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Nach dem historischen Eklat im Weißen Haus zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Staatoberhaupt Wolodymyr Selenskyj am 6. März stellten die USA kurzfristig einen Großteil ihrer Unterstützung für die Ukraine ein. Bis zum 12. März waren unter anderem Satelliten- und Aufklärungsdaten nicht verfügbar, zudem wurden die Radarstörsender der F-16 ohne die notwendigen Updates unbrauchbar. Diese Entwicklung verdeutlicht die Gefahr einer einseitigen Abhängigkeit von US-Technologie.

Technologische Abhängigkeit mit Folgen: US-Blockade setzt ukrainische F-16 außer Gefecht

Radarsysteme sind das Rückgrat der Luftraumaufklärung. Um eigene Flugzeuge vor gegnerischer Radarerkennung zu schützen, kommen elektronische Gegenmaßnahmen (Electronic Countermeasures, ECM) zum Einsatz. Die kurzfristige Einstellung der US-Unterstützung führte dazu, dass die Radar-Störsender der rund 25 ukrainischen F-16 keine Frequenzupdates mehr erhielten – und damit wirkungslos wurden.

Die betroffenen Störsender vom Typ AN/ALQ-131 sind seit den 1980er Jahren in den USA im Einsatz. Sie werden als externe Pods an Waffenstationen der Flugzeuge montiert und können unabhängig vom Trägerflugzeug arbeiten. Ihre Hauptfunktion besteht darin, mit starker Sendeleistung (5,6 bis 8,1 kW, je nach Modell) gegnerische Radarsysteme durch Rauschen oder gezielte Falschsignale zu stören.

Die in der Ukraine eingesetzten F-16 waren wegen fehlender Updates zeitweise nur noch eingeschränkt einsetzbar. (Foto: Gerard van der Schaaf, CC BY 2.0)

Für einen effizienten Betrieb sind jedoch regelmäßige Frequenzupdates erforderlich, die von den USA bereitgestellt werden müssen. Russische Radarsysteme wechseln ihre Sendefrequenzen kontinuierlich, um Störungen zu umgehen. Damit die Störsender weiterhin wirksam bleiben, müssen sie entsprechend nachjustiert werden – ein fortlaufender Wettlauf zwischen Radar und Gegenmaßnahmen.

Da die Trump-Administration die Lieferung dieser essenziellen Updates kurzfristig aussetzte, war es nur eine Frage der Zeit, bis Russland die bisherigen Störsignale vollständig umgehen konnte. Infolgedessen wurden die F-16 schutzlos gegenüber gegnerischer Radarerfassung und damit erheblich verwundbarer. Diese Situation verdeutlicht die Risiken einer einseitigen technologischen Abhängigkeit in militärisch kritischen Bereichen.

Mirage-2000 könnte Lücke schließen

Ohne funktionierende Störsender konnten die ukrainischen F-16 nur noch im Hinterland eingesetzt werden, beispielsweise zur Luftabwehr gegen Marschflugkörper und Drohnen. Eine mögliche Alternative, derartige Abhängigkeiten künftig zu senken, könnte die französische Mirage 2000 bieten: Ihr Sabre-ECM-System wird unabhängig von den USA aktualisiert. Derzeit sind sechs Mirage 2000 in der Ukraine im Einsatz. Frankreich plant, die eigene Mirage-Flotte bis 2030 auszumustern und an die Ukraine zu übergeben. Somit stünden dem Land mittelfristig bis zu 40 Maschinen zur Verfügung.

Airbus warnt vor Kill-Switch in der F35

Die jüngsten Entwicklungen werfen auch eine grundsätzliche Frage auf: Wie abhängig sollte Europa von US-Waffensystemen sein? Airbus-Rüstungschef Michael Schöllhorn warnt in der Augsburger Allgemeinen vor weiteren F-35-Käufen: „Das vermehrte Budget für Verteidigungsausgaben sollte nicht für Standardprodukte aus den USA verwendet werden, da dies unsere Abhängigkeit von anderen Ländern nur verstärken würde“, erklärte Schöllhorn.

Während bei der F-16 „nur“ die ECM-Updates ausblieben, könnte die F-35 noch weitreichender betroffen sein. Experten warnen, dass die USA theoretisch bestimmte Funktionen aus der Ferne deaktivieren oder Ziel- und Landebereiche sperren könnten, falls sich ein Einsatz nicht mit den eigenen Interessen deckt.

Strategische Autonomie statt Abhängigkeit

Der Fall der ukrainischen F-16 offenbart die Risiken einseitiger technologischer Abhängigkeiten in der Verteidigungspolitik. Die kurzfristige Einstellung der US-Unterstützung machte deutlich, wie verwundbar Streitkräfte sind, wenn essenzielle Systeme von externen Zulieferern abhängig bleiben.

Um die eigene Einsatzfähigkeit nachhaltig zu sichern, muss Europa verstärkt auf unabhängige Rüstungslösungen setzen und alternative Beschaffungswege ausbauen. Dies betrifft nicht nur die Luftstreitkräfte, sondern auch andere kritische Bereiche wie Satellitenkommunikation, Aufklärungssysteme und elektronische Kampfführung. Langfristig kann nur eine stärkere technologische Eigenständigkeit die Handlungsfähigkeit europäischer Streitkräfte gewährleisten und geopolitische Abhängigkeiten verringern.

Simon Bäumer