Einen Fähigkeitsschub für die bodengebundene Luftverteidigung wollen die Systemhäuser Diehl Defence und Hensoldt durch vertiefte Zusammenarbeit erreichen. Bei der Paris Air Show haben die Unternehmen vereinbart, bewährte gemeinsame Systemen, die sich aktuell in Produktion befinden und kurzfristig lieferbar sind, weiterzuentwickeln zur Spitzenklasse für die Abwehr neuer Bedrohungen. Diese Luftverteidigungssysteme seien software-definiert und bieten mit neuesten Technologien Abwehrpotential auch gegen neue und sich abzeichnende Bedrohungen.
Die Bedrohungen durch Luftangriffe sind komplexer und variantenreicher als noch vor einigen Jahren, schreiben die Unternehmen in einer gemeinsamen Pressemitteilung vom 16. Juni. Während in der Vergangenheit hauptsächlich Flugzeuge und Hubschrauber als größte Gefahr galten, habe sich das Bedrohungsspektrum heute deutlich erweitert. Neben Marschflugkörpern, Überschall- und Hyperschallraketen sowie Drohnen, haben insbesondere ballistische Raketen eine neue Problematik für die Luftverteidigung geschaffen. Diese Herausforderungen wollen Diehl Defence und Hensoldt durch ein optimales Zusammenspiel der Waffensysteme bewältigen.
„Nicht nur wir arbeiten daran, ein besseres und aktuelleres Lagebild zu erhalten. Auch unsere potentiellen Gegner bemühen sich, durch schnellere Aufklärung und Bekämpfung ihre Effizienz zu steigern“, erläuterte Helmut Rauch, CEO von Diehl Defence. Daher sei es manchmal angebracht, nach einem Schuss oder einer Salve die eigene Position zu ändern. Wichtig hierbei sei die Geschwindigkeit, in der das vonstattengeht. „Wir arbeiten an vollautomatisierten Abläufen und zumindest teilautonomen Fahrzeugen, um trotz eines reduzierten Personaleinsatzes schnellstmöglich einen Stellungswechsel vornehmen zu können. Hierbei kommen KI-gestützte Umfeldwahrnehmungs- und Planungsalgorithmen zum Einsatz“, ergänzte er.
Oliver Dörre, CEO von Hensoldt, sagte: „Digitale Technologien – Stichwort „Software-defined Defence“ – ermöglichen es immer mehr, vorhandene Fähigkeiten zu verknüpfen, Modernisierungen software-basiert auszurollen und Entwicklungszyklen massiv zu verkürzen. Wir vereinen die Expertise zweier Hochtechnologieunternehmen, deren Produkte weltweit als Benchmark gelten. Mit der gemeinsamen Entwicklung software-definierter Systeme vervielfachen wir die Abwehrwirkung der Luftverteidigung und tragen so zur Entwicklung einer souveränen europäischen Verteidigungsfähigkeit bei.“
Diehl Defence und Hensoldt arbeiten seit langem auf dem Gebiet der bodengebundenen Luftverteidigungssysteme zusammen. Diehl Defence hat in seinem System für die mittlere Reichweite (IRIS-T SLM) die Gefechtsstand-Software IBMS-FC von Airbus und aktive wie passive Radare von Hensoldt integriert, in die Serienproduktion überführt und ausgeliefert.
Als erste Schritte für die vertiefte Zusammenarbeit und zur Weiterentwicklung von IRIS-T SLM haben die beiden Firmen die KI-basierte Zielerkennung im Feuerleitradar TRML-4D und die Fusion von Sensordaten unterschiedlichster Quellen sowie KI-gestützte Umfeldwahrnehmungs- und Planungsalgorithmen und Simulationstechniken identifiziert.
Redaktion / gwh