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Frankreich hat der Ukraine einen neuartigen Fonds von 200 Millionen Euro eingerichtet, mit dessen Mitteln das militärisch durch den russischen Überfall so bedrängte osteuropäische Land Wehrmaterial direkt bei der französischen Industrie beschaffen kann. Auf diesen Umstand verwies der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu bei seinem Besuch in Kiew am 28. Dezember, bei dem er sich sowohl mit Präsident Wolodymyr Zelenskyj als auch mit seinem ukrainischen Amtskollegen Oleksij Resnikow traf.

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Der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu (l.) mit seinem ukrainischen Amtskollegen Oleksij Resnikow (r.) in Kiew. Quelle: Ministère des Armées

Bei der Zusammenkunft mit Verteidigungsminister Resnikow verwies Lecornu auf die verschiedenen Formen der „zuverlässigen und dauerhaften“ Militärhilfe durch Frankreich: Da seien zum einen die Lieferungen von Waffen und Ausrüstung zu nennen. Des Weiteren beteilige sich Frankreich mit 500 Millionen Euro an einem europäischen Wiederaufbaufonds. Schließlich würden 2.000 ukrainische Soldaten in Frankreich ausgebildet – von den insgesamt 15.000 ukrainischen Soldaten auf europäischer Ebene.

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Frankreich liefert der Ukraine nicht nur das Artilleriesystem CEASAR, sondern auch die dazugehörige Munition vom Kaliber 155 mm. Quelle: Portugall

Die Gelder des 200-Millionen-Euro-Fonds sind unter anderem vorgesehen für die Instandhaltung des bereits gelieferten und mittlerweile stark abgenutzten Wehrmaterials. Von besonderer Bedeutung ist die Luftverteidigung gegen russische Angriffe auf die zivile Infrastruktur mittels der Systeme MISTRAL („Missile transportable antiaérien léger)“ und „Crotale“. Des Weiteren wird Munition des Kalibers 155 mm für die Geschütze der Typen CEASAR („Camion équipé d’un système d‘artillerie“) und der Feldhaubitze TRF1 geliefert. Auch akustische Warngeräte zur Erfassung von Drohnen bei Nacht oder Nebel stehen auf der Lieferliste. Schließlich sollen Schwimmbrücken akquiriert werden, weil die russischen Besatzer zahlreiche Brücken ihres Nachbarlandes zerstört haben.

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Einen Tag zuvor hatte Lecornu seinen Antrittsbesuch in Warschau absolviert. In Anwesenheit des polnischen Verteidigungsministers Mariusz Blaszczak ist ein bilateraler Vertrag unterzeichnet worden, wonach Frankreich zwei Aufklärungssatelliten an den osteuropäischen NATO-Verbündeten bis 2027 liefert.

Gerd Portugall