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Am 30. November hat der geschäftsführende Koordinator der Bundesregierung für die Maritime Wirtschaft, Norbert Brackmann, auf der Elbe in Hamburg den Prototypen eines neuartigen Ponton-Boot-Systems (PoBo) vorgestellt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie habe das Projekt mit insgesamt vier Millionen Euro gefördert, so Brackmann. Die Mittel hierfür stammten aus dem Innovationsprogramm „Unterstützung von Diversifizierungsstrategien von Unternehmen der Verteidigungsindustrie in zivile Sicherheitstechnologien“ (DIVERS).

Wie das BMWi mitgeteilt hat, ist PoBo primär für den Einsatz in Katastrophenfällen, etwa bei Überschwemmungen oder Dammbrüchen konzipiert. Mit seinem hohen Automatisierungsgrad könne das System den Rettungskräften schnellen Zugang zum Einsatzort bei gleichzeitig großer Einsatzsicherheit gewährleisten.

Entwickelt wurde das System von einem Verbund, bestehend aus General Dynamics European Land Systems – Bridge Systems GmbH (GDELS – Bridge Systems), der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW), dem Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme e. V., SZENARIS sowie der Technischen Universität Kaiserslautern. Dem THW oblag die Koordination der Anforderungen der verschiedenen Anwender. Hierzu kamen Inputs nicht nur vom THW selbst, sondern auch von Feuerwehren, der Bundespolizei, der DLRG und dem Zentralkommando Maritime Gefahrenabwehr Deutschland.

GDELS hat die modulare, fernsteuerbare Schwimmplattform mit vier Schwimmkörpern gebaut, die sich in zwei Boote auftrennen lässt. Nach Angaben von GDELS erlaubt die einfache und modulare Bauweise den Einsatz auch bei höheren Fließgeschwindigkeiten, wie zu Beispiel bei akuten Hochwassereinsätzen. Das Baukastensystem ermögliche je nach Bedarf die Konfiguration als Schwerlastbrücke, als Transportplattform für Fahrzeuge oder als große Evakuierungsplattformen für Menschen und Tiere. Selbst die Nutzung als Hubschrauberlandeplatz sei möglich. Für die schnelle Konfiguration vom einfachen Einzelboot bis zu einer schweren Transportplattform nutzt GDELS ein neues Verbindungskonzept. Das gesamte System kann auf einem mittelschweren Lkw mit Anhänger transportiert werden.

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Für die schwierige Navigation in flachen, unbekannten – zum Beispiel durch Hochwasser veränderten – Gewässern hat GDELS gemeinsam mit der TU Kaiserslautern die fernsteuerbare Schwimmdrohne BASILISK entwickelt. Ausgestattet mit Kameras, Sensoren und Sonarsystemen kann die Drohne bereits in der Frühphase des Einsatzes das Gebiet kartieren. Neben der Fernsteuerung kann BASILISK auch autonom über GPS navigieren. Das System war im September auf einem Gewässer nahe Kaiserslautern ersten Schwimmerprobungen unterzogen worden (ESuT berichtete )

Wie Szenaris mitgeteilt hat, hat das Unternehmen für die Prototypenkonstruktion ein Virtual-Reality-Visualisierungssystem entwickelt, mit dem schon vor Beginn der mechanischen Herstellung der Einsatz des Systems auf einem „virtuellen Wasserübungsplatz“ simuliert werden konnte. Daraus sei ein Virtual-Reality-Trainingssystem entstanden, mit dem die Einsatzkräfte ohne Nutzung von Hardware und gefahrlos die Bedienung des PoBo unter allen Umwelt- und Umgebungsbedingungen erlernen können.

Mit der Präsentation des PoBo-Systems auf der Elbe konnte die Entwicklung erfolgreich abgeschlossen werden. Der THW Präsident Gerd Friedsam erläuterte, das neue Ponton-Boot-System erfülle höchste technische Anforderungen bezüglich Steuerung, Motorantrieb, Erkundung und Ausbildung. Die Einsatzkräfte erhielten ein Mittel zum schnellen Transport von Lasten über Gewässer, die sich im Katastrophenfall schnell verändern können.

Redaktion / gwh