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Mit ‚Pomp and Circumstance‘ hat Naval Group am 12. Juli in Anwesenheit des französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Cherbourg sein neues atombetriebenes Jagd-U-Boot (englische Klassenbezeichnung SSN, französisch SNA) „Suffren“ vorgestellt. Damit erfolgte  nach langer Wartezeit (Konzeption und Definition ab 1998, Auftragsvergabe im Dezember 2006) der Anpfiff zur Versuchsphase dieser neuen Klasse, die im Sommer 2020 mit der vorgesehenen Indienststellung in Toulon, drei Jahre später als ursprünglich vorgesehen, enden soll. Der Zeitpunkt dieser Zeremonie, die keinen typischen Stapellauf darstellte (der später im Sommer erfolgen soll), schien sehr bewusst gewählt: Vorstellung noch vor dem französischen Nationalfeiertag, 14. Juli. Die erste Besatzung wurde am 11. Juli institutionalisiert.

„Suffren“ ist das erste Boot des Barracuda Programms, mit dem die französische Marine ihre (sechs) Jagd-U-Boote der in die Jahre gekommenen Rubis-Klasse (Bau ab 1976) im Laufe der kommenden Jahre ersetzen wird. „Saphir“, zweites Boot der Klasse, verlegte zu Monatsbeginn von Brest nach Cherbourg und erwartet nach 35 Dienstjahren seine Außerdienststellung zum Jahresende – als erstes Boot seines Typs. Bis 2025 sollen drei weitere Barracuda-Boote ausgeliefert („Duguay-Trouin“, „Tourville“, „de Grasse“) werden, zwei weitere werden die Familie bis 2029/2030 vervollständigen („Casabianca“ und „Rubis“).

Neben seiner Bewaffnung mit Marschflugkörpern (MdCN – Missile de Croisière Naval von MBDA) (dessen Reichweite mit mehr als 1.000 km angegeben wird), (schweren) F21 Torpedos (von Naval Group) und Exocet SM39 Block 2 Schiff-Schiffflugkörpern (ebenfalls von MBDA) verfügt das U-Boot auch über Minenlegefähigkeit und ist in der Lage, Drohnen (UUV) in getauchtem Zustand auszusetzen. Dank eines modularen (missionsspezifischen) ‚Dry Deck Shelter‘, der von einer Luftschleuse aus zugänglich ist, können Spezialeinheiten (bis zu 12 Mann können zusätzlich zur Besatzung untergebracht werden) und ihre Ausrüstung (z.B. das ‚Swimmer Delivery Vehicle‘ PSM3G (propulseur sous-marin de troisième génération) von ECA) eingesetzt werden. Neben der als Andreaskreuz angeordneten Steuereinheit wartet das Boot mit einem optronischen Mast (Tageslicht-, Infrarot- und lichtverstärkenden Kameras) als einer weiteren Besonderheit auf. Das traditionelle optische Periskop hat auf „Suffren“ ausgedient.

Mit ihrer Ausrüstung versetzt die Barracuda-Klasse die französische Marine in die Lage, ihre Jagd-U-Boote nicht nur in ihrer typischen Rolle (gegen strategische U-Boote bzw. Schutz eigener strategischer U-Boote (SSBN) bzw. der Trägergruppe) und im Rahmen von Aufklärungskampagnen einzusetzen. Sie ermöglichen Operationen gegen Überwasserziele als auch Einsätze gegen (strategische) Bodenziele (ein Novum für französische U-Boote). Auch die Möglichkeit, Spezialeinheiten in einem größeren Umfang einzusetzen, stellt eine Fähigkeitssteigerung dar. Darüber hinaus ist der Zugewinn an Autonomie (nach Werksangaben nun 70 zu 45 früher) deutlich und eröffnet zusätzliche operative Möglichkeiten.

Die Eröffnungszeremonie war Anlass, die Bestellung des sechsten Bootes der Serie bekannt zu geben. Damit sind nun alle sechs Boote des ca. 9,1 Milliarden Euro teuren Programmes in Auftrag gegeben. Die Kosten belaufen sich auf ca. 1,5 Milliarden Euro pro Boot (Zum Vergleich: für die Beschaffung U 212A (sechs Boote) werden die Kosten mit 2,59 Milliarden Euro beziffert. Für eine ‚Nachbestellung‘ von zwei weiteren Booten werden gemäß der Verpflichtungsermächtigungen 1,59 Milliarden Euro bereitgehalten. Eine Einheit der US Virginia-Klasse kostet zwischen 2,2 und 2,9 Milliarden Euro (Varianz wegen des seit 2000 laufenden Bauprogrammes).)

„Dies sind die besten U-Boote der Welt zu äußerst attraktiven Preisen und mit außergewöhnlichen Einsatzmöglichkeiten. …. Es rangiert uns in die erste Liga“, ließ Hervé Guillou, CEO der Naval Group“ das Publikum wissen, zu dem auch die französische Verteidigungsministerin Florence Parly zusammen mit ihrer australischen Amtskollegin Linda Reynolds gehörte. Australien hatte einen Kaufvertrag für 12 konventionell angetriebene U-Boote des Barracuda-Entwurfes unterzeichnet.

Technische Daten der „Suffren“

Verdrängung: 4.700 Tonnen, getaucht: 5.300 Tonnen
Länge: 99 Meter
Durchmesser: 8,8 Meter
Tauchtiefe: Angabe Naval Group: mehr als 300 Meter, Angabe französisches Verteidigungsministerium: mehr als 350 Meter
Torpedorohre: Vier Torpedorohre 533 mm
Antrieb: Hybridantrieb: Druckwasserreaktor (150 MW), zwei Antriebsturbinen, zwei Turbogeneratoren und zwei Elektromotoren, Wasserstrahlantrieb (Pumpjet)
Geschwindigkeit: getaucht über 23 Knoten (Quelle: französisches Verteidigungsministerium)
Besatzung: 65 Besatzungsmitglieder + Spezialkräfte (12). Gemischte Besatzung (erstmalig für französische SNA). Zwei Besatzungen pro Boot.
Autonomie: Naval Group gibt 70 Tage an
Verfügbarkeit: > 270 Tage im Jahr

Hans Uwe Mergener