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Seit jeher wird die Gefechtsführung durch die Faktoren Kräfte, Raum und Zeit bestimmt. Die Herausforderung zukünftiger Gefechte im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung sind für viele moderne Streitkräfte ähnlich herausfordernd und stellen sich wie folgt dar:

Es ist grundsätzlich von einem Kampf gegen einen mindestens gleichwertigen Gegner auszugehen, weiterhin muss nach den Erfahrungen aus dem Ukrainekonflikt davon ausgegangen werden, dass Kriege bzw. Konflikte ohne lange Vorwarnzeiten entstehen können.

Die Realität für den Truppenführer wird sich somit wie folgt darstellen:

  • Überdehnte Räume müssen mit einem begrenzt zur Verfügung stehenden Kräftedispositiv gehalten bzw. genommen werden.
  • Die Operationsführung findet auf einem „gläsernen Gefechtsfeld“ statt. Erhalt der Information, verlässliche Weitergabe und die Aufbereitung aller eingehenden Daten ist somit von entscheidender Bedeutung.
  • Maßnahmen des elektronischen Kampfes erfordern eine redundante Gefechtsführung, die sowohl mittels moderner Führungssysteme, unter Rückgriff auf Battle Management Systeme (BMS), aber im Falle von Störungen im Cyber- und Informationsraum auch analog erfolgen kann.

In Anbetracht der Corona-bedingt drohenden Sparmaßnahmen vieler Streitkräfte werden Modernisierungsvorhaben, aber auch das Halten der Einsatzbereitschaft bestehender Systeme, nur dann gelingen, wenn neben der Effektivität der neu zu beschaffenden Waffensysteme auch die Effizienz der Systeme eine entscheidende Rolle einnimmt.

Anforderung an zukünftige Mörsersysteme

Der Steilfeuerunterstützung der Infanterie kommt in solchen Szenaren eine wichtige Rolle zu, da diese mit vergleichsweise geringem Kräfteansatz sowie kleinem logistischen Abdruck schnell verlegefähig ist und große Räume mit schnell verfügbarem Feuer abdecken kann. Um jedoch diesen entscheidenden Beitrag zur Gefechtsführung leisten zu können, müssen zukünftige Mörsersysteme mehrere Kriterien gleichzeitig erfüllen. Die Leistungsfähigkeit besonders in Punkto Überlebensfähigkeit, Geschwindigkeit der Aufnahme des Feuerkampfes sowie Führbarkeit mittels Abbildung der Waffensysteme im digitalen Raum der BMS muss gegenüber derzeitig in vielen Streitkräften – darunter auch bei den aus Zeiten des Kalten Krieges genutzten Systemen der Bundeswehr – signifikant verbessert werden.

Daneben ist es sicherlich auch von Interesse, die Wirkung – bezogen auf Treffgenauigkeit, Reichweite und Durchschlagsfähigkeit – der Waffensysteme zu steigern und die Ausbildung der Systembediener zu vereinfachen.

Da die beschriebenen Anforderungen, bedingt durch die laufenden Einsätze, bereits heute existent sind, bleibt nicht viel Zeit für Entwicklungen neuer Systeme mit den für solche Systeme immanenten und teilweise nur schwer beherrschbaren Risiken über die ganze Phase der Entwicklung bis zur Einsatzreife.

(Foto: Hirtenberger)

Einsatzreife Systeme zur Kampfwertsteigerung von Mörsern

Hirtenberger Defence Systems (HDS) bietet bereits heute marktverfügbare, kosteneffiziente und auf dem Markt überlegene Systeme zur Kampfwertsteigerung von in der Nutzung befindlichen Mörsersysteme aller gängigen NATO-Kaliber.

GRid Aiming Mode – GRAM

Bereits 2017 brachte Hirtenberger das elektronische Richtmittel GRAM auf den Markt, der nun um mehrere Funktionen erweitert wurde. Das weltweit einzigartige Gerät ist Add-On-fähig und kann so zur Kampfwertsteigerung aller gängigen 60-mm-Mörser, auch der Variante Kommandomörser, genutzt werden. Bei nur 900 g Gewicht kombiniert das GRAM mehrere Lagesensoren für die Lagebestimmung des Rohres im Raum und eine kabellose Schnittstelle für die Kommunikation mit der Recheneinheit für die Feuerleitung. Am Rohr – mittels einer Schelle – befestigt ermöglichen die integrierten Lagesensoren eine deutlich genauere Bestimmung der Seiten- und Höhenneigung des Rohres, als dies mittels klassischer Libellen erreicht werden kann.

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(Foto: Hirtenberger)

Durch das GRAM lassen sich 60-mm-Mörser voll-digital Richten und Schießen. Dies ermöglicht eine deutlich schnellere Ausführung von Feuerkommandos, da diese nun vom Beobachter bruchfrei mittels Datenfunk an den Mörser übertragen werden können. Zusätzlich werden beim Sprachfunk anfallende Übermittlungsfehler ausgeschlossen. Damit ist das Potential des GRAM jedoch noch nicht erschöpft. Da der Einsatz der Waffe nun nicht mehr von der Flucht des zielenden Auges, des Mörsers und dem Ziel abhängt, sind auch weitere Einsatzverfahren für das System denkbar. Der Einsatz des Kommandomörsers ist in Verbindung mit dem GRAM nicht mehr auf das direkte Richten limitiert. Mit dem elektronische Richtmittel schießt ein Kommandomörser auch indirekt hinter Deckungen und so präzise wie ein 60-mm-Zweibeinmörser.

Durch die Möglichkeit der Anbindung an existierende Feuerleit- sowie Führungs- und Waffeneinsatzsysteme über standardisierte Schnittstellen wird die Digitalisierung von Mörsersystemen erreicht. Damit lässt sich der Mörser nicht nur in BMS sondern auch in Simulationsumgebungen bzw. Verfahrens- und Handhabungstrainer auf Basis von VBS (Virtual Battle Space) integrieren. Somit ist man in der Schießausbildung nicht mehr ausschließlich auf den scharfen Schuss angewiesen.

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(Foto: Hirtenberger)

Da immer mehr Streitkräfte Soldaten mit taktischen Smartphones auf Android Basis ausstatten, hat Hirtenberger eine GRAM-App entwickelt, welche das Android Device zu einem vollständigen Feuerleitrechner erweitert und das Gesamtsystem nochmals kosteneffizienter gestaltet, da auf den Erwerb zusätzlicher IT-Hardware verzichtet werden kann. Die Kommunikation mit dem GRAM erfolgt mittels Bluetooth-Anbindung, die Zieldaten können im Nahbereich ebenfalls per Bluetooth direkt vom Zielortungsgerät in die App übertragen werden. Ohne bestehende Anbindung können diese auch händisch eingegeben werden.

Mortar Digital Aiming Solution – MDAS

Das MDAS ist ein digitales Richtmittel für 81- und 120-mm-Mörser. Das Einrichten und Richten (Zielen) von Zweibeinmörsern kann mittels dieses Systems unabhängig von Richtkreisen bzw. Periskopen und auch ohne Verbindungen zum Global Navigation Satellite Systeme durchgeführt werden.

Die Mortar Digital Aiming Solution wiegt weniger als sieben Kilogramm und besteht aus zwei Hardwarekomponenten. Diese bestehen aus einem navigationssystemunabhängigen, gyroskopbasierten Sensorpaket samt Batterieeinheit sowie einem Display, welches an Stelle eines Periskops am Mörser befestigt wird und die Ausrichtung der Waffenanlage anzeigt.

MDAS ist serienreif und wird derzeit in einem mitteleuropäischen Land einsatzerprobt. Das Konzept hinter MDAS bietet mehrere Vorteile:

  • Es funktioniert waffensystemunabhängig und kann somit als Retrofit im Einsatz befindliche Mörsersysteme kampfwertsteigern und in die genutzten Battle-Management-Systeme der Streitkräfte integrieren. Dies erleichtert sowohl die Führung als auch den Einsatz der Systeme.
  • Weiterhin ermöglicht die Digitalisierung eine deutlich schnellere Übermittlung der Zieldaten als mittels Sprechfunk. Je nach Stabilität der Datenverbindung werden auch Übertragungsfehler (falsches Verstehen) eliminiert. Dies ermöglicht eine schnellere Wirkung im Ziel.

MDAS entlastet den Trupp. Dies gilt sowohl für Qualität als auch Quantität der Aufgaben. Das Einrichten der Waffenanlagen kann kräfteschonender erfolgen und der Richtstäbe setzende Munitionsschütze muss sich nicht im Vorfeld exponieren. Das Richten mittels digitalem Display ist einfacher zu erlernen und auch in Stresssituationen (Gefecht) einfacher durchzuführen als dies mittels Richtstäben/Kollimator und Periskop der Fall ist. Dies führt dazu, dass die Ausbildung einfacher und schneller erfolgen und die für das Feuern benötigte Truppstärke geringer ausfallen kann. Das freigewordene Personal, welches für den gefechtsmäßigen Transport der Waffenanlage weiterhin notwendig bleibt, kann so für zusätzliche Sicherungsaufgaben genutzt werden.

Die Möglichkeit der navigationssystemunabhängigen Nutzung der MDAS erlaubt den Einsatz auch in einem durch elektronischen Kampf bestimmten Szenario.

MDAS erlaubt es, den Mörser, wo notwendig und zweckmäßig, weiterhin in altbewährter Manier mit Periskop und Richtstäben einzusetzen.

Verfügbar, einsatzreif und kosteneffizient

Als langjähriger Partner der Bundeswehr hat Hirtenberger Defence Systems bereits mehrmals unter Beweis gestellt, dass man in der Lage ist auf pragmatische Art und Weise Projekte auch kurzfristig und zur Zufriedenheit des Kunden zu realisieren.

Hirtenberger hat es sich daher zum Ziel gesetzt, den auf den Mörser bezogenen Sensor-to-Shooter-Cycle mittels Digitalisierung der abgesessenen Mörsersysteme zu verkürzen und so für den Einsatz auf dem zukünftigen Gefechtsfeld vorzubereiten. „Digitalisierung“ bedeutet in diesem Fall die Einbindung des Waffensystems in ein Battle Management System und die Abbildung des Mörsers im digitalen Raum, was zum jetzigen Zeitpunkt nur für fahrzeuggestützte Systeme möglich ist.