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„Das Verteidigungsministerium trägt zur Erreichung der gesetzlichen Verpflichtung zur Klimaneutralität bei den Emissionen bis 2050 bei.“ So steht es im Bericht „Verteidigung und Klimawandel“, den der Verteidigungsausschuss des britischen Unterhauses am 18. August veröffentlicht hat. „Jedoch“, so geht das Zitat weiter, „haben wir in diesem Bericht herausgefunden, dass der Verteidigungssektor viel mehr machen kann, um seine CO2-Emissionen zu messen und zu reduzieren – ohne seine militärischen Fähigkeiten zu untergraben.“

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Der Verteidigungsausschuss des „House of Commons“ hat einen neuen Bericht zum Klimawandel vorgelegt.
Foto: Jim Linwood, CC BY 2.0, flickr.com

Um die Dringlichkeit seines Anliegens zu unterstreichen, verweist der Bericht einerseits auf das Weltwirtschaftsforum in Davos, das im Januar dieses Jahres den Klimawandel als Ursache für die sechs größten Einzelgefahren für die Erde im kommenden Jahrzehnt aufgelistet hat. Andererseits zitiert der Bericht den hierfür angehörten Sondergesandten des US-Präsidenten für das Klima, Ex-Außenminister John F. Kerry, wonach die reale Gefahr einer „Untergrabung der gemeinsamen Prinzipien, um die herum wir unsere Verteidigung und Sicherheitsgemeinschaften organisiert haben“, bestehe.

Konteradmiral Paul Beattie, Direktor des Marinestabes, bezeichnet in diesem Zusammenhang die notwendige Anpassung des Militärs an den Klimawandel als das „größte Veränderungsprogramm auf dem Verteidigungssektor.“ Außerdem verweist er auf den Umstand, dass auf diesem Feld bei der globalen Führung ungewöhnlicherweise nicht auf die USA gesetzt werden könne.

Beispiele für Problemfelder

Die Erderwärmung habe besonders für die Arktis wachsende Bedeutung: Einerseits ermögliche sie die Nutzung der zunehmend eisfreien Nordwest- und Nordostpassagen für den Welthandel. Andererseits ermögliche sie zunehmend den Abbau von kritischen Mineralien. Diese Umstände würden der britisch geführten multinationalen „Joint Expeditionary Force“ (JEF) eine größere Bedeutung im Hohen Norden verleihen.

Als ein Problem der „British Army“ identifiziert der Bericht den Umstand, dass in den kommenden Jahren „mehr als 1.000 neue Panzer und andere gepanzerte Fahrzeuge mit konventionellen Dieselmotoren in Dienst gestellt und auch nach dem Klimaneutralitätsziel 2050 im Dienst sein werden.“ Hingegen wird die „Royal Air Force“ (RAF) dafür gelobt, dass sie selbst den Zielzeitraum für die CO2-Neutralität bereits ein Jahrzehnt früher als die Regierung selbst – also bereits 2040 – erreichen will. Außerdem sollen alle RAF-Stützpunkte im In- und Ausland schon 2025 – also in nur zwei Jahren – klimaneutral betrieben werden, die restlichen RAF-Liegenschaften sollen bis 2030 folgen. Das größte Problem dürften, ähnlich wie die Heerespanzer, die Luftfahrzeuge selbst sein.

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Hubschrauber der „Royal Navy“ unterwegs im Hohen Norden.
Foto: UK Ministry of Defence

Der Verteidigungsausschuss des britischen Unterhauses besteht in ungefährer Wiedergabe der Mehrheitsverhältnisse aktuell aus fünf Abgeordneten der Konservativen – darunter der Ausschussvorsitzende –, vier Abgeordneten der „Labour Party“, einem Abgeordneten der Schottischen Nationalpartei und einem der nordirischen Demokratischen Unionistenpartei.

Zur seit 2014 existierenden JEF gehören neben dem Vereinigten Königreich als Rahmennation mittlerweile alle skandinavischen Länder (Dänemark, Finnland, Island Norwegen und Schweden), die drei baltischen Staaten sowie die Niederlande.

Gerd Portugall