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Nie zuvor wurden derartig viele Drohnen in militärischen Auseinandersetzungen eingesetzt wie heute: Tendenz steigend. Mit dem Innovationsvorhaben Drohnenabwehr aller Truppen werden Drohnenangriffe simuliert und eine Abwehr mit der Handwaffe kann erstmalig kostengünstig und realitätsnah trainiert werden.

Im Ukraine-Krieg sind fliegende Klein- und Kleinstdrohnen zu einem bestimmenden Faktor geworden. Sowohl die ukrainischen Streitkräfte als auch die Invasoren aus Russland setzen sie ein, um den Gegner und seine kritischen Infrastrukturen zu bedrohen und anzugreifen.

Dabei lässt sich nachvollziehen, dass Soldaten immer wieder von Drohnen überrascht werden, nicht nur im Gefecht, sondern auch hinter den Linien. Angehörige der Infanterie genauso wie Sanitäter. Im Falle eines solchen Angriffs fehlt für zielgerichtete Gegenmaßnahmen meist die Zeit. Abwehrsysteme für den Nahbereich, wie Jammer oder Flugabwehrgeschütze sind auch nicht immer zur Hand. Die Handwaffe bleibt das letzte Mittel zur Verteidigung.

Ein Soldat des Objektschutzregiments übt mit DAAT die Verteidigung gegen den Angriff aus der Luft mit der Handwaffe. (Quelle: CIHBw )

Mit dem laserbasierten Abwehrtraining „Drohnenabwehr aller Truppen“ (DAAT) lässt sich dieses Szenario für den Ernstfall üben.

Üben für den Ernstfall

Dabei wird ein Drohnenangriff simuliert, mit Schuss auf tatsächliche Ziele. Zu diesem Zweck hat der Cyber Innovation Hub der Bundeswehr den Duell-Simulator FACT gemeinsam mit dem Hersteller weiterentwickelt. Dafür wird ein Vorschalt-Laser an eine beliebige Waffe angebracht und eine handelsübliche Drohne mit einem Sensor, dem Drone Defense Simulation System, ausgerüstet. Die Sensoren sind gekuppelt an die Command Station (in Form eines I-Pads.) Die Waffen sind Datenangebunden und der Ausbilder hat die Command Station zur direkten Auswertung der Trefferquote an der Hand.

Die Sensoren werden an eine handelsübliche Drohne angebracht und gekuppelt an die Command Station. Trifft der Schütze mit dem Laser den Sensor, meldet dieser an die Command Station den Treffer und gibt ein visuelles Signal. (Quelle: CIHBw )

Trifft der Schütze also mit dem Laser den Sensor, meldet der Sensor an die Command Station den Treffer und gibt ein visuelles Signal. Daneben erkennt das System via Akustik und Rückstoß den Schuss. Der Vorteil dabei ist, dass das System ein wiederholtes Üben ermöglicht, ohne die Zieldrohnen dabei zu zerstören oder zu beschädigen. Potentiell kann das Innovationsvorhaben für einen breiten Nutzerkreis skaliert werden.

Die Sensoren sind mit der Command Station (in Form eines I-Pads) verkuppelt. Mit dieser erhält der Ausbildende einen direkten Überblick über die Trefferquote. (Quelle: CIHBw )

Drohnenabwehr für alle Truppenteile

Aktuell wird das Innovationsvorhaben mit dem Objektschutzregiment der Luftwaffe „Friesland“ in Schortens erprobt.

Hauptfeldwebel K. von der taktisch-technischen Versuchsgruppe des Regiments findet: „die Grundidee ist top. Hier merkt man wirklich: ich treffe das Ding – oder auch nicht – und genau das ist der Trainingseffekt, den ich haben will.“

Durch den Einsatz von DAAT lassen sich auch taktische Erkenntnisse sammeln. Zum Beispiel wie in unterschiedlichen Settings auf einen Drohnenangriff reagiert werden kann. (Quelle: CIHBw )

Mit dem Einsatz von Drohnenabwehr aller Truppen kann nicht nur eine Fähigkeitslücke in der Ausbildung aller Truppenteile geschlossen werden, sondern durch den Einsatz des Systems lassen sich auch taktische Erkenntnisse sammeln. Zum Beispiel wie in unterschiedlichen Settings auf einen Drohnenangriff reagiert werden kann. Schießausbilder können über das Daten-Backend binnen weniger Sekunden detaillierte Analysen des Gefechtsverhaltens erstellen lassen. Und auf Basis dessen den Soldaten Hinweise geben, was sie in der Drohnenabwehr verbessern können.

Josefine Neuschäffer