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Interview mit dem militärischen Vizepräsidenten des Bundesamtes für Informationstechnik, Nutzung und Ausrüstung der Bundeswehr, Generalmajor Dipl.-Ing. Gert Nultsch

ES&T: Herr General, welche aktuellen Themenbereiche haben für Sie zurzeit besondere Priorität?

Nultsch: Wenn ich dem Rational der Planung folge, und nur die Planung hat ein artikuliertes und gebilligtes Rational, wäre es, der Erreichung des Zwischenziels Nummer 1 des Fähigkeitsprofils der Bundeswehr zu folgen. Das ist die Sicherstellung der materiellen Ausstattung der NATO-Speerspitze, der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) 2023. Das ist der Kern unserer Anstrengungen.
Darüber hinaus gibt es aber Entscheidungen, die politisch getrieben sind und unsere Arbeit hier gleichermaßen beeinflussen. Ich denke hier zum Beispiel an deutsch-französische Projekte. Hier konnte man am Beispiel des Unterstützungshubschraubers Tiger und des HAP (Hélicoptère d‘Appui et Protection) sehr deutlich sehen, wie insbesondere die späte Wirkung dieses Willens sich positiv darstellt.

Was hat am Ende tatsächlich Priorität? Ein intelligentes Ressourcenmanagement, das davor schützt, die Menschen hier im Hause zu verlieren.

ES&T: Welche wesentlichen Aufgabenbereiche hat der militärische Vizepräsident des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr? Welchen Einfluss können Sie auf die Projekte nehmen?

Nultsch: Wir haben als einzige Bundesbehörde zwei Vizepräsidenten – einen militärischen und einen zivilen, wobei der militärische zivilmilitärisch kodiert ist. Es könnte also auch ein ziviler Vizepräsident sein. Bisher war es Tradition, dass der zivile Vizepräsident sich auf die Themen Verträge, Justitiariat und operative Beschaffung beschränkt, während der militärische Vizepräsident sich in erster Linie mit den operativ tätigen Abteilungen auseinandergesetzt hat.

Nun bin ich auch militärischer Vorgesetzter und versuche mich, als solcher aktiv einzubringen. Dazu kommt die Aufgabe als Beauftragter für Reservistenangelegenheiten, denn wir sind mit rund 30.000 Tagen für Reservistendienst Leistende kein Kleinverbraucher. Ohne unsere Reservisten könnten wir viele Aufgaben gar nicht erfüllen.

Wenn ich auf die Projekte blicke, möchte ich darauf hinweisen, dass dies nur ein Segment bedient. Die Philosophie des Customer Product Managment (CPM, siehe Kasten) blickt auch in Richtung MOTS (Modifiable off-the-shelf) und grenzt hier das klassische Projekt ab.

Im Bereich IT werden wir viel stärker noch in Richtung Programme und Architekturen gehen müssen. Wir sind unter dem Strich ein Amt, das operative Beschaffung betreibt. Konkreten Einfluss auf Projekte nehme ich also nicht, aber ich zeichne die CPM-Dokumente natürlich mit. Einem ganzheitlichen Ansatz folgend sehe ich hier keine unmittelbaren, sondern eine mittelbare Aufgabe.

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