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Patriot garantiert Deutschlands Luftverteidigung. Bruce R. Eggers, Director Business Development für German Integrated Air and Missile Defense, Raytheon, erklärt die Vorteile und nächsten Entwicklungsschritte des weltweit führenden Luftverteidigungssystems.

Deutschland hat kürzlich beschlossen, seine Patriot-Luftverteidigungssysteme auf die derzeit modernste Konfiguration – Konfiguration 3+ – umzustellen. Warum ist dies so bedeutsam? 

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Bruce R. Eggers, Director Business Development für German Integrated Air and Missile Defense, Raytheon (Fotos: Raytheon International)

Eggers: Deutschland, die Niederlande sowie fünf weitere europäische Nationen und die USA vertrauen Patriot die integrierte Luft- und Raketenabwehr Europas an. Mit dem Upgrade auf Konfiguration 3+ verfügt Deutschland über die neuesten Updates, um auf sich entwickelnde Bedrohungen zu antworten und mit seinen Verbündeten über viele Jahre hinweg kompatibel zu bleiben.

Ist Patriot in der Lage mit den Bedrohungen der nächsten Generation umzugehen?

Eggers: Ja. Wir bieten Deutschland unsere Next Generation Patriot-Lösung an, die fortschrittliche Bedrohungen mit einem hochmodernen 360-Grad-Radar bekämpft, das mehr als 3.000 Teststunden absolviert hat. Kommandeure haben zudem eine operative Flexibilität aufgrund von Patriots Raketenmix aus GEM-T- und PAC-3 MSE-Lenkflugkörpern. Natürlich sind diese Lenkflugwaffen bereits in die Patriot Konfiguration 3+ integriert. Darüber hinaus verfügen wir über die zusätzliche Fähigkeit, IRIS-T SL einzubinden, sofern die deutsche und die U.S.-Regierung dies genehmigen.

Zusammen mit der Lösung von Rheinmetall fügt sich dies alles in eine nahtlose Architektur ein, welche die Anforderungen der deutschen bodengebundenen Luftverteidigung abdecken kann.

Ist Next Generation Patriot eine deutsche Lösung?

Eggers: Auf jeden Fall. Raytheon hat eine globale strategische Partnerschaft mit Rheinmetall, die integraler Bestandteil unserer Lösung ist. Wir haben bereits über die Möglichkeit der Einbindung von IRIS-T SL gesprochen. Darüber hinaus könnten wir mit Zustimmung der amerikanischen und deutschen Regierung möglicherweise das deutsche Mittelstreckenradar sowie die deutschen Führungs- und Kommunikationssysteme integrieren.

Ich möchte auch darauf hinweisen, dass MBDA derzeit an deutschen Patriots und die der Partnerstaaten arbeitet. Wir erwarten nicht, dass sich daran etwas ändert.

Raytheons neues auf Galiumnitrid (GaN) basierendes AESA Radar hat die 360-Grad-Fähigkeit zuverlässig bewiesen und setzt damit neue Maßstäbe der Luftverteidigung.

Glauben Sie, dass an der Behauptung Ihrer Konkurrenten, MEADS stelle die Zukunft dar, während Patriot der Vergangenheit angehört, etwas dran ist? 

Eggers: Die Realität ist, dass MEADS auf der Grundlage veralteter Technologie basiert, die es nie durch das Zulassungsverfahren geschafft hat. Im Jahr 2011 entschied sich die US-Armee, die Teilnahme am Programm zu beenden, da MEADS Milliarden über dem Budget und Jahre hinter dem Zeitplan lag. MEADS ist seitdem geschwächt, während die technologische Entwicklung weitergeht. Betrachten Sie Ihr Handy aus dem Jahr 2011 und vergleichen Sie es mit dem, was es heute ist.

Sicherlich, Patriot hat den gleichen Namen wie beim ersten Einsatz – und sieht äußerlich sogar genauso aus – aber hier endet die Ähnlichkeit auch schon. Die Technologie von Patriot wird ständig aktualisiert, getestet und verbessert, dank der kontinuierlichen Investitionen der gesamten Patriot-Partnerschaft.

Patriot ist das bevorzugte Luftverteidigungssystem von 17 Ländern. Seit November 2017 sind vier neue Nationen der Partnerschaft beigetreten – das Königreich Bahrain ist unser jüngster Beitritt, der im August erfolgte. Diese Länder analysierten die Bedrohung, werteten die Daten aus und trafen ihre Wahl für heute und für die Zukunft. Wie viele Länder haben sich für MEADS entschieden?

Patriot ist das Rückgrat der eigenen integrierten Luft- und Raketenabwehr einer stetig wachsenden Gemeinschaft aus 17 Partnerstaaten und wurde über 2500 Mal unter Aufsicht der US Armee unter realistischen Bedingungen getestet.

Aber die Bedrohungen entwickeln sich ständig weiter und verbessern sich. Ist ein neues System – wie MEADS – nicht erforderlich, um dies zu adressieren?

Eggers: Bedrohungen haben sich immer weiterentwickelt und perfektioniert. Ein Luftverteidigungssystem muss ständig modernisiert und optimiert werden, um diesen Gefahren immer einen Schritt voraus zu sein, unabhängig davon, wer es herstellt. Dieses konstante Tempo der Verbesserung beizubehalten, wäre unglaublich teuer, wenn eine Nation auf sich allein gestellt ist.

Die 17 Länder, die zusammen mehr als 220 Patriot-Feuereinheiten besitzen, investieren in Modernisierungen und Upgrades, die auf Tests und Erfahrungen aus dem laufenden Betrieb basieren. MEADS ist nicht nur veraltet, sondern auch ungetestet gegen das Spektrum der Luft- und Raketengefahren, die es behauptet, bekämpfen zu können.

Einmal angenommen, dass MEADS irgendwann in der Zukunft gebaut wird, würde der Preis für seine Entwicklung voraussichtlich 8 Milliarden Euro betragen. Aber die Veränderung der Bedrohungen wird nicht Halt machen. Ist Deutschland als einziges Mitglied des „MEADS-Klubs“ bereit, alle diese Kosten zu tragen?

Sie sprechen davon, dass Patriot eine bewährte Lösung ist, aber es gab einige hochkarätige Berichte über Patriot-Fehlschläge im Einsatz.  Wie reagieren Sie darauf?

Eggers: Ich werde nicht auf bestimmte Vorgänge oder die Ungenauigkeit von Presseberichten eingehen, aber ich denke, die Fakten sprechen für sich. Die Regierungen von 17 Nationen haben Fakten und Daten verwendet, um festzustellen, dass Patriot das Rückgrat ihrer integrierten Luft- und Raketenabwehr sein soll. Die U.S. Armee und andere Patriot-Partner haben mehr als 1.500 Flugtests und 3.200 Bodentests mit Patriot durchgeführt. Patriot wurde von fünf Nationen im Kampf eingesetzt und hat hierbei mehr als 250 taktische ballistische Raketen abgefangen. Fakten sind wichtig, und die Realität ist und bleibt, dass Patriot Leben rettet.