Laut einem Bericht der Japanischen Maritimen Selbstverteidigungsstreitkräfte (JMSDF) haben zwei chinesische Flugzeugträger vergangene Woche zum ersten Mal duale Trägeroperationen im Pazifischen Ozean durchgeführt. Dieses Ereignis stellt einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung der Trägerfähigkeiten der Marine der Volksbefreiungsarmee (PLAN) dar.
Vom 8. bis 16. Juni operierten die Flugzeugträger „Shandong“ und „Liaoning“ zusammen mit sechs weiteren Schiffen verschiedener Klassen. Der Verband fuhr westlich von Shanghai, südlich von Okinawa, weiter nach Süden in Richtung der Philippinen und dann ostwärts in den offenen Pazifik. Während dieser Zeit führten die beiden Träger Flugoperationen sowohl unabhängig als auch gleichzeitig durch und drangen dabei weiter in den Pazifik vor als je zuvor.
Dies ist eine Weiterentwicklung gegenüber letztem Oktober, als zwei PLAN-Träger bei gemeinsamen Übungen im Südchinesischen Meer gesichtet wurden. Der jüngste Verband passierte die zweite Inselkette, eine Inselkette, die sich von Japan bis nach Guam und Mikronesien erstreckt. Die JMSDF berichtete, dass die „Shandong“ bis zu 450 km vor Okinotorishima, Japans südlichster Insel, und die „Liaoning“ etwa 300 km vor Minamitori, Japans östlichster Insel, gesichtet wurde.
Im Verlauf der Übung stieg die Anzahl der Flugoperationen auf der „Liaoning“ von 10 pro Tag auf bis zu 90 pro Tag, während die Operationen auf der „Shandong“ zwischen 10 und 30 pro Tag lagen. Zwischen dem 10. und 12. Juni verzeichnete die „Liaoning“ insgesamt 150 Starts und Landungen, die „Shandong“ im gleichen Zeitraum 120. Überwiegend wurden dabei Shenyang J-11 Luftüberlegenheitsjäger gestartet, ergänzt durch andere Hubschrauber und Unterstützungsflugzeuge.
Die begleitenden Schiffe der Trägergruppen
Die Übung umfasste auch mehrere andere Schiffe, die in den beiden jeweiligen Gruppen der Träger operierten. Laut JMSDF wurde die Gruppe der „Liaoning“ von zwei weiteren Schiffen begleitet: dem Zerstörer „Nanchang“ der Renhai-Klasse (Typ 055) und dem Zerstörer „Tangshan“ der Luyang-III-Klasse (Typ 052D).
Die Gruppe der „Shandong“ war größer und umfasste vier weitere Schiffe: den Zerstörer „Yanan“ (ebenfalls Renhai-Klasse, Typ 055), den Zerstörer „Zhanjiang“ (Luyang-III-Klasse, Typ 052D), die Fregatte „Yuncheng“ (Jiangkai-II-Klasse, Typ 054A) und das Versorgungsschiff „Chaganhu“ der Fuchi-Klasse (Typ 903A).
Geopolitisch relevante Route
Der PLAN-Sprecher, Hauptmann Wang Xuemeng teilte über die Plattform X mit, dass die Übung dazu diente, „die Fähigkeiten der Streitkräfte in der Verteidigung auf hoher See und bei gemeinsamen Operationen zu testen“, und bezeichnete sie als „Routinetraining“. Zudem betonte Xuemeng, dass „Chinas Trägertraining in internationalen Gewässern durchgeführt wurde, nicht gegen ein bestimmtes Land oder Ziel gerichtet war und vollständig mit internationalem Recht und internationaler Praxis übereinstimmte.“
Stimmen aus Japan, den Philippinen und den USA zeigen sich jedoch besorgt, da die beiden Trägergruppen zusammen die Linie der zweiten Inselkette zwischen Japan und Guam überschritten. Die sogenannte Inselkettenstrategie ist eine US-amerikanische Militärdoktrin, die noch aus dem Kalten Krieg stammt. Sie definiert Einflusszonen im Pazifik, besonders im oft als „Indopazifik“ bezeichneten Südchinesischem Meer. Die nun durchquerte zweite Inselkette ist in einem möglichen Konflikt mit China von den Vereinigten Staaten als zweite Verteidigungslinie definiert.
Dabei ist davon auszugehen, dass China bewusst von den USA gezogene Grenzen herausfordern will. Denn die Übung setzte für die PLAN selbst verschiedene Meilensteine in Bezug auf Entfernung, Operationen und Tempo. Diese Fähigkeitssteigerung entspricht den generellen chinesischen Ambitionen in der Region. Über die damit zusammenhängenden Spannungen berichtete die ES&T zuletzt im Rahmen der gemeinsamen Manöver Japans und den Philippinen.
Redaktion / jd