Intakte militärische Beziehungen zwischen Paris und London vor Besuch von Charles III.
Gerd Portugall
„Die französisch-britischen Beziehungen auf dem Gebiet der Verteidigung“, so Oberst Xavier Rival, stellvertretender Verteidigungsattaché an der französischen Botschaft in London, „bleiben nach wie vor die Eckpfeiler unserer bilateralen Beziehungen.“ Das sagte er in einem Interview nur wenige Tage vor dem nachzuholenden Staatsbesuch von König Charles III. in Frankreich.
Angesprochen auf die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Ländern, benennt der Stabsoffizier den Umstand, dass es sich bei beiden um Nuklearmächte und um Ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrates handele. Außerdem verfügten die zwei Staaten über vergleichbar viele Einwohner und über ähnliche Volkswirtschaften. Vor allen Dingen aber würden sie praktisch gleich viele finanzielle Ressourcen in ihre Verteidigung und in den Schutz ihrer Interessen stecken, so Oberst Rival.
Auf die Frage, ob der Brexit von 2020 sich auf die militärischen Beziehungen zwischen Paris und London ausgewirkt hätte, antwortet der stellvertretende Verteidigungsattaché mit einem klaren „Nein“. Er verweist dabei auf das jüngste Gipfeltreffen von Staatspräsident Emmanuel Macron und Premierminister Rishi Sunak, das am 10. März dieses Jahres im Élysée-Palast stattgefunden hat. Dabei hätten beide die Verpflichtungen aus den „Lancaster House“-Verträgen von 2010 über die bilaterale Zusammenarbeit in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik bekräftigt.
Als Beispiel hierfür nennt Oberst Rival das Projekt „One MBDA.“ Dabei soll gemeinsam die nächste Generation von Anti-Schiffsraketen und Marschflugkörpern („Futur Missile Antinavire/Futur Missile de Croisière“ – FMAN/FMC) entwickelt und produziert werden. Auch verweist er auf die bilaterale Eingreiftruppe „Combined Joint Expeditionary Force“ (CJEF), die 2010 im Lancaster House verabredet worden ist. 2020 erklärten die Verteidigungsminister von Frankreich und Großbritannien die volle Einsatzbereitschaft der CJEF, der jeweils bis zu 6.500 französische und britische Soldaten angehören sollen.
Gerd Portugall