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South China Morning Post berichtet unter Berufung auf militärische Quellen, dass die Volksbefreiungsmarine, People’s Liberation Army Navy – PLA-N,  Ende April zwei Atom-U-Boote (SSBN) vom Typ 094A in Dienst gestellt hat. Die Einheiten sind Weiterentwicklungen des Typs 094, die auch als Jin-Klasse bezeichnet wird. Details bleiben immer noch Mangelware. Die South China Morning Post vermeldet lediglich hydrodynamische Verbesserungen am Turm und an der Formgebung im Vorschiffbereich sowie technologische Upgrades bei Radar, Sonar und Torpedos.

Die 135 Meter langen, 11.000 Tonnen verdrängenden Boote des Typs sind mit zwölf JL-2 U-Boot-gestützten Interkontinentalraketen (SLBM), die in US Quellen mit einer Reichweite von 7.400 km angegeben werden, bewaffnet. Was sie bei einer Patrouille im Seegebiet der Kurilen in die Lage versetzen könnte, die ‚Great Plains‘ der Vereinigten Staaten zu erreichen, bei einer Patrouille südlich der Aleuten läge New York in der Reichweite. Aus dem Ostchinesischen Meer (also vor der Haustüre) ließe sich die Ostgrenze Polens erreichen, nicht jedoch die amerikanische Westküste, allerdings Anchorage in Alaska.

 

Zum Vergleich:

Die Ohio-Klasse der US Navy: Länge 170 Meter, ca. 18.700 Tonnen Verdrängung (getaucht), 24 Trident SLBM, vier Torpedorohre.

Die Typhoon-Klasse der Russischen Marine: Länge 172 Meter, ca. 48.000 Tonnen Verdrängung (getaucht), 20 R39 (SS-N-20) SLBM, sechs Torpedorohre.

 

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Seegestützte Nuklearbewaffnung

Die Ju Lang 2 (Ju Lang übersetzt: Riesenwelle), JL-2, NATO Bezeichnung CSS-N-14, die im Oktober 2019 bei der Parade zum 70. Geburtstag in Peking erstmals öffentlich vorgeführt wurde, ist die vom U-Boot zu verschießende Version des DF-31, der modernsten chinesischen Interkontinentalrakete (ICBM). Nach Berichten des Pentagon ist es Chinas erste glaubwürdige seegestützte Nuklearwaffe. Jede Rakete trägt einen Sprengkopf.

China soll den Bau von sechs, anderen Quellen zufolge acht Einheiten des Typs 094 beabsichtigen. Vier waren im April des vergangenen Jahres bei der Parade zum 70. Geburtstag der Marine zu sehen. Die nächste Generation chinesischer strategischer U-Boote (SSBN) befindet sich in der Entwicklung. Typ 096 soll in der Lage sein, 24 JL-3 zu befördern – mit einer geschätzten Reichweite von mehr als 10.000 Kilometern. (Anmerkung: bei Typ 095 handelt es sich nicht um ein strategisches U-Boot/SSBN, sondern um ein nuklear angetriebenes Jagd-U-Boot)

In einer früheren Meldung berichtete die South China Morning Post über den erfolgreichen Test der JL-3 im späten Dezember 2019. Von einer Position im Gelben Meer wäre der Flugkörper von einem Typ 094-U-Boot verschossen worden, das Zielgebiet lag im Nordwesten der Wüste Gobi. Die Washington Times bestätigte unter Berufung auf US-Satellitenauswertung und Geheimdienst-Informationen den Test. JL-3 soll über Mehrfachsprengköpfe verfügen. Ein erster Test wurde im November 2018 bekannt. Chinesische Quellen gehen davon aus, dass die JL-3 bis 2025 fertig entwickelt sein wird und für das neue U-Boot Typ 096 zur Verfügung stehen wird. Die Entwicklung der Rakete wurde Berichten zufolge von den Arbeiten an dem U-Boot Typ 096 getrennt, um ihre Entwicklung zu beschleunigen.

Am 8. Mai äußerte sich der Chefredakteur der regierungsnahen Global Times, eine der beiden englischsprachigen chinesischen Tageszeitungen, in einem Post auf Weibo, einem in China weit verbreiteten social media, das das Land, um seine Abschreckung effektiver zu gestalten, auch um amerikanischen Einschüchterungen wirkungsvoll zu begegnen, in relativ kurzer Zeit über tausend nukleare Gefechtsköpfe verfügen müsse. Dieser Kommentar wurde am 9. Mai in Global Times veröffentlicht.

Nach Angaben von Statista verfügte China im Jahre 2019 über 290 Atomsprengköpfe (Datenbasis: SIPRI, Veröffentlichungszeitpunkt: Juni 2019).

Hans Uwe Mergener