsinformations- und Waffeneinsatzsystems verbunden. Aufgrund des besatzungslosen Turmes und einer dadurch eingeschränkten Außensicht ist das Blue Force Tracking unabdingbar zum Führen nach dem Wechsel der Kampfweise. Der Panzerkommandant ist nur so in der Lage, den Standort des abgesessenen Trupps sicher zu bestimmen und eine Gefährdung beim Einsatz der Bordwaffen auszuschließen. Der SchtzTrp kämpft immer gemeinsam mit dem Panzer und kann über das FüInfoSys georeferenzierte Lagemeldungen an den Kommandanten senden. Diese können von diesem ausgewertet und weitergeleitet werden. Damit wurde ein wesentlicher Schritt hinsichtlich der Forderung Sensor to Shooter erreicht. Gleichzeitig sind der Kommandant und der Truppführer in der Lage, Meldungen bis auf die Ebene des einzelnen Soldaten zu verteilen. Jeder bekommt damit aktuelle Meldungen, z.B. über Sperren, die aufgrund der GPS-Anbindung georeferenziert hinterlegt sind.

Im aufgesessenen Kampf kommuniziert der Schützentrupp auch im Panzer weiterhin über das System IdZ-ES. Dazu schließt er sich an eine Fahrzeugschnittstelle an, eine zusätzliche Sprechhaube wird nicht mehr benötigt.

Derzeit wird das Führungssystem bis auf Ebene Panzergrenadierzug genutzt. In Zukunft wird das FüInfoSys IdZ-ES bis auf die Kompanieebene ausgeweitet werden. Darüber hinaus wird im Rahmen der Digitalisierung landbasierter Operationen ein neues Battle Management System, erstmalig für den Auftrag VJTF (L) 2023, eingeführt.

Sachstand Entwicklung System Panzergrenadier

Mit der Schlüsselübergabe wurde der SPz Puma mit dem System IdZ-ES als System Panzergrenadier offiziell in die Truppe eingeführt. Zu diesem Zeitpunkt waren noch nicht alle Systemkomponenten entwickelt. Die Einführung erfolgte daher in Nutzungsstufen, alle noch fehlenden Systemkomponenten sollen im Zuge einer konsolidierten Nachrüstplanung nachgesteuert werden. Der SPz Puma wird zurzeit im Grundbetrieb zur Ausbildung genutzt. Bis dato wurden fünf Panzergrenadierbataillone mit dem neuen Panzer ausgestattet.

Die Hauptkomponenten in der konsolidierten Nachrüstung sind das Lenkflugkörpersystem MELLS und die turmunabhängige sekundäre Waffenanlage (TSWA). Diese wird, neben dem Einsatz von 40-mm-Sprenggranaten, auch fähig sein, nichtletale Wirkmittel einzusetzen. Für die Waffenanlage MELLS wurde 2018 die taktische Einsatzprüfung erfolgreich durchgeführt. Die TSWA befindet sich noch in der Entwicklung. Zusätzlich erfolgt eine Anpassung der Sichtmittel für den Turm, für die Besatzung des hinteren Kampfraumes und für den Panzerfahrer auf aktuelle Farb- und Nachtsichten.

Derzeit ist geplant, die Nachrüstung des Schützenpanzers in zwei Stufen durchzuführen. In diesem Zusammenhang läuft die Nachrüstung unter dem Arbeitsbegriff S1 für die erste Stufe, mit der erstmalig die Schwelle der Einsatzbereitschaft für die Seriensysteme überschritten wird. In der Stufe S1+ sollen dann noch Restmaßnahmen sowie die TSWA nachgerüstet werden.

Die Führungsfähigkeit ist derzeit noch über die SEM-Familie (80/90) sowie ein UHF-Funkgerät (SOLAR 400) zur Anbindung des Systems IdZ-ES sichergestellt. Im Ausbildungsbetrieb lässt sich damit die Verbindung des Schützentrupps zum Gruppenfahrzeug sowie ein Zugkreis für die SPz sicherstellen. Da in das System IdZ-ES kein zweites Funkgerät integriert ist, lässt sich ein Zug- oder Kompanie-Führungskreis auf- und abgesessen noch nicht verwirklichen. Noch in diesem Jahr läuft jedoch ein Folgesystem zu, mit dem dieses auf UHF-Basis möglich sein wird. Die vollumfängliche Führungsfähigkeit des Systems Panzergrenadier wird erst mit der Nachrüstung digitaler Funkgeräte und der Einführung eines IdZ-Systems mit zweitem Funkgerät verfügbar sein.

Die Vorteile des FüInfoSys IdZ-ES liegen vor allem in der Operationsplanung. Mit der Übertragung aller relevanten grafischen Informationen bis auf die Ebene des Einzelschützen entsteht ein zeitlicher Vorteil in der Umsetzung von Befehlen und ein einheitlicher Wissensstand. Im Kampf wird jedoch weiterhin im Schwerpunkt über Sprechfunk geführt, da Eingaben in das Führungs- und Informationssystem deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen. Die Eintragung von Informationen in die digitale Lagekarte erfolgt in Gefechtspausen.

Zur Sicherstellung der Ausbildung wurden ein Schieß- und Gefechtssimulator als integriertes System, die Ausbildungsanlage Turm sowie das System Ausbildungsgerät Duellsimulator (AGDUS) beauftragt. Da Manövermunition für den SPz Puma nicht vorgesehen ist, wird die Schussabgabe über die elektronische Waffen- und Effektsimulation in einer sich derzeit in der Entwicklung befindlichen modifizierten Version simuliert.

Abfeuern des Lenkflugkörpers MELLS während der erfolgreichen Nachweisführung der Waffenanlage beim Puma (Foto: Bundeswehr/Jana Neumann)

Weiterentwicklung und Zukunftsprognose

Zurzeit ist die Bundeswehr mit einer Kampfbrigade im Rahmen der NATO-Speerspitze (VJTF) gebunden. Die Bundesrepublik Deutschland hat angezeigt, im Jahr 2023 erneut einen Beitrag zu VJTF zu leisten. Um international auf Augenhöhe agieren zu können und unseren Soldaten das bestmögliche und modernste Gerät zur Verfügung zu stellen, ist der Einsatz des SPz Puma geplant.

Da er die Schwelle der Einsatzbereitschaft noch nicht erreicht hat, wurde die Entwicklung von 41 Systemen mit einem Konstruktionsstand VJTF, der von der Serie losgelöst ist, beauftragt. In diesem Konstruktionsstand werden Entwicklungen vorgezogen, die in der Serie erst später im Zuge der konsolidierten Nachrüstplanung vorgesehen sind. Der SPz Puma VJTF wird über das MELLS, die Anpassung der Sichtmittel und erstmalig über eine digitale Führungsausstattung verfügen, welche auch ein angepasstes System IdZ-ES beinhaltet. Der zweite Führungskreis (Zug oder Kompanie) kann mit diesem angepassten System betrieben werden. Mit der damit vollumfänglich vorhandenen Führungsfähigkeit wird das System Panzergrenadier erstmalig die Schwelle zur Einsatzreife überschritten haben – ein großer Schritt und Erfolg. Die taktische Einsatzprüfung für den Konstruktionsstand VJTF ist für das zweite Halbjahr 2020 geplant. Der Start der Serienproduktion in diesem Konstruktionsstand ist, abhängig vom Ergebnis der Nachweisführung, bereits für 2021 vorgesehen.

Die hauptsächlichen Herausforderungen: Interaktive Elektronische technische Dokumentation, Softwarepflege und -änderung, Ersatzteilverfügbarkeit sowie zusätzliche Sonderwerkzeugsätze sind bis dahin zu lösen. Aufgrund der Komplexität des Waffensystems wird seitens des Amtschefs Amt für Heeresentwicklung die Einrichtung eines Systemzentrums Puma erwogen.

Abhängig vom Ergebnis der Nachweisführung SPz Puma VJTF wurde weiterhin die Beauftragung eines 2. Loses beschlossen, das ab 2023 in einem Konstruktionsstand S1 eingeführt werden soll. Der Zulauf des 2. Loses wird mit der geplanten konsolidierten Nachrüstplanung abgestimmt, um die Verfügbarkeit in der Truppe möglichst konstant zu halten und die Bindung des Großgerätes in der Umrüstmaßnahme S1 zu kompensieren.

Mit dem System Panzergrenadier im Konstruktionsstand VJTF wird die Einsatzreife des neuen modernen Waffensystems der Panzergrenadiertruppe erstmalig erreicht sein und der Schützenpanzer Puma kann seine volle Leistungsfähigkeit beweisen. Schon jetzt zeigt der Puma eine erheblich höhere taktische Stoßkraft, die die Truppengattung Panzergrenadiere rundum überzeugt. Mit dem Konstruktionsstand S1 werden auch in der Serie die ersten einsatzreifen Systeme zu Verfügung stehen. Mit dem Erreichen der Einsatzreife des Systems Panzergrenadier kann letztendlich das altbewährte Waffensystem SPz Marder außer Dienst gestellt werden.

Oberstleutnant Kim Feilcke ist im Amt für Heeresentwicklung II 1 (1) der Teamleiter Einsatzprüfungen.