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Der europäische Hersteller von Lenkflugkörpern und Lenkflugkörpersystemen, MBDA, stell auf der Paris Air Show ein umfassendes Konzept vor, mit dem mit Produkten und Lösungen aus eigenem Hause Luftkampfsysteme realisiert werden können, die das Fähigkeitsspektrum aller Teilstreitkräfte abdecken. Dieses Fähigkeitskonzept gehört, so MBDA, zum Kern der nächsten Generation europäischer Luftkampfsysteme.

Ausgangspunkt ist die Analyse, wie sich Bedrohungen weiterentwickeln und in welchem Maß die Abwehrstrategien immer komplexer werden. Luftüberlegenheit müsse, schreibt MBDA, auf lokaler und temporärer Basis erzeugt werden, mit einer Vielfalt von Wirksystemen und einer umfangreichen Kombination von Boden-Luft- und Luft-Luft-Komponenten. Flugzeuge und luftgestützte Effektoren müssen in der Lage sein, in abgeriegelte Gebiete vorzudringen. Sie müssen Bedrohungen erkennen können, bevor sie selbst entdeckt werden. Versteckte Bedrohungen müssen rechtzeitig erfasst und anschließend unterdrückt werden. Es gilt, durchweg schneller als der Gegner zu reagieren.

Mit den auf der Paris Air Show vorgestellten Konzepten will MBDA zeigen, welche Antworten für operative und technologische Fragestellungen mit der Bereitstellung militärischer Fähigkeiten für alle europäischen Luftkampfplattformen gegeben werden können. Die Konzepte beruhen auf Studien in den MBDA-Heimatländern (Frankreich, Großbritannien, Italien, Deutschland und Spanien), sei es in kooperativer Form oder im Rahmen nationaler Vorhaben. Die Konzepte bilden ein konsistentes Fähigkeitspaket und zeigen, dass MBDA den Kunden innovative Antworten für deren Zukunftsprojekte auf dem Gebiet der Luftverteidigung geben kann.

MBDA führt folgende wichtigen Fähigkeiten auf:

  • Deep Strike mit hoch entwickelten Marschflugkörpern, um zukünftig in wirkungsvollen A2AD-Einsätzen (Anti Access Area Denial – Abwehr von Maßnahmen gegen das Vordringen in ein Gefechtsgebiet) zur Unterstützung der kooperierenden Streitkräfte einzudringen und Lücken zu öffnen.
  • Taktische Angriffe mit Abstandswaffen sowie vernetzten und kompakten Systemen mit präzisen Wirkungen. Sie sind zudem in der Lage, die gegnerische Verteidigung durch Schwarmverhalten zu sättigen.
  • Luftkampf mit Meteor: Dieser Lenkflugkörper setzt bis heute Maßstäbe. Meteor wird seine Führungsposition behaupten und ein Aktivposten für die Kampf-Jets der nächsten Generation sein.
  • Selbstschutz mit dem Flugkörperabwehrsystem „Hard Kill“. Es wehrt anfliegende Lenkflugkörper ab und bietet einen wesentlichen Schutz im Gefecht, wenn „Soft Kill“-Gegenmaßnahmen und Täuschkörper nicht mehr ausreichen. Ein solches System ist in der Lage, das Kräfteverhältnis gegen sättigend agierende Verteidigungssysteme umzukehren.
  • Hilfssysteme, die das Eindringen in gegnerische Verteidigungsgebiete mithilfe von „Remote Carriers“ ermöglichen. Damit lassen sich ferngesteuerte Mehrfachwirkungen erzielen, sowie neue Funktionen für Effektoren wie Aufklärung, Zielerfassung und Täuschung feindlicher Sensoren bereitstellen.

Um die Fähigkeiten abdecken zu können, verfügt MBDA über ein Spektrum an kompakten, ferngesteuerten Waffenträgern mit Tarneigenschaften, die mit anderen Waffensystemen und Plattformen interagieren. Gestartet von Kampfflugzeugen, Transportflugzeugen oder Schiffen, erweitern sie deren Fähigkeiten und Bewaffnung.

MBDA beherrscht die Technologien, die für die Entwicklung solcher Konzepte mitsamt den operativen Abläufen erforderlich sind. Hierzu gehören:

  • Langstreckenflugkörper mit Tarn- oder Überschalleigenschaften,
  • Sehr kompakte Flugkörperzellen und Subsysteme für die umfangreiche Bewaffnung von Plattformen, ohne Kompromisse bei Wirkung und Konnektivität,
  • Netzwerk-, Infrarot- und Radarsensoren mit der Zusammenführung von Daten und künstlicher Intelligenz zur automatisierten Zielidentifikation in komplexen Umgebungen, Bedrohungserkennung, komplexen Missionsplanung und Entscheidungshilfe.

Beispiele für zukünftige Waffenträger sind die Remote Carrier 100 und 200, Smart Cruiser und Smart Glider, Subsonic und Supersonic Cruise Missiles sowie Hard Kill Anti-Missile Systeme.

Die vorgestellten Technologien decken die Schritte im OODA-Prozess (Observation, Orientation, Decision, Action) ab, von der Detektion und Lokalisierung bis hin zur Schadensbewertung. MBDA positioniert sich als Architekt dieser Entscheidungs- und Aktionskette, die bedeutende Fortschritte in Konzepten sowie Führungs- und Einsatzgrundsätzen mit sich bringen wird.

Gerhard Heiming