Print Friendly, PDF & Email

Lettland hat aus dem im September mit Diehl Defence abgeschlossenen Rahmenvertrag zur Beschaffung von Luftverteidigungssystemen IRIS-T SLM (ESuT berichtete) eine Tranche im Wert von rund 600 Millionen Euro abgerufen, wie das lettische Verteidigungsministerium und Diehl in Pressemitteilungen bekanntgegeben haben.

Mit dem Kaufvertrag verbinde sich die größte Verteidigungsinvestition Lettlands seit seiner Unabhängigkeit vor mehr als 30 Jahren, schreibt Diehl. Lettland erhalte die notwendige Ausrüstung für einen effektiven Betrieb des IRIS-T SLM-Systems, das die Einführung einer ‚multi-layered air defence‘ (Luftverteidigung in mehreren Abfangschichten) in Lettland sowie die Integration bestehender Kurzstreckenfähigkeiten sicherstellen wird. In der ‚multi-layered air defence‘ können Luftverteidigungssysteme verschiedener Reichweiten nicht nur andere Bodenanlagen schützen, sondern sich auch gegenseitig Schutz bieten und in einem vernetzten Umfeld arbeiten. Jede weitere Schicht erhöhe die Widerstandsfähigkeit des gesamten Systems gegen feindliche gegnerische Angriffe. Die Entwicklung solcher Luftverteidigungsfähigkeiten in Lettland ist eine der Prioritäten der Regierung.

blank
Das Radar ist der Sensor für Zielerfassung und –verfolgung sowie für die Feuerleitung. (Foto MoD LVA)

Innerhalb des Diehl Defence Produktportfolios ist das System IRIS-T SLM auf die Abwehr von Bedrohungen durch gegnerische Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper und Drohnen auf eine Distanz von bis zu 40 km und einer Höhe von 20 km ausgelegt. Eine IRIS-T SLM Feuereinheit besteht Diehl zufolge aus den Komponenten Startgerät, Radar und Gefechtsstand. Es werde durch Unterstützungselemente wie Werkstatt-, Ersatzteil- und Nachladefahrzeuge ergänzt. Das System zeichnet sich durch seine hohe taktische Mobilität, Dislozierbarkeit der Startgeräte und Mehrfachzielbekämpfung bei geringem Personalaufwand aus.

Nach eigenen Berechnungen können mit den 600 Millionen Euro je nach Konfiguration drei bis vier Feuereinheiten IRIS-T SLM beschafft werden.

Die gemeinsame Beschaffung eines Systemtyps werde es Lettland und Estland ermöglichen, Haushaltsmittel einzusparen und die gegenseitige Koordinierung bei der Verteidigung der baltischen Staaten zu erleichtern, schreibt das lettische Verteidigungsministerium. Außerdem ermögliche sie die Interoperabilität und Austauschbarkeit von Systemen und Komponenten.

blank
Das Startgerät IRIS-T SLM gehört zum System ebenso wie Radar und Gefechtsstand. (Foto: Diehl)

Die Lieferung der Mittelstrecken-Luftverteidigungssysteme solle im Jahr 2026 beginnen, so das Ministerium weiter. Bis dahin müsse Lettland sein Personal ausbilden und seine Infrastruktur aufrüsten sowie weitere Voraussetzungen erfüllen, damit die nationalen Streitkräfte zum Zeitpunkt der Lieferung in der Lage sind, die IRIS-T-Systeme vollständig zu betreiben und zu warten.

Deutschland hat in Todendorf die „European Defence Academy“, ein Ausbildungszentrum für die Luftverteidigung aufgebaut. Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, hat seine Kollegen in der European Sky Shield Initiative (ESSI) zum Besuch eingeladen. An der Akademie könnten Estland und Litauen gemeinsame und kombinierte Ausbildungsmöglichkeiten für IRIS-T SLM im Rahmen von ESSI nutzen.

Im operativen Einsatz in der Ukraine überzeuge das System IRIS-T SLM durch seine hervorragende Leistungsfähigkeit, schreibt Diehl. Laut Kundenaussagen habe das System eine sehr hohe Trefferquote sogar in Angriffswellen mit über 12 Zielen erreicht.

Redaktion / gwh