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Im Rahmen der Entwicklung neuer Kampffahrzeuge, neuartiger Kampffahrzeugkonzepte sowie bei der Entwicklung neuartiger Baugruppentechnologien kommen Versuchsträger zum Einsatz.

Aufgrund der hohen Komplexität der Panzertechnik dienen Versuchsträger dazu, das verbleibende Restrisiko sowie den noch notwendigen Entwicklungsaufwand bis zum Erreichen der Serienreife abzuschätzen.

Wegen der Kosten wird man in einem ersten Schritt bestrebt sein, die relevanten Untersuchungen entweder in einer Simulation oder auf Prüfständen durchzuführen. Wenn für die Untersuchungen ein mobiler Prüfstand erforderlich ist, wird man sich für den Bau von Versuchsträgern entschließen. Dies ist im Allgemeinen zur Untersuchung von feuerkraft- und beweglichkeitsbestimmenden Komponenten der Fall. Demgegenüber erfolgen Untersuchungen aus dem Bereich Schutz/Überlebensfähigkeit eher unter statischen Randbedingungen. Versuchsträger sind hier in der Regel nur für Sonderaufgaben notwendig.

Im Sinne einer Klassifizierung kann man zwischen Technologie-Versuchsträgern und Gesamtsystem-Versuchsträgern unterscheiden. Technologie-Versuchsträger haben häufig keinen festen Bezug zu einem konkreten Panzerprojekt bzw. einem Entwicklungsvorhaben und dienen vorrangig zu frühzeitigen Untersuchungen auf der Komponentenebene. Hierbei stehen grundsätzliche Funktionsnachweise und Untersuchungen der Komponente unter kampffahrzeugspezifischen Einsatzbedingungen im Vordergrund der Betrachtungen. Im weiteren Verlauf der Entwicklung sollten den anfänglichen Funktionsnachweisen auch erste Leistungsnachweise folgen. Auch können derartige Technologie-Versuchsträger für Vergleichsuntersuchungen verschiedenartiger Technologien z. B. bezüglich Volumen, Gewicht, Energiebedarf und Zuverlässigkeit dienen.

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Mögliche Klassifizierung der verschiedenen Versuchsträgerarten (Grafik: Autor)

Demgegenüber sollen Gesamtsystem-Versuchsträger bzw. Demonstratoren bei neuartigen und innovativen Konzepten erste Erkenntnisse im Hinblick auf die taktisch-operative Eignungsfähigkeit oder die Funktionsfähigkeit von Funktionsketten inklusive der Untersuchung von Schnittstellen innerhalb des Systems liefern. In Einzelfällen wird vor dem Bau eines ersten Gesamtsystem-Versuchsträgers der Bau eines 1:1-Holzmodells vorgeschaltet, mit dem vorrangig die Gestaltung des Kampfraumes und Verstauungsuntersuchungen durchgeführt werden. Mit Gesamtsystem-Versuchsträgern, die insbesondere einen Bezug zu einem konkreten Entwicklungsvorhaben haben, werden im Regelfall umfassende Systemverträglichkeitsuntersuchungen durchgeführt oder z. B. Fragen der elektromagnetischen Verträglichkeit betrachtet. Im weiteren Verlauf der Entwicklung können mit Gesamtsystem-Versuchsträgern auch Fragen der Zuverlässigkeit und der Lebensdauer einzelner Baugruppen bzw. des Gesamtsystems untersucht werden.

Technologie-Versuchsträger für Grundsatzuntersuchungen (Beispiele)

Dreiachsig stabilisierter Turm
Eine der ersten Technologie-Versuchsträger war in Deutschland der Bau des Funktionsmusters eines dreiachsig stabilisierten Turmes (T 3) mit einer 105-mm-Panzerkanone auf einem modifizierten Fahrgestell des Kampfpanzers (KPz) Leopard 1, der ab dem Jahr 1964 entwickelt wurde. Durch die Realisierung eines zusätzlichen Freiheitsgrades um die Rollachse sollte bei Bedarf ein Verkantungsausgleich ermöglicht werden, um damit die Treffwahrscheinlichkeit zu verbessern.

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