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Am heutigen 4. Mai ist die Baunummer sieben der Korvetten-Klasse 130 in der Hamburger Traditionswerft Blohm & Voss, seit 2016 zur NVL Group gehörend, auf den Namen „Emden“ getauft worden. Die „Emden“ ist nach der „Köln“ die zweite Einheit des zweiten Loses dieser Korvetten-Klasse der Deutschen Marine.

Die Schiffe der Korvetten-Klasse 130 (K130), auch als Braunschweig-Klasse kategorisiert, stellen eine Schlüsselkomponente für Krisenreaktionseinsätze der Marine dar. Hauptaufgaben sind die Aufklärung der Überwasserlage und die Seezielbekämpfung.

Die Taufpatenschaft für die „Emden“ übernahm heute die frisch ernannte Präsidentin des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), Annette Lehnigk-Emden. Bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt in neuer Funktion ließ sie eine Champagner-Flasche am Bug der Korvette zerschellen.

Der Befehlshaber der Flotte und Unterstützungskräfte, Vizeadmiral Frank Lenski, unterstrich in seiner Ansprache die Bedeutung der Korvette als Spezialistin der Randmeerkriegführung. Das Einsatzspektrum reicht von der Friedenspräsenz über militärische Aufgaben der Krisenbewältigung bis zum Kampf in Randmeeren und der Waffenwirkung an Land.  Die ersten fünf Einheiten der Braunschweig-Klasse befinden sich seit 2008 im Dienst und werden bei internationalen Bündniseinsätzen, etwa im Rahmen der UN-Mission im Libanon (UNIFIL), eingesetzt.

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Die Präsidentin des Beschaffungsamtes der Bundeswehr (BAAINBW), Annette Lehnigk-Emden, bei der Taufe der Korvette Emden. (Foto: Mergener)

Die Beschaffung der K130 geht auf die zweite Hälfte der 1990er Jahre zurück. Eine Bedarfsforderung von 1997 sah vor, die 40 Schnellboote der Deutschen Marine durch 15 Korvetten zu ersetzen. Aus Haushaltsgründen und wegen der damaligen sicherheitspolitischen Lagebeurteilung wurde die Anzahl der Korvetten jedoch reduziert. Im Dezember 2001 kam es zur Unterzeichnung des Beschaffungsvertrages über den Bau von fünf Einheiten. Einige Jahre später wurde die sicherheitspolitische Situation und das Aufgabenprofil der Streitkräfte neu bewertet, woraufhin – von einem Impuls zweier Abgeordneten der Regierungskoalition befeuert – die Beschaffung von fünf weiteren Korvetten eingeleitet wurde. Fünf weitere Korvetten sollten dazu beitragen, die individuellen Einsatzbelastungen aller Korvetten und folglich der Marine insgesamt zu reduzieren. Möglichst große Baugleichheit sollte die Aufwände für Ausbildung sowie Infrastruktur an Land wie auch in technischer, personeller und organisatorischer Hinsicht herabsetzen. Der Plan zur Beschaffung fünf weiterer Einheiten wurde im Herbst 2016 bekanntgegeben und der Bauvertrag am 12. September 2017 unterzeichnet.

Die Boote 8 bis 10 befinden sich in der Ausrüstung in Hamburg. Schiffbaulich befinden sich die Boote im Terminplan. Neben der „Emden“ befinden sich nun alle Korvetten in der Ausrüstung beziehungsweise Fertigstellung in Hamburg. Laut NVL befinden sich die Boote 8 und 9 in unterschiedlichen Stadien der Endausrüstung. Als erste Einheit des zweiten Loses unternimmt die „Köln“ (sie wurde am 21. März 2022 getauft) Erprobungsfahrten. Dem soll sich die „Emden“ in Kürze anschließen. Die Indienststellung der „Köln“, ursprünglich im ersten Quartal 2023 vorgesehen, verzögert sich. Die Auslieferung der „Lübeck“ als vorerst letzte Einheit des zweiten Loses soll 2025 erfolgen. Wie zu erfahren war, stehen hinter dem Übergabezeitraum an die Marine Fragezeichen.

Die Finanzierung der Beschaffung Korvette 130, 2. Los erfolgt ab dem Jahr 2023 aus dem Einzelplan 14. Es wurden insgesamt 1,9 Milliarden Euro eingestellt. Für das erste Los wurden im Haushalt 2017 1,5 Milliarden Euro veranschlagt. Der Stückpreis einer Korvette des zweiten Loses ist mit 380 Millionen Euro 800.000 Euro höher als ihre Vorgängerversion.

Neben Preissteigerungen ist dafür die grundlegend geänderte Auslegung maßgeblich. Modernere Sensoren, die modernere Führung der zwölf Netzwerke (früher fünf) für den Einsatz der Waffen- und Sensorsysteme, eine ergonomischere Gestaltung der Brücke und der Operationszentrale sowie weiterführende Standards in der IT-Sicherheit fordern ihren Tribut. Zur neuen Ausstattung gehört u.a. das Radargerät TRS-4D Rotator anstelle des im ersten Los verwendeten TRS-3D. Auf der „Köln“ und den vier Schwestereinheiten des zweiten Loses wurde statt Leonardos 76/62 Compact das 76/62 Super Rapid des italienischen Produzenten installiert.

Zeit- und Kostenplan

Im April 2019 begann der Bau des zweiten Loses der Korvetten mit dem ersten Stahlschnitt der heutigen „Köln“ bei Lürssen in Bremen. Gemäß aktuellem Rüstungsbericht (Dezember 2022) hat das Projekt K130 2. Los eine Verzögerung von 34 Monaten gegenüber dem in der parlamentarischen Behandlung vor Vertragsschluss (Juni 2017) avisierten Termin. Damit liegt es in den dort betrachteten Rüstungsvorhaben über dem Durchschnitt von 27 Monaten. Ursächlich für die Verzögerungen sind laut Rüstungsbericht Minder -und Schlechtleistungen des Unterauftragnehmers für das Führungs- und Waffeneinsatzsystem. Die Auslieferung der fünften Einheit, der „Lübeck“, soll dem Vernehmen nach 2025 erfolgen.

Finanziell liegen die fünf Einheiten dem Rüstungsbericht zufolge 401 Millionen Euro oder 16 Prozent über dem Betrag der ersten 25-Millionen-Euro-Vorlage. Dabei beruhen die finanziellen Mehrbedarfe großenteils auf Leistungsänderungen (191 Millionen Euro). Sie sind die Reaktion auf erforderliche Anpassungen an veränderte militärische und/oder technologische Rahmenbedingungen im Laufe des Entwicklungs- und Beschaffungsprozesses.

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Korvette „Köln“ während der Werftprobefahrt (Foto: ARGE K130)

Kiellegung der „Lübeck“ als vorletzte Korvette?

Derweil wurde die Vorschiffssektion der „Lübeck“ am 25. März von German Naval Yards Kiel (GNYK) aus durch den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) zu Blohm+Voss in Hamburg in Marsch gesetzt.

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