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Per Twitter hat die französische Verteidigungsministerin Florence Parly die Öffentlichkeit über die ersten Test- und Tauchfahrten des neuen Atom-Jagd-U-Bootes „Suffren“ informiert. „Erste Tauchfahrt … Mein Dank geht an alle leidenschaftlichen und engagierten Mitarbeiter, deren Motivation und Initiative diesen wesentlichen Schritt ermöglichten“, twitterte sie am 29. April.

Die Testkampagne für das erste U-Boot aus dem Programm Barracuda begann am Vortag. Gegenüber dem früher genannten Zeitpunkt ‚im ersten Quartal‘ ist das eine geringe Verzögerung. Die nun folgenden Erprobungen haben das Ziel, der französischen Rüstungsdirektion (Direction générale de l’armement – DGA) und der französischen Marine die Möglichkeit zu geben, die Leistung des U-Bootes in See zu testen und Erfahrungen zu sammeln. Die Seeerprobung nimmt mehrere Monate in Anspruch und wird im Seegebiet um Cherbourg, später im Atlantik, ab Sommer im Mittelmeer durchgeführt. Die Auslieferung soll noch in diesem Jahr erfolgen.

 

Technologie- und Kapazitätssprung

Dank seiner Bewaffnung mit Marschflugkörpern (MdCN – Missile de Croisière Naval von MBDA (Matra BAe Dynamics Aérospatiale), dessen Reichweite mit mehr als 1.000 km angegeben wird, verfügt das U-Boot über die Fähigkeit, über große Entfernung Waffenwirkung zu ermöglichen. Die (schweren) F21 Torpedos (von Naval Group) und Exocet SM39 Block 2 Schiff-Schiffflugkörpern (ebenfalls von MBDA) vervollständigen die Bewaffnung. Darüber hinaus ist die „Suffren“-Klasse in der Lage, Minen zu legen und Drohnen (UUV) in getauchtem Zustand auszusetzen, heißt es. Mit einem modularen missionsspezifischen ‚Dry Deck Shelter‘, der von einer Luftschleuse aus zugänglich ist, können Spezialeinheiten (bis zu 12 Mann können zusätzlich zur Besatzung untergebracht werden) und ihre Ausrüstung (z.B. das ‚Swimmer Delivery Vehicle‘ PSM3G (propulseur sous-marin de troisième génération) von ECA) eingesetzt werden. Neben der als Andreaskreuz angeordneten Steuereinheit wartet das Boot mit einem optronischen Mast (Tageslicht-, Infrarot- und lichtverstärkenden Kameras) als einer weiteren Besonderheit auf. Das traditionelle optische Periskop hat auf „Suffren“ ausgedient.

„Suffren“, die am 1. August 2019 vom Stapel lief, ist das erste Boot des Barracuda Programms, mit dem die französische Marine ihre (sechs) Jagd-U-Boote der in die Jahre gekommenen Rubis-Klasse (Bau ab 1976) ersetzen wird. Bis 2025 sollen drei weitere Barracuda-Boote  („Duguay-Trouin“, „Tourville“, „de Grasse“) ausgeliefert werden, zwei weitere werden die Familie bis 2029/2030 vervollständigen („Casabianca“ und „Rubis“).

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Das Barracuda-Programm umfasst Investitionen in Höhe von 9,1 Milliarden Euro. Die Lebensdauer der Boote soll mehr als 35 Jahre betragen.

Die „Suffren“ ist das 108. U-Boot, das seit 1899 in Cherbourg gebaut wurde.

Die Probfahrt finden unter Restriktionen wegen der COVID-19-Krise statt. Naval Group betont, dass das Personal, das für Probefahrten an Bord an Bord ist, sich einer  zweiwöchigen Quarantäne und intensiver medizinischer Überwachung unterzog und auf COVID-19 getestet wurde. Nur das für die Durchführung der Erprobung erforderliche Minimum sei an Bord (20 Prozent). Neben strikten Hygiene- und Desinfektionsregeln sei an Bord das jederzeitige Tragen einer Maske obligatorisch.

Hans Uwe Mergener

 

Technische Daten der „Suffren“

Verdrängung: 4.700 Tonnen, getaucht: 5.200 Tonnen
Länge: 99 Meter
Durchmesser: 8,8 Meter
Tauchtiefe: Angabe Naval Group: mehr als 300 Meter, Angabe französisches Verteidigungsministerium: mehr als 350 Meter
Torpedorohre: Vier Torpedorohre 533 mm
Antrieb: Hybridantrieb: Druckwasserreaktor (150 MW), zwei Antriebsturbinen, zwei Turbogeneratoren und zwei Elektromotoren, Wasserstrahlantrieb (Pumpjet)
Geschwindigkeit: getaucht über 23 Knoten (Quelle: französisches Verteidigungsministerium)
Besatzung: 65 Besatzungsmitglieder + Spezialkräfte (12). Gemischte Besatzung (erstmalig für französische SNA). Zwei Besatzungen pro Boot.
Autonomie: Naval Group gibt 70 Tage an
Verfügbarkeit: > 270 Tage im Jahr