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Im Verlauf eines trilateralen Gespräches am 3. Juni 2021 in Toulon unterzeichnete der Chief of Naval Operations Admiral Mike Gilday, Admiral Tony Radakin, First Sea Lord der britischen Royal Navy und Admiral Pierre Vandier, Inspekteur der französischen Marine, eine weitere Kooperationsvereinbarung. Darin erneuern sie ihr Engagement für eine engere Zusammenarbeit und Interoperabilität rund um den Globus – sowohl bei Einsätzen als auch bei Übungen -, um den Herausforderungen von morgen zu begegnen und einen strategischen Vorteil auf See zu wahren. Admiral Gilday: „Durch fortgesetztes Engagement und Dialog stärken wir zweifellos die kollektive Fähigkeit unserer Streitkräfte, die freie Nutzung von Seeverbindungen zu sichern – und den wirtschaftlichen Wohlstand, der damit einhergeht… Dabei ist das Ganze mehr als die Summe seiner Einzelteile!“

Admiral Radakin stellte seinerseits fest: „Das heutige trilaterale Treffen zwischen der Marine Nationale, der United States Navy und der Royal Navy, den drei NATO-Nuklearnationen und den drei Trägermarinen der Allianz, unterstreicht unser gemeinsames Engagement für die NATO und unsere mutigen Schritte in Richtung einer immer größeren Interoperabilität und Austauschbarkeit. Dafür ist der Einsatz der Carrier Strike Group 21 der Royal Navy ein klarer Beweis: ein Träger der Royal Navy, der ein NATO-Träger wird, operiert unterstützt von verbündeten Kampfjets, Fregatten und Zerstörern, die als eine Einheit arbeiten.“

„Beim Blick auf den Horizont erkennen wir, dass die gemeinsamen Herausforderungen in Umfang und Komplexität weiter zunehmen werden“, sagte Admiral Vandier. „Unsere drei Marinestreitkräfte müssen darauf vorbereitet sein, in Konflikten unterschiedlicher Intensität auf der ganzen Welt gemeinsam zu reagieren. Unsere trilateralen Ausbildungs- und Übungsaktivitäten spiegeln diese Realität wider und stellen sicher, dass wir in der Lage sind, gemeinsam auf höchstem Niveau zu operieren.“

Das Treffen der drei Marinechefs steht am Ende des fünfmonatigen Einsatzes der „Charles de Gaulle“, der sie bis in den Persischen Golf führte. Während der Mission Clemenceau 21 (ESuT berichtete) führte der französische Flugzeugträger die Task Force 50 der US Navy, operierte gemeinsam mit der USS „Dwight D. Eisenhower“ (CVN-69) und seiner Einsatzgruppe und beteiligte sich an der Operation ‚Inherent Resolve‘ bzw. ‚Chammal‘, der militärischen Intervention der USA und Frankreichs gegen die Terrormiliz Islamischer Staat im Irak und in Syrien. Vom 1. bis zum 4. Juni traf die „Charles de Gaulle“ auf den britischen Flugzeugträger HMS „Queen Elizabeth“ im Rahmen der Übung ‚Gallic Strike‘. In ihrem Mittelpunkt stand das Training von Dual-Carrier-Operation, d. h. zwischen die Koordinierung von Operationen und des gemeinsamen Einsatzes zwischen zwei Flugzeugträgern zur Koordinierung in einem integrierten Verband. Dies umfasst die Simulation von Einsätzen gegen See- und Landziele sowie die Verteidigung des Trägerverbandes sowie taktische Übungen der beteiligten Flugzeuge, hier zwischen 18 Rafale-Marine auf französischer und 18 F-35B auf britischer Seite.

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Historisches Treffen : Queen Elizabeth trifft Charles de Gaulle, Foto: U.S. Marine Corps / Lt. Zachary Bodner

HMS „Queen Elizabeth“ steht am Anfang ihrer operativen Verwendung. Als Flaggschiff der UK Carrier Strike Group 21 führt sie seit dem 23. Mai sechs Schiffe und ein U-Boot der Royal Navy, einen Zerstörer der US Navy, USS „The Sullivans“, und eine Fregatte aus den Niederlanden, HNLMS „Evertsen“, in den asiatisch-pazifischen Raum. Der Verband, der im Dezember 2021 zurückerwartet wird, gilt als die größte Zusammenführung von See- und Luftstreitkräften, die Großbritannien in einer Generation aufstellte. Nicht ganz im Sinne eines Aufwärmtrainings, nahm sie bis zum 28. Mai an der NATO-Übung ‚Steadfast Defender‘ teil und konnte mit zwei der Ständigen Marineeinsatzgruppen der NATO sowie einer Amphibischen Einsatzgruppe der US Navy (Amphibious Ready Group) um die USS „Iwo Jima“ zusammenarbeiten. Ihre eingeschifften F-35B des RAF Geschwaders 617 übten mit anderen alliierten Luftfahrzeugen in der NATO-Übung Atlantic Trident 2021. Bemerkenswert, dass „Queen Elizabeth“ quasi auf ihrem ‚Jungfern-Manöver‘ in eine großangelegte NATO-Übung eingebunden war.

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Die jetzige Begegnung der drei Marinechefs greift die Absichtserklärungen, die vor einem Jahr getroffen worden sind, auf. Am 12. Juni 2020 hatten sie sich, damals in einer virtuellen Konferenz, darauf verständigt, gemeinsam an der Aufrechterhaltung des regelbasierten internationalen Systems zu arbeiten.

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Trilaterale Abstimmung von Flugzeugträger-Marinen (von links nach rechts: Admiral Mike Gilday, Admiral Pierre Vandier, Admiral Tony Radakin), Foto: U.S. Navy

Als politischer Fingerzeit kann die vom amerikanischen Marinechef Mike Gilday gemachte Einlassung verstanden werden, der engere Arbeitsbeziehungen mit der britischen und französischen Marine verspricht. Immerhin verständigen sich hier drei ständige UN-Sicherheitsratsmitglieder, drei Nuklearmächte und drei Flugzeugträgermarinen. Neben transatlantischen mögen dabei auch indo-pazifische Überlegungen eine Rolle spielen.

In Europa verfügen auch die Marinen Spaniens und Italiens über Flugzeugträger. Die Marina Militare konnte im Frühling 2021 die Testkampagne und Zertifizierung für F-35B auf der „Cavour“ abschliessen. Die spanische „Juan Carlos“ diente als Vorlage für die TCG „Anadolu“ der türkischen Marine.

Hans Uwe Mergener