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Bei seinem Besuch in Kiew am 28. September ist der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu von einigen Parlamentariern und von Managern von rund 20 Unternehmen der wehrtechnischen Industrie Frankreichs begleitet worden. Insgesamt sind dabei vor Ort 16 Industrieverträge und Absichtserklärungen unterzeichnet worden „für eine direkte und dauerhafte Hilfe“, so das „Ministère des Armées“. Einen Tag später fand in der ukrainischen Hauptstadt das erste „International Defence Industries Forum“ (DFNC1) statt.

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Die französische Delegation wird in Kiew von Verteidigungsminister Rustem Umerow (m. in Oliv) empfangen (l. neben ihm sein französischer Amtskollege Sébastien Lecornu).
(Foto: Ministère des Armées / Hamilcaro)

Ziel der dortigen Gespräche war für Lecornu die Weiterentwicklung der französischen Militärhilfe für die Ukraine vor dem sich abzeichnenden Hintergrund, dass dieser russische Angriffskrieg noch lange andauern könnte. „Wir“, so der französische Minister, „werden von einer Logik des Überlassens unserer Bestände übergehen zu Industriepartnerschaften.“

Die französische Beschaffungsbehörde DGA („Direction Générale de l’Armement“) und der Interessenverband der französischen Rüstungsindustrie GICAT („Groupement des industries françaises de défense et de sécurité terrestres et aéroterrestres“) – beide mit Sitz in Paris – haben in Kiew zwei Abkommen unterzeichnet, um die wehrtechnische Zusammenarbeit zwischen Frankreich und der Ukraine zu erleichtern.

Auch die Privatwirtschaft ist aktiv

KNDS N.V. mit Sitz in Amsterdam, das sich aus dem französischen Panzerbauer Nexter und seinem deutschen Gegenstück Krauss-Maffei Wegmann zusammensetzt, hat angekündigt, sechs zusätzliche 155-mm-Radhaubitzen vom Typ CEASAR liefern zu wollen. Diese sollen die 18 bereits vom französischen Heer gelieferten Artilleriesysteme dieses Typs sowie die zwölf weiteren Exemplare, die KNDS direkt an die Ukraine geliefert hatte, ergänzen. Außerdem hat die bilaterale Holding einen Wartungsvertrag für die Einsatzfähigkeit des CEASAR-Systems und des Radpanzers AMX-10 RC unterschrieben.

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Die Ukraine soll sechs weitere Kanonenhaubitzen vom Typ CEASAR erhalten. (Foto: Portugall)

Der Radfahrzeughersteller Arquus SAS mit Sitz in Versailles hat sich verpflichtet, die Einsatzfähigkeit von bereits gelieferten Transportpanzern vom Typ VAB („Véhicule de l’Avant Blindé“) zu unterstützen. Das französische Unternehmen prüft zurzeit eine Industriepartnerschaft mit der Ukraine, um die VAB-Radpanzer gegebenenfalls direkt dort herstellen zu lassen. Arquus, das 2018 aus Renault Trucks Defense (RTD) hervorgegangen ist, baut auch die Lkw-Chassis für die CEASAR-Haubitzen. Das Digitalunternehmen Vistory SAS mit Sitz in Vélizy-Villacoublay bei Paris hat in Kiew einen Vertrag geschlossen über ergänzende Teilefertigung mittels 3D-Druck.

Der Drohnenhersteller Delair SAS mit Sitz in Toulouse liefert gerade 150 unbemannte Luftfahrzeuge (UAV) aus, die von der Ukraine ausgewählt und von Frankreich finanziert worden sind. Nun hat das Unternehmen in Kiew angekündigt, weitere Drohnen liefern und bereits gelieferte UAV warten zu wollen. Der Rüstungskonzern Thales S.A. mit Sitz in Paris und der Mischkonzern Turgis et Gaillard Groupe mit Sitz in Neuilly-sur-Seine bei Paris haben in Kiew vereinbart, gemeinsam Drohnen entwickeln zu wollen, verbunden mit der Absicht, diese dann in der Ukraine herstellen zu lassen.

Gerd Portugall