Wie das Bundesministerium der Verteidigung am Dienstag (1. Juli) mitgeteilt hat, übernimmt Generaloberstabsarzt Nicole Schilling mit sofortiger Wirkung die Aufgaben als Stellvertreterin des Generalinspekteurs der Bundeswehr. Generalmajor Christian Freuding wird Ende September das Deutsche Heer als Inspekteur führen.

Generaloberstabsarzt Nicole Schilling (Quelle Bundeswehr Twardy)

Generaloberstabsarzt Schilling tritt die Nachfolge von Generalleutnant Andreas Hoppe an, der diese Aufgabe seit April 2024 innehatte. Schilling ist damit die erste Frau auf diesem Dienstposten. Sie war seit Oktober 2024 Abteilungsleiterin Einsatzbereitschaft und Unterstützung Streitkräfte (EBU) im Verteidigungsministerium und mit Beförderung in den aktuellen Dienstgrad im November 2024 die erste Frau in der Bundeswehr im Range eines Dreisterne-Generals.

Am 28. November 2024 wurde Nicole Schilling vom Bundesminister der Verteidigung zum Generaloberstabsarzt ernannt. (Foto: Bundeswehr/X)

Schilling trat im Jahr 1993 in die Bundeswehr ein und absolvierte die Ausbildung zum Sanitätsoffizier mit einem Studium der Humanmedizin. Von 2007 bis 2009 nahm sie am 4. streitkräftegemeinsamen Generalstabslehrgang (LGAN) an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg teil und wurde hier für ihre Lehrgangsjahresarbeit als erste Frau mit der „Ehrenmedaille General von Clausewitz“ für die weit über dem Durchschnitt stehende Leistung ausgezeichnet. In Stabs- und Führungsverwendungen war sie insbesondere im Verwendungsbereich des Personalwesens eingesetzt, beispielsweise als Vizepräsidentin im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr und als stellvertretende Abteilungsleiterin Personal im Bundesministerium der Verteidigung.

Als herausgehobene sanitätsfachliche Verwendung ist die Aufgabe als Chefärztin des Bundeswehrkrankenhauses in Westerstede (2015 bis 2017) anzusprechen. Im Jahr 2004 war sie im Deutschen Einsatzkontingent der International Security Assistance Force ISAF in Kundus in Afghanistan und anschließend als Kompaniechefin der Medical Evacuation (Medevac) – Kompanie im Deutschen Einsatzkontingent der European Union Force EUFOR im Feldlager Rajlovac in Bosnien-Herzegowina im Auslandseinsatz. Als Stellvertreterin des Generalinspekteurs ist Schilling auch Beauftragte für Reservistenangelegenheiten der Bundeswehr, eine in der aktuellen Diskussion über den Wehrdienst und den erforderlichen Aufwuchs der Reserve der Bundeswehr hochaktuelle Aufgabe. Ihr Vorgänger, Generalleutnant Hoppe, wurde in den einstweiligen Ruhestand versetzt.

Neuer Inspekteur des Heeres

Generalmajor Freuding tritt Ende September die Nachfolge von Generalleutnant Alfons Mais als Inspekteur des Heeres an. Mais tritt nach 43 Dienstjahren in den Ruhestand. Er trat 1981 in die Bundeswehr ein und absolvierte die Ausbildung zum Heeresfliegeroffizier. Nach dem Studium der Wirtschafts- und Organisationswissenschaften an der Universität der Bundeswehr in Hamburg wurde er zum Hubschrauberführer ausgebildet. Daran schlossen sich Truppenverwendungen in der Heeresfliegertruppe und die Generalstabsausbildung an. Mais war in zwei Auslandseinsätzen auf dem Balkan (1999 im Hauptquartier SFOR in Sarajevo und 2001/2002 als Kommandeur der gemischten Heeresfliegerabteilung KFOR in Toplicane im Kosovo) sowie zwei Auslandseinsätzen in Afghanistan (2012/13 als Stellvertretender Chef des Stabes Sicherheit im Hauptquartier Regionalkommando Nord der ISAF in Mazar-e-Scharif und 2018/19  als Chef des Stabes Resolute Support in Kabul).

Vor seiner Verwendung als 21. Inspekteur des Heeres seit 2020 war Mais von 2013 bis 2014 Kommandeur der Heeresfliegerwaffenschule in Bückeburg und General der Heeresfliegertruppe, 2014 bis 2018 Chef des Stabes des Kommando Heer in Strausberg sowie von 2018 bis 2022 Kommandeur des 1. Deutsch-Niederländischen Korps in Münster. Mais hat sich den Worten des Verteidigungsministers Boris Pistorius (SPD) folgend in den vergangenen Jahren mit viel Engagement und Herzblut seiner Aufgabe als Inspekteur gewidmet. Insbesondere die Aufstellung der Brigade 45 „Litauen“ ist ihm zu verdanken.

Mais hatte nach dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 offen die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr kritisiert: „Die Bundeswehr, das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da“, sagte er. „Die Optionen, die wir der Politik zur Unterstützung des Bündnisses anbieten können, sind extrem limitiert. Wann, wenn nicht jetzt, ist der Zeitpunkt, den Afghanistaneinsatz strukturell und materiell hinter uns zu lassen und uns neu aufzustellen.“ Diesen Prozess und insbesondere die Erreichung einer Kriegstüchtigkeit des Heeres bis 2029 hat er zuletzt mit Nachdruck verfolgt. Mais beschrieb dies kürzlich in den zentralen Handlungslinien des Heeres auf dem Weg zur Kriegstüchtigkeit mit den Begriffspaaren Lückenschluss – Vollausstattung sowie Aufwuchs – Innovation.

Generalleutnant Alfons Mais (Foto: Bundeswehr)

Generalmajor Christian Feuding trat 1990 in die Bundeswehr ein und wurde zum Offizier der Panzeraufklärungstruppe ausgebildet. Nach dem Studium der Politikwissenschaften an der Universität der Bundeswehr in Hamburg und Promotion zum Dr. phil. folgten Verwendungen in der Truppe.

Generalmajor Christian Freuding
(Foto: Bundeswehr)

Freuding absolvierte von 2004 bis 2006 den Nationalen Generalstabslehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg und schloss den Lehrgang als Jahrgangsbester ab, wofür er mit dem General-Heusinger-Preis geehrt wurde. Freuding war 2002 Kompaniechef beim Einsatzverband der Stabilisation Force SFOR in Bosnien und Herzegowina sowie von 2007 bis 2008 als Chef des Stabes beim Provincial Reconstruction Team (PRT) der International Security Assistance Force ISAF in Kundus in Afghanistan im Auslandseinsatz. 2008 folgte die Teilnahme am Advanced Command and Staff Course des Joint Services Command and Staff College in Shrivenham im Vereinigten Königreich.

Freuding ist derzeit Leiter des im Mai 2023 neu eingerichteten Planungs- und Führungsstabes des Bundesministers der Verteidigung. Er ist weiterhin Leiter des Sonderstabes Ukraine. Zuvor war er seit April 2022 Leiter des Lagezentrums Ukraine im BMVg und davor von 2019 bis 2022 Kommandeur der Panzerlehrbrigade 9 in Munster. Bemerkenswert ist, dass Generalmajor Freuding als zukünftiger Inspekteur des Heeres, so wie allgemein üblich, bisher keine Truppenverwendung als Divisionskommandeur im Heer innehatte.

Minister Pistorius dankte Generalleutnant Hoppe und Generalleutnant Mais für deren engagierten Einsatz für die Bundeswehr und die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands. Beide hätten in den vergangenen Jahren an zentraler Stelle zu wichtigen Reformen und Veränderungen beigetragen.

Wolfgang Gelpke