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Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly gab jetzt den Startschuss zur Entwicklung und zum Bau der strategischen U-Boote der neuen Generation (SNLE 3G). Ab 2035 soll die neue maritime Komponente der französischen nuklearen Abschreckung die bisherigen U-Boote der Klasse Le Triomphant ersetzen. Die vier vorgesehenen Einheiten sollen in einem Rhythmus von fünf Jahren zulaufen. Ihre Betriebsperiode wird in den Hochglanzbroschüren des französischen Verteidigungsministeriums bis 2090 und darüber hinaus angegeben.

Zu technischen Details gab es bisher von amtlicher Seite keine Informationen. Verteidigungsministerin Parly deutete in ihrer Ansprache in Val-de-Reuil (Eure) im Kompetenzzentrum für hydrodynamische Techniken der französischen Generaldirektion Rüstung an, die Boote seien größer als ihre Vorgängerinnen. Französische Medien und Blogs erwähnen eine Verdrängung (getaucht) von 15.000 Tonnen bei 150 Meter Länge. Auch hinsichtlich Sensoren und Bewaffnung existieren augenblicklich nur Vermutungen. Offiziell ist hingegen, dass es sich bei der Hauptbewaffnung um eine zukünftige Version des strategischen Flugkörpers M51 handeln wird.

Künstlerische Ansicht eines atomgetriebenen ballistischen Raketen-U-Boots der 3. Generation, Foto: Ministere des Armees

Paris sieht im Bau der Atom-U-Boote mehr als nur eine sicherheitspolitische Notwendigkeit. Das Vorhaben ist sowohl Prestigeobjekt als auch nationale Kraftanstrengung. Insgesamt wird das Programm in den nächsten 30 Jahren bis zu 100 Millionen Arbeitsstunden umfassen, einschließlich 15 Millionen Stunden für Entwurf/Design und mehr als 80 Millionen Baustunden. Die französische Regierung spricht davon, dass rund 3.000 Arbeitsplätze hoher Qualifikation direkt mit diesem Projekt geschaffen werden. Mehr als 200 Unternehmen werden mit der Naval Group, der gemeinsam mit TechnicAtome das Projektmanagement anvertraut wurde, zusammenarbeiten. Die Projektleitung obliegt der Generaldirektion Rüstung (DGA), die dabei auf die Zusammenarbeit mit anderen Behörden (wegen des Nuklearantriebes z.B. mit der Kommission für Atomenergie und alternative Energien) angewiesen ist.

Nun sollen noch während des Jahres 2021 die ersten Aufträge erteilt werden. Diese Aufträge  umfassen die  Entwicklungsstudien, die bis Ende 2025 abgeschlossen sein sollen, die ersten Rumpfelemente und den Kessel des ersten der neuen SNLE 3G sowie die Anpassung der industriellen Fertigungslinien der Naval Group auf die spezifischen Konstruktionsmerkmale des SNLE 3G.

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Im Haushalt 2021 sind fünf Milliarden Euro für die strategische Abschreckung (‚dissuasion‘) vorgesehen. Nach der Haushaltsgesetzgebung 2019 – 2023 sollen 25 Milliarden Euro für die Erneuerung der Marine- und Luftwaffenkomponenten der französischen nuklearen Streitkräfte aufgewendet werden. Der Verteidigungshaushalt beläuft sich 2021 auf insgesamt 39,2 Milliarden Euro.

Frankreich unterhält seit 1971 eine maritime nukleare Komponente. Damals wurde die „Le Redoutable“ in Dienst gestellt. Seit 1972 befindet sich immer ein strategisches U-Boot auf Patrouille. Die bisherigen U-Boote der 2. Generation „Le Triomphant“, „Le Téméraire“, „Le Vigilant“ und „Le Terrible“ wurden zwischen 1997 und 2010 in Dienst gestellt. Sie sind 138 Meter lang und verdrängen 14.200 Tonnen.

Hans Uwe Mergener