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Nach der Ankündigung des Irans, Städte wie Tel Aviv oder Haifa dem Erdboden gleich zu machen, ist es sicherlich kein Zufall, dass das israelische Verteidigungsministerium gerade jetzt bekannt gibt, dass eine verbesserte Version des Flugabwehrsystems Iron Dome in der Erprobung ist.

Der Iron Dome, was so viel wie eiserne Kuppel bedeutet, ist ein israelisches mobiles Raketenabwehrsystem (C-RAM: Counter Rocket, Artillery and Mortar-System), das von Rafael Advanced Defense Systems Ltd. zur Abwehr von Kurzstreckenraketen entwickelt wurde. Israel besitzt mehrere dieser Systeme und schützt damit vor allem größere Städte. Monatlich werden die mobilen Systeme verlegt, um es dem Gegner möglichst schwer zu machen, Lücken im Schutzschirm zu identifizieren. Ein System besteht aus einem IAI Elta Systems EL/M-2084-Multi-Mode-Radar (MMR), einem Kontrollzentrum (BMC) und bis zu vier Starteinheiten (MFU) für je 20 Abfangraketen. Meistens nutzt eine Einheit nur zwei Starteinheiten, wobei eine immer „live“ und damit abwehrbereit ist und die zweite als Backup fungiert. Es werden nur Raketen abgefangen, deren Ziele im vorher festgelegten zu schützenden Bereich liegen. Dazu berechnet das Radar die Flugbahn und den Einschlagspunkt der Rakete sofort nach dem Start. Alles erfolgt vollautomatisch. Sofern der Zielpunkt in eine der Schutzzonen fällt, werden nach manueller Bestätigung eine oder mehrere Abfangraketen gestartet. Die Abfangrakete basiert auf der Luft-Luft-Rakete Derby und trägt den Namen Tamir. Eine Iron-Dome-Batterie kann den Angaben nach ein Gebiet von 150 km² (ein Kreis mit rund 7 km Radius) gegen Raketen- und Artillerieangriffe verteidigen und dabei bis zu sechs anfliegende Objekte gleichzeitig erfassen. Die Iron Dome-Systeme werden seit Anfang 2011 offiziell genutzt.

Am 12. Januar gab das israelische Verteidigungsministerium bekannt, dass eine Testsequenz mit einer verbesserten Version des Raketenabwehrsystems Iron Dome erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Dabei wurden insgesamt fünf Abfangmissionen durchgeführt. Die Tests sollten die neuen Fähigkeiten in einer Vielzahl von Szenarien demonstrieren, in denen zukünftige Bedrohungen simuliert wurden. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Testkampagne werden die verbesserten Systeme nun an die israelische Luftwaffe ausgeliefert.

Testkampagne Iron Dome (Video: MoD Israel)

Welche konkreten Szenarien simuliert und welche Verbesserungsmaßnahmen umgesetzt wurden, wurde nicht bekannt gegeben. Der Iron Dome wurde vermutlich so leistungsgesteigert, dass das System nun auch zur Bekämpfung sehr niedrigfliegender Bedrohungen wie Marschflugkörper und unbemannte Luftfahrzeuge (UAVs) sowie Projektile mit ballistischer Flugbahn eingesetzt werden kann. Gerade der Iran hat in letzter Zeit seine Bemühungen bei der Entwicklung von Marschflugkörpern und UAVs intensiviert.

Daneben haben die US-Streitkräfte Iron Dome-Systeme bestellt, um sich in Einsatzgebieten wie beispielsweise dem Irak zu schützen. Bei der Ausschreibung wurden genau diese neuen Fähigkeiten gefordert. Eine weitere Forderung war der 360°-Schutz, den das System bisher nicht leisten konnte. Auch die veröffentlichten Videos aus Israel zeigen keine entsprechende Fähigkeit. Es wurde weiterhin das Standardradar ELM-2084 genutzt. Zur Erreichung einer 360°-Fähigkeit könnte das System in Zukunft jedoch mehrere dieser Radare oder auch andere integrieren.

In der Verlautbarung zum Test gibt das israelische Verteidigungsministerium an, dass Iron Dome bisher 2.000 erfolgreiche Abfangmissionen durchgeführt hat.

André Forkert