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Schon seit einigen Jahren wird weltweit an Laserwaffen geforscht. Bei der Betrachtung der Vorteile von Hochenergie-Lasertechnologie (HEL) gelten  drei Kriterien prioritär:

  • Laser-Technologie ermöglicht eine präzise und reaktionsschnelle Bekämpfung
  • Die Wirkung ist extrem gut skalierbar, vom „Warnschuss“ bis zur Zerstörung des Ziels
  • Extrem kostengünstige „Munition“. Solange die Laserquelle Energie erhält, ist sie auch einsetzbar. Es bedarf daher keiner Munitionsbevorratung.

Die Bundeswehr will diese Technologie zunächst im Rahmen des komplementären Selbstschutzes für Marineschiffe sowie für Counter RAM/UAV für Feldlager und Konvois einsetzen.

Deutsche Industriekooperation

MBDA Deutschland und Rheinmetall Waffe Munition (RWM) stehen in diesem Bereich eigentlich in Deutschland im Wettbewerb. Aufgrund des Kundendrucks werden jedoch derzeit projektbezogene Kooperationsgespräche geführt. Die Ausschreibung für den Marinedemonstrator wird noch für Juni 2019 erwartet. Bei einer möglichen Kooperation ist der „Work Share“ der beiden Firmen noch völlig offen, wie MBDA während der Medientage Anfang Juni 2019 bekannt gab.

Marinedemonstrator

Im Juni soll die Ausschreibung für den Marinedemonstrator (F&T Stufe 3) veröffentlicht werden. Eine Vertragsvergabe wäre laut MBDA im 4. Quartal 2019 möglich. Gerade die Marine treibt das Thema voran, da zuindest die Problemfaktoren Gewicht, Energieversorgung und Kühlung auf Marineschiffen eine untergeordnete Rolle spielen. In einem ersten Schritt soll dazu auf einer Korvette K130 ein Hochenergielaser installiert werden. Danach schließt sich eine zweijährige Testphase an. Die Grundlage ist eine 20 kW-Laserquellenleistung, die als Containerlösung bereitgestellt wird. RWM arbeitet z.B. für den Bereich der Quelle mit dem Fraunhofer Institut (welches?) zusammen.

Die Bundeswehr plant neben der Marineanwendung im Rahmen einer deutsch-niederländischen Kooperation auch einen Landdemonstrator. Hierbei handelt es sich um ein Forschung und Technologie-Vorhaben (F&T) Stufe 2, wobei die Niederländer die Sensorik beisteuern könnten. Als Versuchsträger für den 5-10kW-Laser soll ein GTK BOXER dienen.

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Genutzt werden kommerziell verfügbare 10 kW Single Mode-Faserlaser aus deutscher Herstellung. Für höhere Leistungen werden mehrere Einzelquellen gekoppelt.

Neben der Bekämpfung muss das Lasersystem vor allem auch genau „tracken“ (verfolgen) können. MBDA setzt hier auf ein Trackingkonzept mit aktiver (Laser-)Beleuchtung. So ist das Tracken auch bei signaturarmen Zielen sowie Tag und Nacht möglich. Bisher konnte eine Aufschalt- und Trackingreichweite von ca. drei Kilometern nachgewiesen werden. Die dynamische Zielaufschaltung und Einweisung erfolgt automatisch über einen externen Sensor. Zum Tracking werden zwei augensichere und nicht sichtbare Beleuchtungslaser (BEL) eingesetzt, der HEL kommt anschließend nur zur Bekämpfung zum Einsatz. Zur Verbesserung der Allwetterfähigkeit kommt mit „Gated Viewing“ eine spezielle Bildsoftware zum Einsatz. Diese kann Nebel oder Störfaktoren im Hintergrund ausblenden und so selbst Ziele mit niedriger visueller Signatur sichtbar machen.

Zukunft

In der Zukunft wird ein Treiber vor allem das Aufwuchspotential in Richtung höherer Laserleistungen sein. Neben Deutschland forschen vor allem die USA, China, Russland sowie einige europäische Staaten (z.B. Frankreich oder das Vereinigte Königreich mit Dragon Fire) im Bereich der Lasertechnologie. In den USA wurden bereits Marineanwendungen mit einer Leistung von 60 kW vorgestellt. Die USA streben derzeit Leistunen von 100 bis 150 kW an, für eine wirksame C-UAV-Waffe sind laut MBDA Leistungen von 80+ kW notwendig.

Eine Herausforderung für die Streitkräfte wird auch die Festlegung der „Rules of Engagement“ (Einsatzregeln) sein. Wann, wie und wo darf diese Waffentechnologie eingesetzt werden? Kollateralschäden spielen dabei eine Rolle. Sie sollen dank der Lasertechnologie minimiert werden, da die Waffenwirkung besser skalierbar ist. Zu prüfen bleibt, wie mit „Fehlschüssen“ umgegangen werden soll, wenn z.B. im Luftraum am Ziel vorbei „gezielt“ wurde und der Laser ein anderes, weiter entferntes Ziel trifft. Mit den Technologietests müssen auch die Einsatzregelen erforscht und festgeschrieben werden.

André Forkert