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Nach australischen Medienberichten schürt der am 14. Januar veröffentlichte Bericht des Australian National Audit Office (ANAO) über den Stand der Beschaffung von zwölf U-Booten der Attack-Klasse Sorgen um Kosten, Leistungsfähigkeit und Lieferzeit.

Demnach hat das Programm, gegenwärtig in der Entwurfsphase (design phase), eine Verzögerung von neun Monaten gegenüber den Vorentwurfsschätzungen. Zwei wichtige vertraglich vereinbarte Meilensteine ​​(Überprüfung der Konzeptstudien und der Systemanforderungen) wurden verlängert. Infolgedessen kann bzw. konnte das australische Verteidigungsministerium den Mittelabfluss (in Höhe von 396 Mio. USD für das Design) nicht fristgerecht sicherstellen.

Die Gesamtbewertung des Risikos durch das Verteidigungsministerium sei „hoch“. Es wurden, so geht aus dem Bericht der ANAO hervor, Vorkehrungen zur Risikominderung getroffen, die auch die langfristige Partnerschaft mit Naval Group betreffen.

Eine Beziehung, die sich in einem noch relativ jungen Stadium befindet. Australien und Frankreich unterzeichneten am 11. Februar 2019 in Canberra eine strategische Partnerschaft, in dessen Mittelpunkt der Vertrag zum Bau der 12 U-Boote der ‚Attack‘-Klasse steht. Mit dem damaligen Vertragsschluss ging ein langes und zähes Ringen um den Ersatz der sechs Collins-Klasse U-Boote der Royal Australian Navy zu Ende. Naval Group konnte sich bei dem ca. 49,5 Milliarden Euro schweren Geschäft (80 Milliarden AU$) gegen japanische, schwedische, spanische und deutsche Konkurrenz durchsetzen (ESuT berichtete).

Das erste U-Boot HMAS ‚Attack‘ soll nach jetzigem Stand 2034 zulaufen, drei Jahre später als früher beabsichtigt. Die Collins-Klasse soll nun ab 2036 auslaufen.

Australien verspricht sich ein Know-How-Transfer sowie Arbeitsplatzerhaltung in einer stark gebeutelten Werftenlandschaft – ca. 2.500 – 3.000 Arbeitsplätze wurden damals angegeben. Fast 200 australische Zulieferer wurden für das Programm mit der Naval Group Australia (in Adelaide ansässig) vorqualifiziert.
Im Oktober 2019 gab das Pariser Unternehmen den Start der Naval Group Pacific, verantwortlich für die kommerzielle Entwicklung und F & E-Aktivitäten in Australien und Neuseeland, mit Sitz in Sydney bekannt. Naval Group Pacific vermeldete im Dezember 2019 mit der Unterzeichnung von neun verschiedene Memoranda of Understanding (MoUs) mit australischen Unternehmen erste Erfolge. Dabei geht es um CANTO®, ein System von Gegenmaßnahmen gegen Torpedos für die U-Boote und die Überwasserschiffe der Royal Australian Navy.

Die jetzige Veröffentlichung hat die Diskussion um Kosten-Nutzen der U-Boote sowie deren mögliche Alternativen (einschließlich Prüfung über den Kauf von der Stange der Barracuda-Klasse mit Nuklear-Antrieb (ebenfalls Naval Group), Bewaffnung und Elektronik aus den USA) entfacht.

Hans Uwe Mergener