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„Unsere Zusammenarbeit mit Singapur“, so der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornue beim Empfang seines südostasiatischen Amtskollegen Ng Eng Hen Mitte Juni in Paris, „ist traditionell und gleichzeitig der Zukunft zugewandt.“ Das Ministère des Armées weist in diesem Zusammenhang auf die „einzigartige geostrategische Lage“ des asiatischen Stadtstaates „an der Kreuzung des Indischen und des Pazifischen Ozeans“ hin. „Die Meerengen von Malakka und von Singapur, durch die 30 Prozent des weltweiten Seehandels fahren“, seien unerlässlich für die maritime Verbindung zwischen Europa und Asien.

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Schiffsverkehr in der Straße von Singapur.
Foto: Gerd Portugall

Aber auch bei Frankreich handele es sich um eine Indo-Pazifik-Macht: „Diese Region beheimatet 1,6 Millionen französischer Bürger und 90 Prozent seiner ausschließlichen Wirtschaftszone“ (EEZ), so das im Hôtel de Brienne angesiedelte Ministerium. Deshalb sähen sich Frankreich und Singapur denselben Risiken in einer Region ausgesetzt, die von zunehmenden Spannungen zwischen der Volksrepublik China und den USA geprägt sei.

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Der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu (2.v.l.) trifft seinen singapurischen Amtskollegen Ng Eng Hen (m.) Mitte Juni in Paris.
Foto: Ministère des Armées, Djamal Issouf

Vor 25 Jahren begannen Frankreich und Singapur ihre militärische Zusammenarbeit mit einem Ausbildungsprogramm für Kampfpiloten der Republic of Singapore Air Force (RSAF) auf dem südwestfranzösischen Luftwaffenstützpunkt Cazaux im Département Gironde. Jedes Jahr wird etwa ein Dutzend von ihnen dort ausgebildet, weil der Luftraum über dem Stadtstaat dafür zu klein ist. Knapp 400 Singapurer leben rund um die Basis von Cazaux.

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Singapurische Piloten sind beispielsweise im Jahr 2000 auf dem Erdkampfflugzeug A-4SU „Super Skyhawk“ der 150. Staffel der RSAF in Cazaux ausgebildet worden.   (Foto: Gerd Portugall)

2012 haben beide Staaten eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, die ihre bilateralen Beziehungen auf die Ebene einer „strategischen Partnerschaft“ anhebt. Zehn Jahre später, am 11. Juni 2022, hat Eric Autellet, Vier-Sterne-General der französischen Luftwaffe, in Singapur am Rande des Shangri-La-Dialogs (SLD) ein bilaterales Abkommen zur gegenseitigen logistischen Unterstützung unterzeichnet. Seit 2002 veranstaltet das International Institute for Strategic Studies (IISS) jährlich im Shangri-La Hotel der Inselrepublik die wichtigste Sicherheitskonferenz in der asiatisch-pazifischen Region. Auf dem Feld der technischen Innovation im Verteidigungssektor haben Frankreich und Singapur am 19. April dieses Jahres die Schaffung eines Versuchslabors verabredet, das sich auf Künstliche Intelligenz (KI) spezialisieren und im südostasiatischen Stadtstaat angesiedelt werden soll.

Gerd Portugall