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Das deutsch-französische Entwicklungsprojekt für einen gemeinsamen Kampfpanzer der Zukunft tritt in eine neue Phase ein. So sehen es zumindest Verteidigungsminister Boris Pistorius und sein französischer Amtskollege Sébastien Lecornu. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz stellten die beiden Minister heute Vormittag den aktuellen Stand des gemeinsamen Kampfpanzerprojekts mit dem Namen „Main Ground Combat System“ (MGCS) vor.

„Wir waren jetzt in einer diplomatischen Phase des Programms, aber heute treten wir in eine operative Phase des Programms“, sagte Lecornu, der sich, wie auch Pistorius, sehr zufrieden zeigte, mit den Gesprächsergebnissen bzgl. MGCS.

Sicherstellung politischer Steuerung

Beide Minister erläuterten, dass die Projektplanung nun regelmäßige Treffen auf Ministerebene vorsehe, um die politische Steuerung sicherzustellen. Gleiches gelte auch für das deutsch-französische Projekt Future Combat Air System (FCAS), bei dem beide Länder ein gemeinsames Luftkampfsystem entwickeln wollen.

Während Frankreich bei FCAS die Führung inne hat, übernimmt Deutschland dies beim MGCS-Projekt.

In einem nächsten Schritt werde man sich nun voraussichtlich am 22. September auf der französischen Luftwaffenbasis in Evreux treffen, um dort ein Grundlagenpapier zu besprechen, auf dessen Grundlage weitere Entscheidungen aufbauen sollen.

Frühzeitige Einbindung militärischer Expertise

Das in Auftrag gegebene Papier soll von den Inspekteuren des deutschen und des französischen Heeres vorgelegt werden. Dadurch solle möglichst früh die militärische Anforderung an einen Kampfpanzer der Zukunft sowie die militärische Expertise in das Projekt MGCS einfließen, so Lecornu.

Der Franzose verwies darauf, dass sich die Projektstruktur von MGCS in diesem Punkt von der, die man bei FCAS anwendet unterscheidet. Bei FCAS sei die militärische Expertise erst später hinzugezogen worden. Dies will man nun offenbar anders handhaben. Abgesehen von diesem Faktor will man die Projektstruktur von FCAS auf MGCS spiegeln, wie die Minister mitteilten.

Bis Ende dieses Jahres wollen sich Deutschland und Frankreich dann im Rahmen eines politischen Papiers darauf einigen, welche gemeinsamen Anforderungen man an das zukünftige Bodenkampfsystem hat. Die frühzeitige Abstimmung der Anforderungen sei eine weitere Lehre, die man aus dem FCAS-Projekt gezogen habe, so der französische Minister.

Massiver Technologiesprung erwartet

Beide Minister erwarten von dem Projekt, das zwischen 2035 und 2040 realisiert werden soll, einen massiven Technologiesprung. Dies betreffe alle Facetten des Systems. Lecornu sagte: „Der Panzer, der aus der Fabrik rausfahren wird, wird den heutigen Panzern in nichts ähneln.“ Auch Pistorius betonte, dass es sich beim MGCS nicht einfach um die Weiterentwicklung der aktuellen deutschen und französischen Kampfpanzer handle, sondern es um viel mehr gehe.

Darüber hinaus hob der deutsche Verteidigungsminister in Anspielung auf die Kritik, die MGCS bereits erfahren hat, hervor: „Allen Unkenrufen und allen Gerüchten zum Trotz, wir wollen dieses gemeinsame Projekt.“

Hauptbewaffnung weiterhin offen

Bezüglich der weiterhin ungeklärten Frage, welches Unternehmen die Kanone für MGCS zuliefern wird, sagte Pistorius, dass es auch zu einer Parallelentwicklung für die Kanone kommen könnte, auf Basis einer gemeinsamen Wanne und eines gemeinsamen Turms. Am Ende könne man dann Entscheiden, welches System die bessere Leistung erbringe. Bis dato stehen die 140mm Kanone des französischen Herstellers Nexter, das sich seit 2015 in einer gemeinsamen Holding mit dem deutschen Rüstungsunternehmen Kraus Maffei Wegmann unter dem Namen KNDS befindet, und die 130mm Kanone des deutschen Herstellers Rheinmetall für die Hauptbewaffnung von MGCS zur Debatte. Der von Pistorius aufgezeigte Weg verdeutlicht, dass die Frage, welches Unternehmen hier den Zuschlag bekommen wird, weiterhin offen ist.

Redaktion / oh