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„Wenn ich Rohani auch nur reden höre, dann weiß ich doch, dass er lügt.“ Der junge Forscher von der Universität Teheran nimmt kein Blatt vor den Mund. Ungewöhnlich harte Kritik in einem Land, das nicht gerade als Vorreiter von Meinungs- und Redefreiheit bekannt ist. Sie spiegelt zumindest einen Teil der Frustration und Verärgerung wider, die in letzter Zeit immer häufiger auch zu Protesten und Demonstrationen in verschiedenen Teilen des Iran führen. Nicht US-Präsident Donald Trumps Anti-Iran-Kurs mit all seinen Anfeindungen und Sanktionen stehen da im Vordergrund, sondern das Verhalten der Regierung Rohanis.

Als Hassan Rohani sich vor fast zwei Jahren mit 57 Prozent der Wählerstimmen für eine zweite Amtsperiode als iranischer Präsident qualifiziert und seinen erzkonservativen Herausforderer in die Schranken verwiesen hatte, da atmeten viele Iraner auf: Selbst wenn es ihm in der ersten Amtszeit nicht gelungen war, die Hoffnungen der Bevölkerung auf bessere wirtschaftliche und gesellschaftliche Lebensbedingungen zu erfüllen, so blieb man doch zuversichtlich, dass Rohani – und nur dieser – solche Veränderungen würde bringen können. Immerhin war er es doch gewesen, der den ebenso leidigen wie gefährlichen Atomstreit beendet hatte: Rohani würde es schon richten. Die Iraner hatten sich zu viel erhofft und die Rechnung ohne die Trump-Wahl und deren Folgen gemacht. So sieht auch der Mann von der Teheraner Uni eher die eigene Regierung in der Pflicht als die in Washington. Während man von den USA seit Jahrzehnten eigentlich nichts Produktives erwartet habe, demonstriere die Regierung einen Mangel an Verantwortung. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Sie bleibe die Antwort schuldig – auf die neuen außenpolitischen Herausforderungen ebenso wie auf die innenpolitischen Probleme, die auch zwei Jahre nach der letzten Präsidentschaftswahl ungelöst seien. 

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