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Die Mitte Oktober 2020 angekündigte Übernahme von RUAG Aerospace Services GmbH durch die General Atomics Europe GmbH ist nunmehr erfolgt und das formale Closing der Beteiligten am 28.02.2021 vollzogen worden, wie General Atomics in einer Mitteilung schreibt.

Damit erweitere General Atomics Europe (GA-Europe) ihr Produkt- und Leistungsportfolio um die Bereiche Wartung und Instandsetzung von Geschäftsflugzeugen und militärischen Helikoptern sowie die Produktion und Wartung der Dornier 228, heißt es in der Meldung weiter. Die bisherige Muttergesellschaft der RUAG Aerospace Services, die schweizerische Technologiegruppe RUAG International, konzentriere sich am Standort Oberpfaffenhofen auf ihre Aktivitäten im Flugzeugstrukturbau (RUAG Aerostructures).

GA-Europe verstärkt mit dieser Akquisition ihre Marktpositionierung im Luftfahrtgeschäft nach eigenen Angaben nachhaltig: und das sowohl zivil und militärisch als auch bemannt und unbemannt. Die rund 420 Mitarbeitenden der bisherigen RUAG Aerospace Services (RUAG AS) am Standort Oberpfaffenhofen werden den Angaben des Unternehmens übernommen. Künftig wird das Unternehmen als Tochtergesellschaft der General Atomics Europe GmbH unter dem Namen General Atomics AeroTec Systems GmbH (GA-ATS) firmieren.

Durch die Übernahme wächst General Atomics Europe als Technologiegruppe auf über 1.000 Mitarbeitende und sieht sowohl im zivilen als auch militärischen Luftfahrtgeschäft ein hohes Wachstums- und Innovationspotenzial.

Neben der Weiterentwicklung des Bestandsgeschäfts will GA-Europe den Standort Oberpfaffenhofen zum europäischen Luftfahrtkern des Unternehmens ausbauen. Dies bedeute, dass in Oberpfaffenhofen wesentliche operative Luftfahrtaktivitäten der GA-Europe Gruppe konzentriert würden. Zusätzlich zum Ausbau des Bestandsgeschäfts ist die Erweiterung um Servicebereiche wie z.B. Komponentenüberholung sowie um Engineering-Leistungen vorgesehen, wie General Atomics schreibt. Hierzu böten die hochqualifizierten Mitarbeiter und umfassende luftfahrtrechtliche Zulassungen des Betriebs in Oberpfaffenhofen die besten Voraussetzungen, so das Unternehmen.

Nach Angaben von Harald Robl, Geschäftsführer von General Atomics Europe, hat sein Unternehmen ein strategisches Zukunftskonzept für den Standort Oberpfaffenhofen entwickelt, das trotz der gegenwärtigen Wirtschaftskrise weit über die bestehenden Geschäftsfelder hinaus neue Wachstums- und Wertschöpfungsperspektiven eröffnen werde. „Beispielsweise sehen wir ein großes Potenzial für die Kombination des Know-hows rund um die Do228 und die Kompetenzen von General Atomics im Bereich der unbemannten Flugzeuge. Hier trauen wir uns die Rolle eines maßgeblichen Innovationstreibers in der zivilen Frachtfliegerei zu“, so Robl.  Der GA-Europe-Manager kündigte heute während einer Pressekonferenz an, dass die Do228 als Plattform für ein Optionally Piloted Aircraft genutzt werden soll, das sowohl vom Boden als auch durch einen Piloten geflogen werden kann. Robl erwartet den Erstflug einer Do228 im Rahmen dieses Vorhabens in etwa zweieinhalb Jahren.

Zugleich bekenne sich sein Unternehmen klar zur marktführenden Position im Bereich der unbemannten militärischen Systeme, sagte der Manager. General Atomics mit Stammsitz in den USA gilt als einer der weltweit größten Hersteller von Drohnen für militärisch Zwecke, wie der MQ-9. Diese Drohnen werden von den USA und zahlreichen NATO-Nationen geflogen.  „Wir sind davon überzeugt, dass wir in diesem Segment nicht nur für unsere sechs europäischen Bestandskunden-Nationen, sondern auch für die Bundeswehr ein attraktives Produkt- und Leistungsspektrum bieten und ein verlässlicher Partner sein werden“, so Robl.

Anlässlich des Vertragsabschlusses bedankte sich GA-Europe-Geschäftsführer Robl bei der Bayerischen Staatsregierung für die konstruktive Begleitung der Übernahme: „Unser Zukunftskonzept für den Standort Oberpfaffenhofen ist im Bayerischen Wirtschaftsministerium sofort auf äußerst positive Resonanz gestoßen. Wir danken insbesondere Herrn Staatssekretär Roland Weigert, der im Auftrag von Herrn Minister Hubert Aiwanger unsere Pläne für die Weiterentwicklung des Standorts von Beginn an unterstützt und konstruktive Hilfestellung gegeben hat.“ Während der Pressekonferenz sagte Weigert, dass auch die Bundesregierung wichtige Beiträge zur Förderung des Luftfahrtstandort Oberpfaffenhofen leisten könne. Etwa durch die Vergabe von Beschaffungs- und Wartungsverträge. Man werde dies dem Bund in Erinnerung rufen.

Neben der Übernahme der RUAG AS hat die GA-Europe-Gruppe mit dem European Regional Sustainment Network (ERSN), dem konzernweiten Netzwerk zur Betreuung europäischer Kunden, einen weiteren Schritt zur Stärkung ihres Luftfahrt-Footprints in Europa vollzogen, wie das Unternehmen schreibt. Dieses Netzwerk werde künftig von der GA-Europe-Holding in Dresden aus gesteuert. Ziel sei es, den Bedürfnissen der europäischen Kunden noch besser und vor allem noch schneller gerecht werden zu können. Der neue Standort in Oberpfaffenhofen werde hier ebenfalls einbezogen und einen wachsenden Beitrag leisten.

Lars Hoffmann