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Die Entscheidung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump, 12.000 Truppen zwecks Abstrafung des, wie er meint, Schuldners Berlin aus Deutschland abzuziehen, ist ein Affront sondergleichen. Es ist eher unwahrscheinlich, dass der Abzug so umgesetzt wird, wie er jetzt angekündigt wurde. Schon die Logik hinkt, schließlich geben Belgien und Italien einen geringeren Anteil des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung aus als Deutschland.

Rund die Hälfte der 12.000 betroffenen Soldaten soll in die USA zurückkehren. Nun haben Pentagon-interne Studien mehrmals gezeigt, dass die ständige Stationierung in Europa eine bessere Einsatzbereitschaft bringt als die häufige Verlegung der Brigaden. Die Verlegung des EUCOM-Hauptquartiers nach Mons ergibt Sinn. AFRICOM könnte grundsätzlich auch in den USA angesiedelt werden. Die Versetzung des F-16-Verbandes sowie der beiden Stryker-Bataillone nach Norditalien wäre militärisch nur sinnvoll, wenn man den nächsten Konflikt im Schwarzmeerraum (inklusive Ukraine) erwartet. Die Verstärkung Polens und des baltischen Raums wird hingegen erschwert. Letztendlich schießt sich Washington damit selbst ins Knie.

Dies sehen auch einflussreiche Republikaner so. Es wird also schwierig sein, die Truppenverlegung bewilligt zu bekommen. Der Präsident hat zwar viel Entscheidungsfreiheit hinsichtlich der Truppendisposition. Letztendlich werden langfristige Stationierungsentscheidungen – über deren Etatfinanzierung – allerdings im Kongress bestätigt, oder eben nicht. Der Kandidat der Demokraten für die US-Präsidentschaftswahl 2020, Joe Biden, steht hingegen zu den alten Bündnispartnerschaften. Seine außen- und sicherheitspolitischen Berater sind weitgehend bekannt und stehen auch zur „alten Weltordnung“. Hier lohnt sich das Aussitzen, sowohl auf politischer als auch Arbeitsebene.

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Es bleibt zu hoffen, dass der Schaden auf der persönlichen Ebene – mit der Zeit – gelindert werden kann. Die jahrzehntelange Verbrüderung in den Standorten könnte wohl schnell enden, wenn sich Gemeinden durch die neue Politik verraten fühlen.

Sidney E. Dean